Morgen Dienststellenver- sammlungen an AHS und BMHS während des Unterrichts.
Von heute, Mittwoch, bis zum 12. Dezember sammelt die Gewerkschaft unter den 71.000 Pflichtschullehrern Unterschriften gegen die von der Regierung beschlossene Reform des Lehrerdienstrechts. An den AHS und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) finden morgen, Donnerstag, während der Unterrichtszeit Dienststellenversammlungen
statt, auch Schüler und Eltern sollen mobilisiert werden.
Lehrer fordern Unterstützungspersonal und Fächerzulagen
An den Pflichtschulen (Volks-, Haupt-/Neue Mittelschule, Sonder-und Polytechnische Schule) will die Gewerkschaft die Lehrer außerhalb der Unterrichtszeit über von ihr georteten Mängel der Reform informieren
. Sie fordert u.a. mehr Unterstützungspersonal, Fächerzulagen für Volksschullehrer bei Schularbeiten und mehr Ressourcen für Individualisierung und Sonderpädagogik.
Mit ihrer Unterschrift sollen die Pflichtschullehrer zeigen, "dass man in Österreich über eine wesentliche Berufsgruppe, die für die Zukunft unserer Kinder und damit unser aller Zukunft verantwortlich ist, nicht so einfach drüberfahren kann", wie es im Begleitbrief des von Christgewerkschaftern und sozialdemokratischen Gewerkschaftern erstellten Infopakets heißt. "Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen!"
Höhere Unterrichtsverpflichtung "kein Thema"
Die von AHS und BMHS-Gewerkschaft massiv kritisierte Anhebung der Unterrichtsverpflichtung (24 Wochenstunden minus je einer Stunde für Klassenvorstände und damit de facto alle Volksschullehrer, Mentoren sowie für Lernbegleitung und Schüler-bzw- Elternberatung) ist hingegen kein Thema; Pflichtschullehrer unterrichten schon jetzt 20 bis 22 Wochenstunden. Auch das Gehalt wird im Informationsmaterial nicht bemängelt, die neue Staffel bringe für diese Gruppe "mit wenigen Ausnahmen höheren Lebensverdienst".
Lehrervertreter Kimberger ortet "Unmut" bei manchen Abgeordneten
Am 16. Dezember, einen Tag vor dem geplanten Beschluss des Dienstrechts im Parlament, soll das Ergebnis der Unterschriftenaktion präsentiert werden, so der oberste Pflichtschullehrervertreter und Verhandlungsführer der ARGE Lehrer, Paul Kimberger (FCG), zur APA. Ein Nationalratsbeschluss ist aus seiner Sicht noch nicht fix, er ortet Unmut bei so manchem Abgeordneten. Und auch wenn die Reform abgesegnet werden sollte, sähe er noch Spielraum: "Das wäre nicht das erste Gesetz, das noch vor seinem Inkrafttreten novelliert wird."
Unterricht entfällt an AHS und BMHS am Donnerstag
An den AHS und BMHS wird zunächst zwar ebenfalls auf Information der Kollegen gesetzt. Durch die Dienststellen- und gewerkschaftlichen Betriebsversammlungen wird dort am Donnerstag allerdings sehr wohl Unterricht entfallen - wenn auch nur für zwei Stunden. AHS-Lehrervertreter Eckehard Quin (FCG) geht davon aus, dass die Gymnasien flächendeckend Versammlungen abhalten werden. Die Schulen wurden gebeten, auch Schüler- und Elternvertreter einzuladen, sagt er zur APA. In einem Schreiben wurden sie bereits vom Bundes-Schulgemeinschaftsausschuss, einem inoffiziellen Zusammenschluss von Schüler-, Eltern- und Lehrervertretern an AHS und BMHS, vor einem drohenden Qualitätsverlust durch die Reform gewarnt.
Konkret befürchtet der Bundes-SGA u.a. den Einsatz von geringer qualifizierten Lehrern und dass Pädagogen Fächer unterrichten müssen, für die sie nicht ausgebildet wurden. Im Zuge der Verhandlungen hatte die Gewerkschaft vor allem die höhere Unterrichtsverpflichtung (24 statt derzeit an AHS und BMHS je nach Fach 17 bis 22 Stunden) bzw. den befürchteten Einkommensverlust kritisiert. Für Quin sind die Informationsveranstaltungen freilich nur ein erster Schritt im Widerstand gegen das neue Dienstrecht: "Das ist sicherlich nicht das Ende."
Eckpunkte des neuen Lehrerdienstrechts
Eckpunkte der Reform: Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung auf 24 Stunden, höhere Anfangsgehälter samt einer späteren Verflachung der Gehaltskurve, neue Regeln für Zulagen, verpflichtende Fortbildung für alle Lehrer außerhalb der Unterrichtszeit, eine Neugestaltung des Berufseinstiegs sowie ein Ende der Pragmatisierung. Verpflichtend gelten soll es nur für Lehrer, die ab 2019/20 in den Job einsteigen.