Jubelnde Fans, harte Ansagen – VdB und Hofer kreuzten auf oe24.TV erstmals die Klingen.
Das 1. TV-Duell vor der Stichwahl am 4. 12. ist vielleicht schon das spannendste: Am Donnerstagabend treffen die Hofburg-Kandidaten Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer im Studio von oe24.TV aufeinander. ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner moderiert – die Kandidaten schenken einander nichts.
Rot-weiß-rote Ballons und laute Hurra-Rufe
Schon das Eintreffen im ÖSTERREICH-Newsroom ist turbulent: Die Polizei sperrt die Straße für hundert Fans. Die FPÖ-Unterstützer begrüßen Hofer. Minuten später kommt Van der Bellen – Jubel der anderen Seite.
Im Studio geht es rasch zur Sache: Was bedeutet Trump für Österreich? Van der Bellen hofft, dass der Milliardär „besorgniserregende Vorhaben“ nicht umsetzt. Hofer denkt, dass der Konflikt mit Russland sich jetzt lösen kann.
Dann geht es hart weiter. VdB wirft Hofer vor, in Sachen EU-Armee am Montag dafür, am Dienstag aber dagegen zu sein, Hofer bestreitet das. Dann wird es noch noch heftiger: Hofer attestiert VdB, kommunistisch gewählt zu haben. Was der Professor mit einem „ein bissl blöd“ quittiert. VdB weiter: „Ich will keinen rechten Burschenschafter in der Hofburg.“
Überraschend einig dann in Sachen Ausländer – beide Kandidaten sind dafür, kriminelle Zuwanderer abzuschieben.
Hofer bestätigt dann: Er hätte die Regierung in der Flüchtlingskrise entlassen.“ Jetzt sei das nicht nötig, am 21. Mai gebe es ohnehin Neuwahlen.
Das Streitgespräch im Wortlaut
oe24.TV: 11.238 Fragen von Lesern, Sehern und Internt-Usern sind an Sie zu uns gekommen. Die meisten Fragen kamen zu Donald Trump. Was halten Sie von ihm?
Alexander Van der Bellen: Er hat die Wahl eindeutig gewonnen, das ist zu respektieren. Sein Wahlkampfstil, die sexistischen Übergriffe waren aber inakzeptabel. Inhaltlich hat er Besorgnis ausgelöst. Geben wir ihm einige Monate Zeit.
Norbert Hofer: Ich bin kein Trump-Fan, aber ich habe die große Hoffnung, dass die Beziehungen zu Russland besser werden.
oe24.TV: Sie haben VdB kritisiert und gesagt, er sei ein „Elefant im Porzellanladen“.
Hofer: Elefanten sind ganz süße Geschöpfe. Ich sehe das nicht als Schimpfwort.
oe24.TV: Wird der Wahlsieg Trumps Auswirkungen auf die EU haben?
Hofer: Europa sollte nicht gegen die USA mobilisieren. Eine EU-Armee kann man nicht schaffen. Van der Bellen hat einmal gesagt, wenn eine Europa-Armee kommt, sollten wir unsere Neutralität aufgeben.
Van der Bellen: Am Montag war Hofer total für eine Europa-Armee, am Dienstag nicht mehr. So viel zur Konsistenz von Herrn Hofer. Die neutralen Staaten haben selbstverständlich ihre Neutralität zu wahren.
oe24.TV: Sind Sie die Austro-Version von Trump?
Hofer: Ich habe eine völlig andere Frisur.
oe24.TV: Herr Van der Bellen, Sie haben vom „Alpen-Mordor“ gesprochen, wenn Hofer Präsident wird ...
Van der Bellen: Ich trete dafür ein, dass wir wieder zuversichtlich werden. Ich will kein Österreich, in dem alles schiefgeht. Ich habe mich nicht auf Personen oder Parteien bezogen.
Hofer: Es wird nicht Alpen-Mordor, wenn ich gewinne.
oe24.TV: Wie halten Sie es mit dem Öxit?
Hofer: Zweifellos steckt die EU in einer Krise. Wie können wir die EU wieder auf Schiene bringen? Der Austritt ist nicht die richtige Lösung, außer die Türkei tritt bei oder es entwickelt sich ein Zentralstaat.
Van der Bellen: Ich halte fest, dass sich Hofer nicht eindeutig vom Öxit distanziert. Von mir gibt es ein kategorisches Nein zu einem Austritt aus der EU.
oe24.TV: Werden Sie CETA unterschreiben?
Van der Bellen: Bis CETA am Tisch liegt, vergehen noch Jahre. Das Parlament muss sich vorher dafür entscheiden.
Hofer: Van der Bellen wird unterschreiben, weil seinem Komitee nur Menschen angehören, die für CETA sind. Eliten, die überall abgewählt werden.
Van der Bellen: Herr Hofer bringt hier einiges durcheinander. In meinem Komitee sind Ärzte, Dachdecker, Hausbesorger. Wenn die alle zur Elite gehören, fresse ich einen Besen.
oe24.TV: Wollen Sie noch die Regierung entlassen?
Hofer: Ich höre aus Regierungskreisen, dass am 21. Mai ohnehin Neuwahlen sind. Da muss der Präsident nicht mehr eingreifen.
oe24.TV: Ein Seher fragt uns, warum Sie sich nicht von Ihrer Burschenschaft distanzieren, Herr Hofer?
Hofer: Ich bin Ehrenmitglied einer Schülerverbindung und werde das bleiben.
Van der Bellen: In den Burschenschaften, in denen FPÖ-Mitglieder vertreten sind, gibt es auch Rechtsextremismus. Ich will keinen rechten Burschenschafter in der Hofburg.
Hofer: Und ich will keinen Präsidenten, der von der KPÖ unterstützt wird.
oe24.TV: Hofer unterstellt Ihnen, Kommunist zu sein. Sie bleiben so ruhig?
Van der Bellen: Geschenkt. Ich finde das einfach ein bissl blöd. Meine Eltern sind dreimal vor dem Kommunismus geflohen. Wer unterstützt Sie? Die Identitären?
oe24.TV: Werden Sie noch einmal anfechten?
Hofer: Ich werde nicht mehr anfechten.
Van der Bellen: Ich habe noch nie eine Wahl angefochten.