In der ÖVP tobt ein erbitterter Machtkampf wegen der Homo-Ehe. Die Partei soll sogar Umweltminister Pröll nachspioniert haben.
In der ÖVP tobt ein Machtkampf rund um Umweltminister Josef Pröll. Jüngster Anlass: Die Abfuhr für den ÖVP-Reformer in Sachen eingetragener Partnerschaft für Homosexuelle durch Parteichef Wilhelm Molterer. Dieser hatte sich festgelegt, dass er gegen eine eingetragene Partnerschaft für Homosexuelle am Standesamt eintritt. Grundsätzlich betonte er zwar beim Ministerrat, dass die Art der Zeremonie jedermanns eigene Entscheidung wäre, es gäbe aber Alternativen zum Standesamt. Wie diese aussehen könnten, sagte der ÖVP-Chef nicht.
Aufstand der Jungen
ÖVP-Vizeparteichef Josef Pröll findet
dagegen, dass die Eintragung der Partnerschaft sehr wohl am Standesamt
erfolgen sollte. Er habe das so im Perspektivenpapier der Volkspartei
niedergeschrieben und bleibe bei seiner Meinung. Dass es dabei in der ÖVP
unterschiedliche Positionen gäbe, stört Pröll nicht. Das sei in einer
Volkspartei ganz normal.
Salzamt zuständig?
Im Interview mit ÖSTERREICH übt der
steirische ÖVP-Klubchef Christopher Drexler scharfe Kritik an Molterer: Es
sei „unverständlich und unnotwendig“, dass er das Standesamt als zuständige
Stelle für die neue Homo-Partnerschaft ausgeschlossen habe. Drexler weiter:
„Ich bin es eigentlich leid, noch über eine Sache diskutieren zu müssen, die
für die Bevölkerung längst gegessen ist: Es soll eine eingetragene
Partnerschaft kommen, das ist keine Ehe, und wo wenn nicht auf dem
Standesamt soll sie geschlossen werden? Oder soll das Salzamt dafür
zuständig sein?“
Hahn auf Prölls Seite
Auch Wissenschaftsminister Johannes
Hahn steht „als Landesparteiobmann der ÖVP Wien“ auf Prölls Seite, wie er
ÖSTERREICH ausrichten ließ. Hahn kann sich jedoch vorstellen, dass die
Bezirksämter und –hauptmannschaften für die eingetragene Partnerschaft
zuständig sind.
Pröll bespitzelt?
Gleichzeitig gibt es in der ÖVP Vorwürfe,
dass Pröll bei seinem jüngsten Steiermark-Tag einen „Aufpasser“ von der
Bundes-ÖVP hinterher geschickt bekam. Pröll reagierte auf entsprechende
Berichte gegenüber ÖSTERREICH scharf: „Das sind wirklich schwere Vorwürfe,
von denen ich gar nicht glauben kann, dass sie stimmen. Jedenfalls muss das
alles auf Punkt und Beistrich geklärt werden. Ich gehe davon aus, dass die
Betreffenden rechtliche Schritte gegen diese Vorwürfe unternehmen, um sie
aus der Welt zu schaffen.“
ÖVP-Pressesprecher Gerald Fleischmann wies zurück, dass die Bundespartei auf Pröll „aufgepasst“ habe: „Das schließe ich kategorisch aus.“ Missethon ließ mitteilen, er schließe den beschriebenen Vorfall "kategorisch aus". Der Generalsekretär wird zudem die "Grazer Woche" , die darüber berichtet hatte, klagen. "Wir möchten das nicht auf uns sitzen lassen", betonte der ÖVP-Generalsekretär, der sich "wirklich empört" zeigte. Weder die Mitarbeiter in der Partei noch Pröll hätten sich "das verdient".
SPÖ beharrt auf Standesamt
Klar der Kurs beim
Koalitionspartner. SPÖ-Justizministerin Maria Berger sieht weiterhin das
Standesamt als einzige gangbare Variante für die Etablierung einer
eingetragenen Partnerschaft für Homosexuelle.
Einzig möglicher Weg
Zum Schutz der Ehe und zur Wahrung des
Polygamieverbots müsste die Zeremonie am Standesamt durchgeführt werden,
erklärte die Ressortchefin am Mittwoch. Den Entwurf für die eingetragene
Partnerschaft will Berger im April in Begutachtung schicken, der Beschluss
im Ministerrat ist laut Arbeitsprogramm der Regierung für den Juni
angepeilt.
Entdiskriminierung im Koalitionspakt
Bundeskanzler Alfred
Gusenbauer verwies darauf, dass man im Regierungsprogramm festgehalten habe,
eine Entdiskriminierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften
durchzuführen. Es sei nun die Aufgabe der zuständigen Minister geeignete
Lösungen zu finden.