Verhandlungen
Lehrer: Streit um die Arbeitszeit
25.06.2012
"Aufgabenliste fehlt“ - Keine Sommerpause.
Geeinigt hat man sich nach der vierten Verhandlungsrunde gestern, Montag, über das neue Lehrerdienstrecht nur auf eines: Über den Sommer wird weitergeredet. Ansonsten herrscht Streit. „Bei dem, was bisher vorgelegt wurde, geht es um eine Arbeitszeiterhöhung. Dem werden wir sicher nicht zustimmen“, wettert Gewerkschafter Paul Kimberger.
Schmied will bekanntlich die Unterrichtsverpflichtung von derzeit 20 Stunden pro Woche auf 24 erhöhen. Ob das eine Erhöhung der gesamten Arbeitszeit der Lehrer bedeutet, ist allerdings unklar, weil eine Arbeitsplatzbeschreibung fehle, so die Gewerkschaft. Die Regierung habe am Montag die Job-Beschreibung eines Verwaltungsbeamten überreicht, nicht die eines Lehrers.
Kimberger: „Man kann über die Erhöhung der Unterrichtszeit reden. Aber dann muss man die Lehrer auf der anderen Seite entlasten. Dazu liegt bisher kein Angebot vor. Die Lehrer sind an der Belastungsgrenze.“
Klar ist: Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) hatte bereits vor Verhandlungsstart die Linie vorgegeben: „20 % mehr Gehalt, 30 % mehr Arbeit.“ Das Ministerium berücksichtigt die höhere Unterrichtszeit bei seinen Berechnungen der Lebensverdienstsumme nicht. Die Lehrergewerkschaft tut dies schon – und kommt so auf Verluste von 10 bis 30 % oder bis zu 500.000 Euro.
Ministerin Schmied will intensivere Verhandlungen
Auch in der Frage der Ausbildung will Kimberger mehr als nur einen Bachelor-Abschluss: Er verlangt einen Master für alle. Schmied hatte am Sonntag „intensivere Verhandlungen“ gefordert. Kimberger bringt das auf die Palme: „Ich habe die Nase voll von bildungspolitischen Lippenbekenntnissen. Sie hätte seit 2008 Zeit gehabt, ein modernes Dienstrecht vorzulegen.“
Kimberger: „Ich habe die Nase voll!“
ÖSTERREICH: 24 Stunden Unterricht pro Woche – für Sie okay?
Paul Kimberger: Darüber kann man reden. Aber dann muss man die Lehrer auch irgendwo entlasten. Dazu gibt es bisher nichts.
ÖSTERREICH: Aber wenn die Lehrer entlastet werden, dann bedeuten 24 Stunden ja keine Erhöhung der Arbeitszeit insgesamt, oder?
Kimberger: Bei dem, was bisher vorgelegt wurde, ist es ganz eindeutig eine Erhöhung. Dem werden wir nicht zustimmen.
ÖSTERREICH: Dafür steigt aber laut Ministerium das Gehalt.
Kimberger: Mehrarbeit wird nicht berücksichtigt: Wir kommen auf Verluste zwischen 10 und 30 %. Ich habe die Nase voll von den Lippenbekenntnissen.
107 Mio. Euro für Nachhilfe
265.000 Kinder brauchen sie – und 60.000 können sie sich nicht leisten: die Nachhilfe. Aus dem aktuellen Nachhilfebarometer der Arbeiterkammer (AK) geht hervor, dass sich Eltern die Nachhilfe für ihre Kids immer öfter nicht mehr leisten können. Das zeigt auch die Zahl der jährlichen Ausgaben für Nachhilfe: Die Gesamtausgaben sind innerhalb eines Jahres von 127 auf 107 Millionen Euro gesunken. „In Zeiten der Teuerung fließen die Ausgaben eben in Miete, Strom und Essen“, sagt AK-Chef Herbert Tumpel.
Weniger Nachhilfekosten in Neuer Mittelschule
Lichtblick der Studie sind die Ergebnisse der Neuen Mittelschule (NMS), die zukünftig die Hauptschulen ersetzen sollen. In den NMS sei der Aufwand für Nachhilfe geringer, es wird rechtzeitig auf die Schwächen von Kindern eingegangen, so Tumpel. Während in der AHS-Unterstufe 668 Euro pro Schüler für Nachhilfe ausgegeben werden, sind es in der Neuen Mittelschule nur 482 Euro (s. Kasten unten). Tumpel fordert eine zügige Umsetzung der NMS und hält ganztägige Betreuung für einen guten Ansatz. Die Bildungspolitik sieht er auf dem richtigen Weg, aber „sie soll mehr Gas geben“.