Statt Unterricht gab es an den Schulen 2 Stunden lang Dienstversammlungen.
Mit rund zweistündigen Dienststellenversammlungen in den Randstunden haben am Donnerstag die Lehrer an den allgemeinbildenden höheren (AHS) und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) österreichweit gegen das geplante neue Lehrerdienstrecht protestiert. Weitere Protestmaßnahmen schließen die Lehrer nicht aus, zunächst sollen aber die Parlamentarier von ihren Anliegen überzeugt werden.
© APA/HERBERT PFARRHOFER
© APA/HERBERT PFARRHOFER
© APA/HERBERT PFARRHOFER
© APA/HERBERT PFARRHOFER
© APA/HERBERT PFARRHOFER
© APA/HERBERT PFARRHOFER
© APA/HERBERT PFARRHOFER
© APA/HERBERT PFARRHOFER
Das Gesetz geht unterdessen seinen parlamentarischen Weg: Am 12. Dezember steht im Verfassungsausschuss ein Expertenhearing auf dem Programm, am 17. Dezember soll es beschlossen werden. "Es hängt jetzt nicht mehr von uns ab, wie die Bereitschaft vonseiten der Regierung ist, auf unsere Änderungswünsche einzugehen", betonte der Vorsitzende der BMHS-Gewerkschaft, Jürgen Rainer (FCG). "Wir müssen leider zur Kenntnis nehmen, dass der Zug unterwegs ist."
Fachfremder Unterricht als Protest
Die AHS-Lehrer wollen sich bei ihrem weiteren Vorgehen nicht in die Karten schauen lassen. Als "eine von vielen Möglichkeiten" käme "fachfremder Unterricht" über längere Zeit in Betracht. Damit würde die Gewerkschaft gleich einen ihrer Kritikpunkte am neuen Dienstrecht aufgreifen - nämlich dass Lehrer vorübergehend Fächer unterrichten könnten, für die sie nicht ausgebildet sind. Eine praktisch wortidente Regelung gibt es zwar bereits im bestehenden Dienstrecht, sie wird allerdings an höheren Schulen nicht angewandt. Mit der Neuregelung, wonach bereits Bachelorabsolventen unterrichten können sollen, könnte sich das nun ändern, fürchtet die Gewerkschaft.
Ob es an den BMHS weitere Protestmaßnahmen geben wird, ließ Rainer offen. "Ich warte jetzt noch auf das Feedback der Kollegen vor Ort. Und ich brauche auch Feedback aus der Politik."
Ihren Protest haben die Lehrer nicht nur in den Versammlungen kundgetan. In Salzburg veranstaltete die "Initiative für ein faires LehrerInnendienstrecht" einen Sternmarsch und eine Kundgebung auf der Staatsbrücke mit rund 1.000 bis 1.500 Teilnehmern. In Graz gab es einen Flashmob, wo Lehramtsstudenten öffentlich Hausübungen korrigierten. Auch in Wien findet am Abend ab 18.00 Uhr eine Demonstration statt.
Auf der nächsten Seite der Live-Ticker zum Nachlesen!
Es ist so weit. 44.000 Lehrer stellen der Regierung heute – just am Krampustag – die Rute ins Fenster. Und sorgen mit ihrem „Streik“ gegen das Lehrerdienstrecht dafür, dass 400.000 Schüler zwei Freistunden und viel Chaos bekommen.
Jede Schule entscheidet selbst wann sie streikt
An 800 AHS- und BMHS-Standorten in ganz Österreich werden Dienststellenversammlungen abgehalten – nur die Pflichtschulen sind davon ausgenommen. Um eine gemeinsame Marschrichtung vorzugeben, wurde von AHS-Gewerkschafter Eckehard Quin empfohlen, die ersten beiden Stunden ausfallen zu lassen. Aber: Jede Schule entscheidet selbst. Und das heißt: Bei manchen beginnt der Unterricht erst um 10 Uhr, andere lassen die 5. und 6. Stunde ausfallen. Besonders prekär: An manchen Ganztagesschulen sollen Kinder erst weggehen, und später wiederkommen.
© APA/HERBERT PFARRHOFER
© APA/HERBERT PFARRHOFER
© APA/HERBERT PFARRHOFER
© APA/HERBERT PFARRHOFER
© APA/HERBERT PFARRHOFER
© APA/HERBERT PFARRHOFER
© APA/HERBERT PFARRHOFER
© APA/HERBERT PFARRHOFER
13:20 Uhr: "Nicht attraktiv"
Zahlreiche "Widersprüche zur Realität" ortete Christgewerkschafter Dieter Reichenauer in der Kommunikation der Regierung zur Reform: Es handle sich um kein attraktives Angebot, betonte er vor den Lehrern im prall gefüllten Festsaal der HTL Mödling. Immerhin bringe es bis zu 28 Prozent mehr Arbeit und eine durchschnittlich um zwanzig Prozent geringere Lebensverdienstsumme.
13:04 Uhr: Lehrer mit "Krampusrute"
Die Lehrer der HTL Mödling haben be ihrer Dienststellenversammlung der Regierung mit einer Resolution zum Lehrerdienstrecht "die Krampusrute ins Fenster gestellt", wie der Dienststellenausschussvorsitzende Karlheinz Berger es nannte. Bei der Versammlung habe es sich aber um keine Protest,- sondern eine Informationsveranstaltung gehandelt.
12:38 Uhr: Zweite Welle der Dienstversammlungen
Nun beginnt auch langsam die zweite Welle der Dienststellenversammlungen. Auch in der AHS Amerlingstraße im 6. Wiener Bezirk wurden die Schüler für heute schon nach Hause geschickt.
12:11 Uhr: ÖH solidarisiert sich
Die Bundesvertretung der Österreichische Hochschülerschaft erklärt sich in einer Aussendung solidarisch mit den Anliegen der Lehrer und ruft zur Teilnahme an der Demonstration gegen das neue Dienstrecht auf.
11:44 Uhr: 162 Wiener Schulen betroffen
In Wien halten die Lehrer heute an 93 AHS und an 69 BHS Versammlungen ab. Auch Schüler- und Elternvertreter wurden eingeladen an den Versammlungen teilzunehmen.
11:21 Uhr: Dienststellenversammlung in der HTL Mödling
10.58 Uhr: Pflichtschullehrer sind anders
An den Pflichtschulen (Volks-, Haupt-/Neue Mittelschule, Sonder-und Polytechnische Schule) wird die Gewerkschaft die Lehrer außerhalb der Unterrichtszeit über von ihr georteten Mängel der Reform informieren. Dort entfällt also kein Unterricht.
10.35 Uhr: Erste Dienststellenversammlungen zu Ende
Momentan herrscht an den meisten Schulen normaler Unterricht. Die morgentlichen Dienststellenversammlungen sind zu Ende. Manche Schulen halten die Versammlungen jedoch erst am Ende des Schultages ab. An diesen Schulen endet der Unterricht heute zwei Stunden früher.
10.02 Uhr: Gewerkschaft fordert Lehrer zu Massen-Mails auf
In einem Gewerkschafts-Rundschreiben wurden nun alle Lehrer aufgefordert, Mails an alle Regierungsmitglieder zu schicken, um den Parlamentsbeschluss doch noch zu verhindern.
09:29 Uhr: Lehrergewerkschafter Rainer: "Regierung soll verhandeln"
Der Bundesvorsitzende der BMHS-Gewerkschaft Jürgen Rainer verteidigt in ÖSTERREICH die heutigen Dienststellenversammlungen: "Unser Ziel ist, die Lehrer über den Stand der Dinge zu informieren und die Regierung zurück an den Verhandlungstisch zu bekommen." Sollte die Regierung das umstrittene Lehrerdienstrecht dennoch beschließen "stehen uns alle gewerkschaftlichen Mittel offen", so Rainer.
09:11 Uhr: Elternvertreter "nicht ganz zufrieden"
Je nachdem, wann in der Schule die Dienststellenversammlung staffindet, kommen die Kinder entweder später in die Schule oder werden früher entlassen. Eine Elternvertreterin der AHS Amerlingstraße zeigt sich gegenüber Radio Ö24 "nicht ganz zufrieden" mit dieser Lösung, denn die Lehrer kommen damit nicht ihrer Aufsichtspflicht nach.
08:48 Uhr: "Stimmung ist nicht spektakulär"
In der AHS Amerlingstraße im 6. Wiener Bezirk wird heute um 12:00 Uhr eine Dienststellenversammlung abgehalten. Die Schüler werden früher nach Hause geschickt. Radio Ö24-Reporter Daniel Fettner machte sich vor Ort ein Bild von der Lage: "Die Stimmung ist nicht spektakulär. Es ist ein Schultag wie jeder andere auch, sowohl für die Schüler als für die Lehrer", berichtet er.
08:31 Uhr: Streik sorgt für Chaos bei den unter 16-Jährigen
Die Eltern müssen das Chaos, das die Lehrer heute verursachen, ausbaden. Knackpunkt dabei: Was passiert in diesen zwei Stunden mit meinem unter 16-jährigen Kind? Betroffen sind davon alle Schüler bis zur 6. Klasse. Mittels Brief informierten die Schulen in den letzten Tagen über Kritik am Dienstrecht und darüber, dass eine „allfällige notwendige Betreuung“ sichergestellt würde. Wie genau? Unklar.