Der ÖGB befürchtet, dass sich viele Betriebe aufgrund der Wirtschaftskrise die Ausbildung der jungen Leute nicht mehr leisten wollen oder können.
Eine Kündigungswelle sieht die Gewerkschaft auf Österreichs Lehrlinge zurollen. Vorigen Sommer wurde der Kündigungsschutz für Lehrlinge gelockert. Bisher konnte ein Lehrverhältnis nur einvernehmlich oder aus schwerwiegenden Gründen wie Diebstahl beendet werden. Nach dem neuen Berufsausbildungsgesetz dürfen nun aber Lehrlinge nach jedem Lehrjahr, also bereits nach dem ersten, das für viele im September endet, gekündigt werden.
Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaftsjugend, Jürgen Michlmayer, meint nun auf Ö1, dass im Herbst eine große Kündigungswelle bei Lehrlingen bevorstehen könnte.
Grund ist Wirtschaftskrise
Zwar sieht das neue Gesetz vor, dass
bei einer Kündigung ein Mediationsverfahren durchgeführt werden muss, also
dass eine dritte Person zwischen dem Arbeitgeber und dem Lehrling noch
einmal versucht zu vermitteln. Für die Gewerkschaft ändert das aber nichts
an ihrer Befürchtung, dass viele Betriebe im Herbst aufgrund der
Wirtschaftskrise auf die Ausbildung junger Menschen aus Kostengründen
verzichten könnten.
GPA für Gesetzesänderung
Daher fordert der Chef der
Gewerkschaft der Privatangestellten, Wolfgang Katzian, die Regierung auf,
das Gesetz zurückzunehmen: "Jetzt in der Wirtschaftskrise glauben wir, dass
es unbedingt notwendig ist, dass es eine sehr sichere und stabile Situation
für die Lehrlinge gibt und daher würde ich es sehr begrüßen, wenn man das
noch einmal überdenkt."
Blum gibt Gewerkschaft recht
Unterstützung bekommen die
Gewerkschafter vom ehemaligen Lehrlingsbeauftragten der Vorgänger-Regierung,
Egon Blum: "Diese Kündigungserleichterung hätten wir uns wirklich ersparen
können. Das wird ein Problem geben. Gerade jetzt, wo noch zur gleichen Zeit
die wirtschaftliche Problematik einsetzt, wird es viele Betriebe geben, die
sich einfach von den Lehrlingen verabschieden." Daher befürchtet auch Blum
eine Kündigungswelle im Herbst. Auch er richtet der Regierung - insbesondere
SPÖ-Arbeitsminister Rudolf Hundstorfer und ÖVP-Wirtschaftsminister Reinhold
Mitterlehner - aus, das Gesetz so schnell wie möglich zu ändern.