Änderungen
Lehrer und Schüler fordern neue Matura
03.02.2016
Zukünftig soll es eine zentrale Beurteilung der Matura geben.
Schüler und Lehrer sprechen sich für Änderungen bei der Zentralmatura aus. Bundesschulsprecher Maximilian Gnesda plädierte am Mittwoch erneut für eine zentrale Beurteilung anstelle der Korrektur durch die Klassenlehrer. Der Vorsitzende der AHS-Lehrergewerkschaft, Eckehard Quin, schlägt eine schriftliche Abhaltung der (derzeit mündlichen) Mathematik-Kompensationsprüfungen vor.
Manipulations-Verdacht
Zuvor hatte der Mathematik-Didaktiker Werner Peschek indirekt den Lehrern im "Standard" (Mittwoch-Ausgabe) "Anforderungsmanipulationen" sowohl bei der schriftlichen Klausur als auch vor allem bei den darauf folgenden mündlichen Kompensationsprüfungen vorgeworfen, um bessere Resultate der Schüler darzustellen. Im Fach Mathematik sank etwa die Zahl der negativen Noten von 10,5 Prozent nach den schriftlichen Klausuren auf 4,1 Prozent nach den Kompensationsprüfungen. Sowohl die Klausuren als auch die Kompensationsprüfungen werden zwar zentral erstellt, die Korrektur der schriftlichen Arbeiten bzw. Abhaltung und Benotung der mündlichen Prüfungen liegen aber weiter primär bei den Klassenlehrern.
Zentrale Benotung
"Eine Zentralmatura, die zentral vorgegeben wird und österreichweit das gleiche Format hat, nicht zentral zu benoten, ist ein Widerspruch in sich", konstatierte Gnesda. "Wir haben Rückmeldungen, dass bei der schriftlichen Prüfung an den einzelnen Standorten sehr unterschiedlich benotet wurde. Viele Lehrer haben sehr korrekt beurteilt - aber da und dort war sicher auch Sympathie im Spiel", so der Schülervertreter zur APA.
Die von Peschek aufgeworfene Frage von eventuell zu milden Beurteilungen bei den (zwar zur schriftlichen Matura zählenden, aber mündlich abgehaltenen) Kompensationsprüfungen ließe sich damit aber natürlich nicht beheben, konzedierte Gnesda. Dafür müsste die gleiche Kommission alle negativ benoteten Schüler prüfen. Allerdings dürfe man aus den derzeit herumschwirrenden Zahlen der heurigen Prüfungen auch "keine voreiligen Schlüsse ziehen". Dies sei erst frühestens nach dem nächsten Durchgang möglich.
Kritik zurückgewiesen
Im Bildungsministerium wies man Pescheks Vorwurf "schärfstens" zurück: "Damit wirft er unseren Lehrerinnen und Lehrern Amtsmissbrauch vor", hieß es gegenüber der APA. Man behalte sich daher auch rechtliche Schritte vor.
Ähnlich äußerte sich Quin. "Dafür müsste man klare Beweise auf den Tisch legen oder zumindest vorsichtiger formulieren." Dass bei 22.000 AHS-Lehrern vereinzelt Fälle von Fehlverhalten vorkämen, sei durchaus möglich und sei ja auch schon durch die Medien gegangen und entsprechend geahndet worden. "Flächendeckenden Amtsmissbrauch weise ich aber schärfstens zurück."
Änderungen
Trotzdem tritt auch Quin bei den Kompensationsprüfungen in Mathematik für eine Änderung ein. "Als Prüfer ist man da in einer komischen Situation. Sie haben die Vorgabe, dem Kandidaten die standardisierte Aufgabe zu geben und diese beantworten zu lassen. Was machen Sie aber, wenn der komplett in die falsche Richtung galoppiert? Wenn man ihm etwas sagt und einen entsprechenden Hinweis gibt, zeigen Sie ihm praktisch den Lösungsweg vor."
Daher habe man dem Ministerium vorgeschlagen, die Kompensationsprüfung in Mathematik schriftlich durchzuführen - und zwar als "halbe" Matura mit der Hälfte der Zeit und auf die Grundlagenaufgaben beschränkt. Das sei positiv aufgenommen worden, aber sicher nicht heuer umsetzbar.
Auch einer zentralen Benotung kann Quin "bei aller Skepsis gegenüber zentralen Klausuren an sich" etwas abgewinnen: "Das wäre vom System her logisch und korrekt." Auch die Gewerkschaft habe das schon bei den ersten Gesprächen zur Einführung der Zentralmatura gefordert: "Die Antwort war: Für das Geld, das die Lehrer für die Korrektur kriegen, macht das sonst niemand."