OECD-Studie enthüllt
Lehrer nur 2 Stunden pro Tag in Klasse
11.09.2012
Österreich liegt unter OECD-Schnitt - Nur 21 % der Lehrer sind Akademiker.
Wie ÖSTERREICH bereits am Montag berichtete, stellt die aktuelle OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“ unseren Lehrern kein gutes Zeugnis aus: Im Vergleich mit den anderen Industriestaaten verbringen Österreichs Lehrer viel zu wenig Zeit in den Klassen – besonders in den Oberstufen.
- Unter OECD-Schnitt. Mit 589 Stunden pro Jahr liegen wir deutlich unter dem OECD-Mittelwert von 658.
- Nur 2 Stunden in Klasse. Österreichs Lehrer stehen an Werktagen, abzüglich aller Sonntage und Feiertage, im Schnitt nur 2,02 Stunden pro Tag in der Klasse. Bei der Gesamtarbeitszeit liegen Österreichs Lehrer mit 1.776 Stunden zwar über dem OECD-Durchschnitt von 1.676. Diese Zahl basiert aber auf einer Eigeneinschätzung der Lehrer.
- Spitzenverdiener. Unsere Pädagogen bekommen dafür auch noch mehr Lohn: Nach 15 Jahren Berufserfahrung können Lehrer in Hauptschulen und der Unterstufe mit 34.062,45 Euro pro Jahr rechnen, der OECD-Schnitt liegt bei 30.378,57 Euro.
Lehrer-Gewerkschafter Paul Kimberger sieht dies anders: „Ich kann das nicht nachvollziehen.“ Die Studie widerspreche einer anderen OECD-Studie, die besagt, dass das Lehrer-Gehalt im Vergleich zu anderen Akademikern immer noch niedrig sei.
Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) fühlt sich durch die Studie bestätigt. Die Lehrerdienstrechts-Verhandlungen gehen noch im Herbst mit einem Drei-Ministerinnen-Gipfel in die heiße Phase, Schmied will, dass Lehrer künftig 24 Stunden in den Klassen stehen sollen.
Akademikerquote liegt weiter unter dem Schnitt
Auch bei den Akademikern bewegt sich Österreich nicht gerade im Spitzenfeld: Während bei uns nur 21 % einen Hochschulabschluss haben, liegt der OECD-Schnitt bei 38 %. Dafür wenden wir um so mehr Geld auf: Von der Volksschule bis zur Uni geben wir 9.471,86 Euro jährlich je Schüler und Student aus. Damit liegen wir über dem OECD-Schnitt von 7.133,38 Euro. Schmied rechtfertigt dies mit der guten Ausstattung der Schulen und dem guten Betreuungsverhältnis von Schülern pro Lehrer.
ÖSTERREICH: Wo steht das österreichische Bildungssystem im internationalen Vergleich?
Claudia Schmied: Wir haben insgesamt ein hohes Bildungsniveau, 82 Prozent der Österreicher haben eine Lehre oder die Oberstufe abgeschlossen. Außerdem belegen wir bei den berufsbildenden Schulen den 1. Platz.
ÖSTERREICH: Die Akademikerquote liegt dafür weit unter dem OECD-Schnitt.
Schmied: Das hängt damit zusammen, dass in Österreich Bildung immer noch vererbt wird. Wir müssen Schüler individuell fördern, wie es in der Neuen Mittelschule bereits der Fall ist.
ÖSTERREICH: Die Studie ergibt auch, dass Lehrer zu wenig Zeit in den Klassen verbringen. Stärkt Ihnen das den Rücken bei den Dienstrechtsverhandlungen?
Schmied: Das ist natürlich ein Argument für uns. Aber wir können nicht die Lehrverpflichtung erhöhen, ohne die Lehrer auf der anderen Seite durch Unterstützungspersonal zu entlasten. Es ist auch wichtig, dass wir Lehrer gut entlohnen, deshalb müssen wir bei den Einstiegsgehältern etwas tun.