Streit um Dienstrecht

Lehrer: Nur 607 Stunden in der Klasse

08.06.2013

US-Lehrer haben pro Jahr 1.977 Stunden: Gewerkschaft lehnt Mehrarbeit aber ab.

Zur Vollversion des Artikels
© Reuters
Zur Vollversion des Artikels

Die Gewerkschaft wehrt sich gegen eine höhere Lehrverpflichtung. Dabei stehen Österreichs Lehrer vergleichsweise wenig in der Klasse.

Das ÖVP-Modell, das den verfahrenen Karren Lehrerdienstrecht wieder flott machen soll, spart die Gretchenfrage aus: Wie lange sollen Lehrer tatsächlich in der Klasse stehen? Kein Wunder, wehren sich die Lehrer doch vehement gegen den Plan von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ), Jung-Lehrer zwar besser zu bezahlen, aber dafür die wöchentliche Lehrverpflichtung von 22 auf 24 Stunden anzuheben.

Österreichs Lehrer unter den letzten 7
Dabei sind Österreichs Lehrer international gesehen keineswegs Schwerarbeiter. Laut der OECD-Studie Education at a Glance stehen Österreichs Lehrer (verglichen wurde die Sekundarstufe eins, also Hauptschule und AHS-Unterstufe) lediglich 607 Stunden pro Jahr in der Klasse. Sie liegen damit unter den letzten 
7 von 35 OECD-Ländern: Nur Lehrer in Griechenland, Polen, Israel, Finnland, Ungarn und Japan unterrichten weniger – wobei Griechen und Israelis eine längere Anwesenheitspflicht in der Schule haben. Und: Ihre Kollegen in den USA oder auch in Schweden stehen 1.977 bzw. 1.767 Stunden in den Klassen.

Stundenlast pro Jahr
 
Griechenland* 426
Polen 483
Israel* 589
Finnland 592
Ungarn 597
Japan 602
Österreich
607

*aber: Längere Anwesenheit; Quelle: OECD

Am kommenden Donnerstag sollen jedenfalls die Lehrer-Verhandlungen weitergehen.

Schmied lehnt den ÖVP-Vorschlag ab, wonach AHS-Lehrer weiterhin mehr verdienen sollen als Pflichtschullehrer. Lehrer-Verhandler Paul Kimberger lässt jetzt im ÖSTERREICH-Interview aufhorchen: Der ÖVP-Vorschlag könne nur ein Übergangsmodell sein – eine gleichwertige Bezahlung aller Lehrer sei unerlässlich.
 

Lehrer-Verhandler: "ÖVP-Modell nur für den Übergang"

ÖSTERREICH: Laut ÖVP-Modell sollen AHS-Lehrer mehr verdienen als Pflichtschullehrer. Warum ärgert Sie das nicht als Pflichtschullehrer-Vertreter?
Paul Kimberger: Wenn man das Lehrerdienstrecht sofort haben möchte, dann ist das für mich ein Modell für den Übergang. Ab dem Zeitpunkt, an dem die neue Lehrerausbildung in Kraft tritt, heißt es: gleichwertige Ausbildungen auf Masterniveau. Das bedeutet gleichwertige Bezahlungen auf Masterniveau. Das hat ja nie jemand infrage gestellt.

ÖSTERREICH: Soll die Lehrverpflichtung angehoben werden?
Kimberger: Für mich ist das solange kein Diskussionsthema, solange Lehrer und Lehrerinnen keine modern ausgestatteten Arbeitsplätze an den Schulen haben. Wir haben in vielen Schulen Bedingungen, die ein professionelles Arbeiten unmöglich machen.



 

 
Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel