Lehrermangel

Lehrer: 25 % der Quereinsteiger werden abgelehnt

18.09.2023

Lehrer klagen über Probleme beim Schulstart. Lehramstudenten wagen Aufstand gegen Quereinsteiger. Von diesen wird laut Bildungsministerium aber jeder 4. abgelehnt.

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© Getty Images (Symbolbild)
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Nach zwei Wochen Schulbetrieb im Osten und einer Woche im Westen wird klar: Der Lehrermangel könnte während des Schuljahres gravierende Auswirkungen haben. Der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger sagt im oe24-Interview: „Die Situation ist so, dass – anders als im letzten Jahr – überhaupt keine Reserven mehr da sind. Im Herbst wird es problematisch, wenn die Grippewelle eintritt. Dann kommen wir in eine wirklich prekäre Situation.“

Lehrermangel. Der Schulstart war laut Kimberger "holprig". Vor allem wegen des Lehrermangels. Als Lösung schlägt er "ein Bündel an Maßnahmen" vor: "Verkürzung der Ausbildung, Unterstützungspersonal für die Schulen und eine dramatische Verminderung der Bürokratie und des Verwaltungsaufwands." 

Heuer 600 neue Quereinsteiger im Lehrberuf tätig

Mittlerweile werden viele Lehramtstudierende eingesetzt, um gemeinsam Klassen zu leiten. Und: Laut Bildungsministerium sind heuer 600 neue Quereinsteiger im Einsatz. Das Büro von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) teilt oe24 mit, dass ein Viertel der Quereinsteiger abgelehnt wird. "Das zeigt, dass wir auch hier die Qualität der quereinsteigenden Akademiker/innen prüfen."

An Österreichs Schulen unterrichten über 120.000 Lehrer weit mehr als 1 Million Schüler in über 5.700 Schulen. "Alleine heuer haben wir fast 7.000 Stellen – Voll- und Teilzeitstellen – ausgeschrieben. Damit zählt das Bildungssystem zu den größten Personalrecruitern im ganzen Land. Alle Unterrichtsstunden können auch im eben anlaufenden Schuljahr wieder gehalten werden, aber aufgrund der der hohen Beschäftigungsquote bleibt der Bereich das ganze Schuljahr sehr dynamisch", so das Bildungsministerium gegenüber oe24. Die Verkürzung des Lehramtstudiums (auf 5 Jahre) muss mit den Grünen erst noch geklärt werden.  

Es gebe laufend weitere Ausschreibungen, um eine Personalreserve bei den Lehrern aufzubauen – im Hinblick auf Pensionierungen, Schwangerschaften oder Krankheiten. 

Zu den Quereinsteigern heißt es aus dem Bildungsministerium gegenüber oe24: "Bereits jetzt haben sich über 3.500 Personen für eine Zertifizierung angemeldet. Über 1.500 sind bislang positiv zertifiziert, 25 Prozent werden abgelehnt – das zeigt, dass wir auch hier die Qualität der quereinsteigenden Akademiker/innen prüfen. Für das anlaufende Schuljahr sind 600 – doppelt so viele wie im Vorjahr – im Einsatz. Diese machen berufsbegleitend weitere Qualifizierungen."

Lehramtsstudenten kritisieren Quereinsteiger

Aufstand. Die Lehramtsstudenten kritisieren die fehlende Pädagogikausbildung der Quereinsteiger. Für angehende Lehrer, die oft sechs Jahre oder mehr in ihre Ausbildung investieren, ist das ein schwer verdaulicher Brocken. Auch die ÖH (Österreichische Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft) spart wegen der Quereinsteiger in den Lehrberuf nicht mit Kritik an Minister Polaschek und spricht von einer "besorgniserregenden Entwicklung". 

Aber auch AHS-Gewerkschaftschef Herbert Weiß mahnt zur Vorsicht: „Die pädagogische Ausbildung darf nicht unterschätzt werden", betonte er gegenüber dem ORF. Aber in der aktuellen Lage, so Weiß, sei der Quereinstieg unausweichlich: „Man braucht diese Leute."

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