Neues Dienstrecht

Lehrer-Gesetz ist auf Schiene

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3 bis 5,5 Stunden mehr in Klasse - Mitte Mai beginnt heiße Phase.

Die Regierung legte ihr Angebot für ein neues Lehrerdienstrecht vor. Die Gewerkschaft sieht offene Punkte, aber der Druck ist groß.

Die heiße Phase der Verhandlungen über das neue Lehrerdienstrecht hat begonnen: „Mitte Mai starten die Detailgespräche“, so Paul Kimberger, Verhandlungsführer aufseiten der Gewerkschaft. Bis zum Sommer, also in nicht einmal zwei Monaten, soll es eine Grundsatzeinigung geben. Das erste Angebot, 26 Seiten Gesetzestext, hatte Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) den Gewerkschaftern Kimberger, Eckehard Quin (AHS) und Jürgen Rainer (BMHS) am Freitag übergeben.

Bis zu 20 Prozent mehr Gehalt für Junglehrer
Gelten soll das neue Dienstrecht für alle Berufseinsteiger. Wie ÖSTERREICH berichtete, soll die Zeit, die die Lehrer in der Klasse verbringen, um drei bis fünf Stunden pro Woche erhöht werden. Dafür soll es eine Gehaltssteigerung um 10 bis 20 % geben.

Die Lehrer zeigten sich vom Angebot der Regierung unisono „enttäuscht“. Details wollte man nicht nennen, aber: „Eine Arbeitszeiterhöhung ohne vollen Lohnausgleich wird es mit uns nicht geben“, so Kimberger.

ÖVP-Amon: „All-inclusive-Verträge sind das Ziel“
ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon stellt klar: „Es geht auch nicht um eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit.“ Die bleibe gleich. Aber: „Es soll künftig All-inclusive-Verträge geben. Da geht es um die Kernarbeitszeit, die die Lehrer mit den Schülern verbringen.“

Als solche ist derzeit nur der Unterricht definiert. „Künftig sollen die Aufgaben neu definiert werden, mit Nachmittagsbetreuung, Förderunterricht usw.“, so Amon. Genau das stehe aber im Gesetz nicht drin, kritisieren die Lehrer.

„Uns fehlt einiges“, sagt Kimberger. „Von dem angekündigten Unterstützungspersonal, den Sozialarbeitern, Schulpsychologen, in der Verwaltung war überhaupt keine Rede.“

Quin: „Wir brauchen 13.500 Leute in dem Bereich, um überhaupt auf OECD-Durchschnitt zu kommen.“ Fehlen würde laut Quin auch die Frage der Qualität: „Wir wollen die gleiche Bezahlung für alle Lehrer. Aber das geht nur mit gleicher Ausbildung.“ Amon versichert: „Das Ziel ist eine Vereinheitlichung der Lehrerbezüge.“
Eine Einigung bis Sommer ist trotzdem wahrscheinlich – denn die Regierung will nachbessern.

Der geheime Gesetzes-Text

Mehr Unterricht: Künftig sollen Lehrer 892 Stunden pro Jahr in der Klasse unterrichten (bisher 658). Das sind 35 Prozent mehr Anwesenheit – 3 bis 5,5 Stunden mehr pro Woche.

  • Mehr Geld: Abgegolten wird das den Junglehrern (Änderungen gelten nur für neue Verträge) mit einem Gehalts-Plus von 20 % für 5,5 Stunden mehr Unterricht pro Woche. Szenario B: 15 % mehr Geld bei vier Stunden. Szenario C: 10 % mehr Gehalt, wenn man drei Stunden extra in der Klasse steht.
  • Gleiches Geld: Künftig sollen alle Lehrer nach Funktion, nicht nach Ausbildung bezahlt werden. Volks- und AHS-Lehrer bekommen dann gleich viel.
  • Zulagen: Extra-Geld gibt es für gewisse Fächer (Deutsch mehr als Turnen).
  • Trick: Die Gesamtarbeitszeit (1.784 Stunden) der Lehrer soll über das Jahr aber nicht steigen. Sie sollen etwa bei Verwaltungsarbeiten entlastet werden.

Bildungs-Experte Andreas Salcher im ÖSTERREICH-Interview:

ÖSTERREICH: Wie sehen Sie die Verhandlungen?
Andreas Salcher: Ich glaube nicht, dass dabei irgendwas raus kommt. Diese Stundenzählerei, die jetzt wieder betrieben wird, das gibt es sonst nur in Fabriken. In Wahrheit haben alle wirklich guten Schulen nur ein Modell: Die Lehrer sind von 7.30 Uhr bis 16 Uhr in der Schule. Dafür braucht es ordentliche Arbeitsplätze.

ÖSTERREICH: Aber dazu muss doch die Unterrichtszeit erhöht werden, oder?
Salcher: Ich bin gegen eine Erhöhung der Lehrverpflichtung. Wir haben im Gegenteil schon jetzt zu viel, zu schlechten Unterricht. Was ich meine, ist, dass die Schule die totale Autonomie haben soll, wie die Lehrer eingeteilt werden. Und dazu muss der Lehrer dauernd da sein. Es geht also nicht nur um drei oder vier Unterrichtsstunden pro Woche. Da geht es um individuelle Förderung, Hilfe bei den Hausaufgaben und vieles mehr. Von der Neuen Mittelschule bis zur Ganztagsschule kann kein Projekt funktionieren, ohne dass die Lehrer den ganzen Tag lang an der Schule sind.

ÖSTERREICH: Aber wollen die Lehrer das?
Salcher: Viele Lehrer sagen mir, sie wollen auch nicht immer kiloweise Hefte mit heim zum Korrigieren nehmen. Den Lehrern fehlt der Platz in der Schule. Die haben ja nicht einmal eine eigene E-Mail, von einem eigenen Computer an der Schule ganz zu schweigen. Viele Lehrer müssen wie im technologischen Steinzeitalter arbeiten.

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