Fettnäpfchen
Lehrer sind bitterböse auf Faymann
09.10.2009
Der Grund: Der Bundeskanzler hatte unlängst gesagt, der Lehrerjob solle ein Ganztagsjob sein.
SPÖ-Bundeskanzler Werner Faymann hat sich mit seiner Aussage vom Mittwoch "Der Lehrerjob soll ein Ganztagsjob sein" Unmut aus den eigenen Reihen zugezogen. Die Sozialdemokratischen Gewerkschafter an AHS weisen in einem Offenen Brief die "Behauptung, der Lehrberuf sei ein Halbtagsberuf und das müsse sich ändern, auf das Schärfste zurück". "So nicht, Herr Bundeskanzler! Der Lehrberuf IST ein Ganztagsberuf", heißt es in dem Brief.
Einen Blick aufs Lehrer-Dienstrecht gibt's hier.
Unwissenheit oder Ignoranz
Die roten Gewerkschafter sehen in der
Aussage Faymanns "entweder Unwissenheit oder populistische Ignoranz". Wie
davor SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied würde der Bundeskanzler
damit "einmal mehr einen ganzen Berufsstand als Minderleister
disqualifizieren".
Lehrerarbeitszeit sei mehr als die Zeit am Arbeitsplatz Schule. Die Hälfte der Arbeit der Lehrer finde an Arbeitsplätzen statt, die nicht der Staat finanzieren müsse, die sich die Lehrer selbst bezahlten und nicht einmal von der Steuer absetzen könnten. "Glauben Sie ernsthaft, das soziale Profil der SPÖ dadurch schärfen zu können, dass Sie einer Berufsgruppe die Arbeitszeit erhöhen?", fragen die roten Gewerkschafter, denen die Aussage ihres Parteichefs vor der Ende November stattfindenden Personalvertretungswahlen wohl nicht gelegen kommt.
Schwarze fordern Entschuldigung
Auch von ÖVP-Gewerkschaftsseite
kommt Kritik am "Ganztagsjob"-Sager: "Wir fordern Sie auf, sich bei den
120.000 LehrerInnen, die Sie mit Ihrer Aussage diskreditiert und vor den
Kopf gestoßen haben, zu entschuldigen und Ihre diffamierende Aussage
umgehend öffentlich zu widerrufen", heißt es ebenfalls in einem Offenen
Brief der ÖVP-nahen AHS-Lehrervertretung ÖPU (Österreichische Professoren
Union) an den Kanzler.
Einladung in die Schule
Ein kurzer Blick ins Konferenzzimmer
hätte Faymann bei seinem Schulbesuch "eindringlich vor Augen geführt, dass
Ihre Forderung eine ganze Reihe arbeitsrechtlicher und arbeitsmedizinischer
Vorschriften verletzt. Wir laden Sie ein, einen Tag lang Ihre Arbeit an dem
meist nicht einmal einen halben Quadratmeter umfassenden Arbeitsplatz in
einem AHS-Konferenzzimmer Ihrer Wahl zu verrichten. Vielleicht würde das
Ihre Augen für die Realität des Schulalltags öffnen", schreiben die
ÖPU-Vertreter.