Ludwig im Interview

"Koalition will SPÖ-Stadtchef verhindern"

30.12.2018

Wie Wiens SP-Bürgermeister Ludwig dem türkis-blauen Angriffen standhalten will. 

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© APA/HANS PUNZ
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Wien. Ob HC Strache in Wien antreten wird, ist ihm egal. Trotzdem ortet Michael Ludwig Versuche von ÖVP und FPÖ, ihn aus dem Amt zu kippen.

ÖSTERREICH: FPÖ-Vizekanzler  Strache liebäugelt damit, selbst als Bürgermeister-Kandidat in Wien anzutreten. Besorgt?

Michael Ludwig: Es gibt offensichtlich Pläne von anderen Parteien, einen sozialdemokratischen Bürgermeister/ Bürgermeisterin zu verhindern. Das wurde mehrfach bekundet. Ich beschäftige mich nicht sehr damit, wer Spitzenkandidat bei den anderen sein wird, denn gerade bei der FPÖ hat das ja eine gewisse Tradition – diese Ich-bin-da-ich-bin weg-ich-bin-wieder-da-Spiele à la Jörg Haider – und ich sage immer: Wien ist zu wichtig, als dass man es als Nebenschauplatz einstuft. Man sollte sich entscheiden, ob man in der Bundesregierung oder in der Kommunalpolitik tätig sein will. Immer nur knapp vor einer Gemeinderatswahl kurz aufzutauchen und dann wieder eine andere Funktion zu übernehmen, finde ich der Bedeutung unserer Stadt nicht entsprechend.

ÖSTERREICH: Angriffe der Regierung auf Wien können Sie gut zur Polarisierung nutzen …

Ludwig: Es ist nie angenehm, wenn aus parteipolitischen Gründen unsere wunderschöne Stadt angegriffen wird. Wir setzen uns für die Interessen der Wiener Bevölkerung ein und von daher gibt es eine ganze Reihe von Reibungspunkten. Etwa bei der Mindestsicherung, wo wir als Großstadt natürlich andere Herausforderungen haben und wo wir deutlich machen, dass mit den Plänen der Regierung auch Kinder betroffen wären und dass man Familien mit mehreren Kindern so in die Armut treibt. Kinder sind die Zukunft unserer Stadt und sollten alle gleich behandelt werden.

ÖSTERREICH: Es heißt, die ÖVP würde nach der Wien-Wahl eine Koalition mit der SPÖ anstreben. Gibt es da Gespräche?

Ludwig: Ich habe mit Teilen der ÖVP, etwa mit dem Präsidenten der Wirtschaftskammer Wien, ein sehr gutes Einvernehmen. Wir setzen in Wien auch auf das sozialpartnerschaftliche Modell, ich hatte dazu erst kürzlich einen Gipfel darüber im Rathaus veranstaltet, und es ist schön zu sehen, dass in Wien von Arbeiter- über Wirtschafts- und Landwirtschaftskammer bis hin zu den Gewerkschaften und der Industriellenverei­nigung alle an einem Strang ziehen für einen Ausbau der Lehrlingsausbildung und des Universitätsstandortes.  Aber die Ansage, die da in mehreren Medien lanciert wurde, orte ich eher als Ablenkungsversuch, um von offensichtlichen Parteiengesprächen abzulenken, die einen sozialdemokratischen Bürgermeister verhindern sollen.

ÖSTERREICH: ÖVP und FPÖ führen darüber Gespräche?

Ludwig: ÖVP, FPÖ, aber auch die Neos haben gesagt, dass es ihr Ziel sei, einen roten Bürgermeister zu verhindern.

ÖSTERREICH: Die Bundes-SPÖ hatte 2017 eine Koalition mit der FPÖ nicht mehr ausgeschlossen. Sollte sie Rot-Blau wieder ausschließen?

Ludwig: Es wird sich jede Koalition daran messen müssen, ob es politische Schnittmengen gibt. Und aufgrund der Politik, die wir jetzt wahrnehmen, ist eine Schnittmenge mit der FPÖ nicht wahrnehmbar. Wir haben deshalb in Wien auch eine Koalition mit der FPÖ ausgeschlossen.

Interview: Isabelle Daniel

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