Die Lehrergewerkschafter rüsten zur Arbeitsniederlegung. Mehr Zeit in der Schule zu verbringen, ist für sie nur möglich, wenn die Schule völlig neu gestaltet wird.
Nächsten Donnerstag streiken an allen Schulen in Österreich die Lehrer. Sie laufen Sturm gegen die Pläne von Bildungsministerin Claudia Schmied. Eltern werden bereits über die geplanten „Dienststellenversammlungen“ der Lehrer am 12. März informiert. Für die Kinder beginnt der Unterricht erst kurz vor zehn Uhr. Die Lehrergewerkschafter schimpfen in den Elternschreiben über Schmieds Plan, die Lehrer zu mehr Anwesenheit in der Schule zu verpflichten. Die Lehrer werben bei den Eltern um Verständnis für ihren Widerstand.
Nur in der Finanzkrise?
Die Lehrervertreter wehren sich auch
gegen das Argument Schmieds, die Lehrer müssten in Zeiten der Krise ihren
Beitrag leisten. „Bisher hat noch niemand davon gesprochen, dass der Plan,
uns um zehn Prozent länger arbeiten zu lassen, nach Überwindung der Krise
zurückgenommen wird. Es ist uns auch nicht bekannt, dass es ein wohl
abgestimmtes Konzept zur Verteilung der Lasten auf alle Bevölkerungsgruppen
gibt“, heißt es in dem Schreiben eines Wiener Gymnasiums.
Schüler verunsichert
In den Schulen machen die Pädagogen
indessen im Unterricht mobil: Viele Lehrer müssten entlassen werden, sollten
Schmieds Pläne umgesetzt werden, hieß es etwa in einer
niederösterreichischen Schule. Und an einem Wiener Gymnasium meinte ein
„Herr Professor“ gar: „Wenn das so kommt, müssen alle eure Lieblingslehrer
gehen.“
Kritik an Arbeitsplatz
Michael Zahradik von der
sozialdemokratischen Lehrergewerkschaft (FSG) kann sich nur dann mehr
Lehrerarbeitszeit vorstellen, wenn die Schule in Richtung Ganztagsbetrieb
umgestaltet wird. Außerdem würden Lehrer eigene Arbeitsplätze und Computer
brauchen: „Mein Arbeitsplatz im Lehrerkonferenzzimmer ist so groß wie zwei
A3-Blätter.“ Dass Lehrer in einer Ganztagsschule von halb neun bis halb fünf
Uhr in der Schule sein sollten, ist für ihn aber nicht vorstellbar.
Neue Lehrer-Studie
Diese Haltung versteht Christian Havranek,
Geschäftsführer der Unternehmensberatung Deloitte nicht. „Willkommen in der
realen Wirtschaft. Eine Arbeitszeit von morgens bis abends zu haben und das
auch flexibel zu gestalten, das sind doch normale Verhältnisse“, so
Havranek. Und: „Die starren Unterrichtseinheiten sind doch aus dem 19.
Jahrhundert und absurd.“
Havranek hat im Vorjahr unter 7.000 Lehrern eine Online-Befragung durchgeführt. Die zeitliche Überforderung der Pädagogen kann er nicht bestätigen: „Hauptergebnis ist, dass alle Tätigkeiten der Lehrer einer normalen Arbeitsverpflichtung von 1.800 Stunden im Jahr entspricht."