Nationalfeiertag
Lob für Europa und Vorteile der Neutralität
26.10.2008
Am Nationalfeiertag hob Bundeskanzler Gusenbauer die Vorzüge der EU hervor und Neo-ÖVP-Chef Pröll die von Österreich.
Die Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag haben am frühen Sonntagvormittag traditionell mit den Kranzniederlegungen durch Bundespräsident Heinz Fischer und die Bundesregierung begonnen. Als erste betraten Fischer und Verteidigungsminister Norbert Darabos den Heldenplatz und wurden von der Kapelle der Ehrengarde mit der Bundeshymne begrüßt. Nach dem Abschreiten der Spalier stehenden Soldaten legten Fischer und Darabos im Weihraum und der Krypta am Äußeren Burgtor zum Gedenken an die Widerstandsopfer und die Gefallenen der beiden Weltkriege jeweils einen Kranz nieder.
Danach erfolgte dasselbe Prozedere durch die Bundesregierung. Bei den Regierungsmitgliedern, die hauptsächlich dunkel gekleidet erschienen, sorgte Außenministerin Ursula Plassnik mit einer orangen Daunenjacke für farbliche Akzente. Nach Beendigung der Kranzniederlegungen kehrte Fischer in die Präsidentschaftskanzlei zurück, die Regierungsmitglieder begaben sich ins Bundeskanzleramt zu einem Sonderministerrat.
800 Rekruten angelobt
Rund 800 Rekruten aus Niederösterreich und
Wien wurden traditionsgemäß von Fischer angelobt. Der Oberbefehlshaber des
Heeres rief in seiner Rede die Koalitionsverhandler auf, ein klares
Bekenntnis zur Landesverteidigung und zum Bundesheer abzugeben. Darabos hob
in seiner Ansprache einmal mehr die Bedeutung der Neutralität hervor.
Gusenbauer lobt Vorteile der EU
Bundeskanzler Alfred Gusenbauer
hob bei seiner Rede beim Sonderministerrat die Vorteile der Europäischen
Union hervor. Alle Länder, die den Euro nicht eingeführt hätten, stünden
angesichts der Finanzkrise vor einer schwierigeren Situation, meinte der
Sozialdemokrat. Außerdem habe sich der Glaube an die entfesselte
Marktwirtschaft als Illusion herausgestellt. Zur Neutralität meinte
Gusenbauer, sie habe nicht nur zur Souveränität und Unabhängigkeit des
Landes beigetragen, sondern sei auch wichtig für die Position in der
internationalen Staatengemeinschaft.
Pröll gegen Verstaatlichten-Politik
Der designierte
ÖVP-Chef Josef Pröll schwärmte von den Vorzügen Österreichs und will "das
Vertrauen der Menschen in die Politik wieder herstellen". Dazu brauche
es "neue Wege, neue Brücken und neues Denken", so Pröll. Zur
mageren Konjunktur meinte er, die soziale Marktwirtschaft dürfe nicht über
Bord geworfen und gegen die Verstaatlichten-Politik der 70er Jahre
eingetauscht werden.
FPÖ will eigenständiges Österreich
FPÖ-Obmann
Heinz-Christian Strache hat den Nationalfeiertag zum Anlass genommen, von
allen Parteien "ein Bekenntnis zu einem eigenständigen und neutralen
Österreich" einzufordern. Unser Land dürfe nicht "dem
Brüsseler EU-Zentralismus geopfert werden". Strache verlangte
außerdem eine Entlastungsoffensive. Das müsse die Hauptaufgabe des neuen
Nationalrats sein.
BZÖ für Steuer-Entlastung
Der designierte BZÖ-Chef
Stefan Petzner appellierte für Zusammenhalt und Zusammenarbeit auf
politischer Ebene. "Der weltweite Finanztsunami hat Österreich längst
erreicht", meinte Petzner, weshalb ein Vorziehen der Steuerreform
geboten sei. Petzner erinnerte auch daran, dass der verstorbene
Landeshauptmann Jörg Haider vor seinem Tod vor den schwerwiegenden
Auswirkungen der Finanzkrise gewarnt hatte und ein Maßnahmenpaket
präsentiert hatte. In diesem Zusammenhang nannte er den Mittelstandsfonds
zur Stärkung von Klein- und Mittelbetrieben. Petzner sieht das "politische
Vermächtnis Jörg Haiders" als Auftrag für die Zukunft.
Grüne erinnern an Grundkonsens
Grünen-Chefin Eva
Glawischnig erinnerte an den Grundkonsens der Zweiten Republik: "Nie
wieder Nationalsozialismus". Sie forderte die Abgeordneten von SPÖ, ÖVP
und auch BZÖ auf, den Nationalfeiertag zum Anlass zu nehmen, um von einer
Wahl des FPÖ-Kandidaten Martin Graf zum Dritten Nationalratspräsidenten
abzurücken - wegen seiner Mitgliedschaft in der rechtsextremen
Burschenschaft Olympia.
Burgstaller lobt Neutralität
Die österreichische
Neutralität habe in einer sich ändernden Welt eine wichtige Funktion,
betonte Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller aus Anlass des
Nationalfeiertages. Ein neutrales Österreich könne eine wichtige Rolle bei
der Weiterentwicklung der internationalen Organisationen und einer
Friedensordnung spielen, so die Sozialdemokratin.