Bildungsreform

Lehrer erwarten "kein Weltwunder"

20.01.2015

Die Verhandlungen der Bildungsreform-Arbeitsgruppe starten am Donnerstag.

Zur Vollversion des Artikels
© getty
Zur Vollversion des Artikels

Die Lehrer-Vertreter erwarten von der am Donnerstag startenden Bildungsreform-Arbeitsgruppe der Regierung eher wenig. "Ich sehe das weder zu optimistisch noch zu pessimistisch. Meine Erwartungen sind in einem sehr pragmatischen Bereich", formulierte es der Vorsitzende der ARGE Lehrer in der GÖD, Paul Kimberger.

"Man darf sich keine Weltwunder erwarten", meinte Kimberger. "Man sollte sich jedenfalls den Themen widmen, die Eltern, Lehrern und Kindern wichtig sind: Wie können wir die Finanzierung der Schulen bzw. die Qualität sicherstellen? Wie können wir die Schulen von der Dauerbevormundung des Minoritenplatzes (Sitz des Bildungsministeriums, Anm.) und der Landesschulräte befreien, also eine wirkliche Schulautonomie angehen?"

Auch in Sachen Frühkind- und Elementarpädagogik sollte es neue Initiativen geben, meinte Kimberger. Gleiches gelte für den Kampf gegen Radikalisierung und Jihadismus. Umgekehrt sollte man sich nicht mehr "ideologisch gefärbten Diskussionen um die Schulorganisation" widmen. Auch von "Machtspielen oder Vorschlägen, die man sich eigentlich ersparen kann - siehe Mindestgrößen für Schulen" solle man die Finger lassen.

Ebenfalls keine großen Änderungen erwartet sich der Vorsitzende der AHS-Lehrergewerkschaft, Eckehard Quin - wobei das aber nicht so tragisch sei. "Wenn ich nicht mehr weiter weiß, bilde ich einen Arbeitskreis", meinte er in Richtung Arbeitsgruppe. "Die Politik ist im Moment ein Opfer ihrer selbst. Sie redet ständig die Notwendigkeit einer Bildungsrevolution herbei und treibt sich damit in eine Reformspirale - obwohl es ohnehin funktioniert."

Bestes Beispiel sei die jüngste Schulverwaltungsreform mit der Abschaffung der Bezirksschulräte, so Quin: "Das hat nichts an Einsparung gebracht, und am Schluss sieht es eigentlich aus wie vorher." Ähnliches werde auch die Arbeitsgruppe als Ergebnis bringen: "Wenn ich tatsächlich etwas anders machen will, müsste ich nämlich Geld in die Hand nehmen. Wenn ich kein Geld habe, muss ich etwas halt anders nennen."

   Aufgrund der Zusammensetzung der Arbeitsgruppe aus Bundes- und Landespolitikern erwartet Quin vor allem Diskussionen um die Schulverwaltung, wobei es dort aber kaum Einsparpotenzial gebe: "Wenn zwei Prozent der Mittel dorthin fließen, werden sie keine großen Summen rausquetschen können. Bei den Gesprächen geht es um mehr Einfluss - nicht im Sinne von Postenschacher, sondern bei der Umsetzung eigener Vorstellungen. Das ist jetzt auch gar nicht negativ konnotiert."

   Insgesamt sei es relativ egal, wer jetzt Dienstgeber der Lehrer sei, meinte Quin. "Für eine effiziente Verwaltung braucht man Dinge wie eine Buchhaltung oder eine Rechtsabteilung. Da man nicht alles vom Minoritenplatz machen kann, wird es auch in Vorarlberg irgendeine regionale Behörde geben müssen. Aber ob das jetzt eine Landes- oder eine Bundesbehörde ist, ist vollkommen gleich."

   Natürlich könne und solle man immer an einigen Stellschrauben drehen, so der Gewerkschafter. So sei es etwa nicht nötig ,dass im Bundesschulbereich ein Akt zur Bestellung eines Direktors über Stellen an der Schule, im Land und im Ministerium bis hinauf zum Bundespräsidenten gehe und auf dem Weg - manchmal aus durchaus nachvollziehbaren Gründen - liegen bleibe. Auch Dinge wie die Ernennung von Oberstudienräten müssten nicht unbedingt von der Ministerin unterschrieben werden. Da könne man überlegen, ob nicht die Unterschrift eines Landesvertreters reicht. "Man muss und soll aber nicht gleich alles niederreißen. Im Großen und Ganzen funktioniert es ja recht gut."
 

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel