Hofburg-Wahl

Lugner: "Ich hätte die Macht, die Regierung in den Krieg zu schicken"

14.02.2016

Richard und Cathy Lugner wollen mit ihrer Kandi­datur ernst genommen werden.

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© Reuters
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Müde ist sie und ein bissel blass. 24 Stunden hat Cathy Lugner nicht geschlafen, doch beim gemein­samen ÖSTERREICH-Interview mit Ehemann Richard Lugner ist sie dann wieder hellwach. Völlig neu gestylt, im Business-Anzug von Boss, springt sie ein, wenn sie glaubt, dass ihr Richard missverstanden werden könnte. Ihre größte Sorge: dass jemand die Kandidatur ihres Mannes nicht ernst nehmen könnte.

Gerade haben die beiden in einem Kinosaal der Lugner-City offiziell verkündet, dass Richard Lugner zur Präsidentenwahl am 24. April antreten wird.

Kasperl
Unter dem Motto „Der Kasperl gewinnt immer“ will er seinen Wahlkampf abspulen. Dabei klingen die meisten seiner Ankündigungen gar nicht lustig. Der blaue Anzug scheint Programm zu sein.

Flüchtlinge? Zu 75 Prozent Fahnenflüchtige. Das soziale Netz? Durchforsten! Und seine Berater haben ihm erklärt, wie viel Macht der Präsident eigentlich hat. Die will er einsetzen. Entweder die Regierung spurt, oder sie wird entlassen.

Er glaubt jedenfalls an seine Chance – und eines ist sicher: In der sonst so grauen Nach-Opernball-Zeit hat Richard Lugner jede Menge Gelegenheiten, sich im Licht der Öffentlichkeit zu sonnen.

Interview mit Richard und Cathy Lugner

ÖSTERREICH: 1998 haben Sie zwischen zwei und drei Millionen für Ihren Wahlkampf ausgegeben. Wie viel wird’s diesmal?

Richard Lugner: Diesmal bin ich sparsamer. Keine Plakate, viel im Internet. Meine Frau beherrscht Youtube. Unser erstes Video war ja schon sehr erfolgreich: 540.000 Zugriffe. Hundstorfer und Van der Bellen haben 110.000 und 107.000. Wir haben also fünfmal so viel. Und die Umfrage, die uns jetzt schon zehn Prozent gibt, ist auch nicht von schlechten Eltern.

Cathy Lugner: Wir stehen erst am Anfang. Wir glauben aber auch, dass wir sehr viele Nichtwähler ansprechen können, und davon gibt es eine Million. Das Land braucht einen unabhängigen, volks­nahen Bundespräsidenten, der zu seinem Wort steht. Und das wissen auch die Jungen zu schätzen.

Richard Lugner: Was glauben Sie, was passiert, wenn der Lugner jetzt richtig einsteigt. Meine Mitbewerber sind doch alles Leute, die bisher einen vom Steuerzahler hochbezahlten Job ausgeübt haben. Die nie eine Vision haben mussten, nie ein Unternehmen aufgebaut und es immer weiterentwickelt haben. Die stehen wie die gesamte ­österreichische Politik für Stillstand. Und das werden die Leute merken, denn der rot-schwarze Stillstand ist ­eine Katastrophe.

ÖSTERREICH: Was unternehmen Sie als Präsident dagegen?

Richard lugner: Der Bundespräsident hat Macht. Nach Artikel 70 kann er die Regierung entlassen. Da wird sich der Bundespräsident Lugner mit dem Faymann und dem Mitterlehner zusammensetzen und sie fragen: Soll ich euch in den Krieg schicken, oder machen wir endlich was, damit die Wirtschaft wieder in Schwung kommt? Und sagen wir den Leuten endlich die Wahrheit. Wenn heute ein Bundeskanzler sagt: „Wir müssen den Gürtel enger schnallen“, werden das die Menschen verstehen. Noch heute kommen mir die Tränen, wenn ich an den Bundeskanzler Figl im 1945er-Jahr denke: „Ich kann euch nichts geben, aber glaubt an dieses Österreich!“

ÖSTERREICH: Das heißt, Sie stellen der Regierung die Rute ins Fenster: Entweder ihr spurt, oder ich entlasse euch …?

Richard lugner: Genau. Die einzigen Ideen, die die Regierung ja immer hat, sind neue Steuern. Ich glaube, wir müssen die Lohnnebenkosten senken und das Sozialsystem durchforsten.

ÖSTERREICH: Zum Beispiel?

Richard lugner: Die verpflichtende Väterkarenz. Ich habe einen Zentrumsleiter, der ein Baby bekommen hat. Bleibt er z’haus, ist der Job weg. Aber weil er’s nicht macht, bekommt seine Frau weniger Geld. Unsinnig!

ÖSTERREICH: Was würden Sie noch durchsetzen? Sonntagsöffnung, nehmen wir an.

Richard lugner: Natürlich ist mir die ein Anliegen. Ich würde aber auch anregen, den Bundesrat abzuschaffen. Kostet nur Geld.

ÖSTERREICH: Glauben Sie, dass mit Blau-Schwarz mehr weitergehen würde?

Richard lugner: Warten wir einmal das Wahlergebnis ab. Aber ich glaube, dass eine Unterbrechung von Rot-Schwarz nicht schlecht wäre. Wenn Strache eine Regierung zusammenbringt, ist er zum Kanzler zu machen. Aus meiner Sicht kann ich nur sagen: Wenn der Präsident Lugner heißt, wird’s Rot-Schwarz nicht mehr lange geben.

ÖSTERREICH: Frau Lugner, wie würden Sie Ihre Rolle als First Lady anlegen?

Cathy lugner: Meine Rolle wird sein, den Richard zu unterstützen, der wirklich was bewegen will und sicher nicht in der Hofburg Nase bohren wird. Ich bin in Politik sicher nicht lückenlos und lebe erst seit zwei Jahren hier. Aber, was ich hier schon gehört habe, da kommen mir die Zehennägel nach oben. Außerdem bin ich die kleine Security vom Richard. Wenn jemand was gegen ihn sagt, hau ich so drauf, dass kein Grashalm mehr wächst. Ich möchte meinen Mann schützen und will, dass seine Kandidatur ernst genommen wird.

ÖSTERREICH: Werden Sie auch Charity-Aufgaben erfüllen?

Cathy lugner: Warum nicht, wir spenden ja jetzt schon viel – nur darüber berichtet keiner. Wir haben von unserem privaten Geld für Flüchtlinge gespendet und sind auf den Westbahnhof gefahren. Die Österreicher haben trotzdem ein Problem mit mir. Erstens komm ich aus Deutschland, zweitens hab’ ich einen älteren Mann. Da glaubt jeder, die will nur das Geld …

ÖSTERREICH: Inwiefern wird sich jetzt Ihr Leben ändern?

Cathy lugner: Diverse Träume und Vorstellungen muss ich hintanstellen. Wir sind uns dessen bewusst, dass wir Abstriche machen müssen, nicht mehr ganz so exzessiv sein dürfen. Dinge, wie meinen Bunny-Kalender, werde ich natürlich vermeiden. Das ist nicht mehr drin. Ich werde aber deshalb auch keine Nonne werden …

ÖSTERREICH: Wen wünschen Sie sich zur Stichwahl?

Richard lugner: Da ist alles offen. Khol wird sicher besser abschneiden als derzeit in den Umfragen. Er sagt in seinem Video: „Ich mag die Leut’.“ Fragt sich nur, ob ihn die Leut’ auch mögen. Hunds­torfer ist und bleibt ein Mann der Sozialpartnerschaft, steht also auch für weiteren Stillstand. Und wenn der Van der Bellen sagt, er ist unabhängig, dann ist es eines Präsidenten unwürdig, so eine Unwahrheit zu verbreiten. Hofer würde eine Abkehr von Rot-Schwarz bedeuten, aber mir gefällt nicht, wenn er seine Behinderung im Wahlkampf einsetzt. Und die Griss verkehrt nur bei den oberen Tausend. Ich glaube, ich habe gegen alle eine Chance.

ÖSTERREICH: Sie haben gesagt, Sie würden Hillary zum Opernball holen. Jetzt wird’s die vielleicht gar nicht …

Richard lugner: Ja, schaut nicht gut aus. Und der Sanders wär’ nichts für den Opernball.

ÖSTERREICH: Der Trump müsste Ihnen mehr liegen?

Richard lugner: Seine Frau war ja schon bei mir. Der ist natürlich ein toller Selfmade-Mann, aber politisch ist er mir persönlich zu sehr Wild West.

ÖSTERREICH: Zur anderen Großmacht: Sind Sie für die Sanktionen gegen Russland?

Richard lugner: Nein, dagegen. Was mischt sich Europa in der Ukraine ein? Man soll keine Konflikte schüren und den russischen Bären nicht reizen. Das gilt übrigens auch in anderen Teilen der Welt. Der Westen hat den Arabischen Frühling geschürt – was hat’s gebracht? Libyen hat unter Gaddafi gut funktioniert – jetzt herrscht dort das totale Chaos.

ÖSTERREICH: Sind Sie für „Raus aus der EU“?

Richard lugner: Nein, die EU hat Europa 70 Jahre lang Frieden gebracht. Das wird von Jüngeren gern vergessen. Die EU ist vielleicht zu schnell gewachsen, ich sage nur: Rumänien und Bulgarien – und wir müssen uns in Zukunft sehr gut überlegen, wen wir noch in den Euro reinlassen.

ÖSTERREICH: Was würden Sie als Präsident in der Flüchtlingsfrage unternehmen?

Richard lugner: Ich würde mit allen Staatsoberhäuptern Kontakt aufnehmen und alles dafür tun, dass die Schengengrenze dicht wird. Diese Länder haben ja alle tolle Armeen, da muss es doch möglich sein, diese Flüchtlingsströme aufzuhalten und nur wirklich jene durchzulassen, die Asyl brauchen. 75 Prozent sind ja junge Männer, die meisten von ihnen Fahnenflüchtige.

ÖSTERREICH: Die hatten aber gute Gründe, nicht in der syrischen Armee zu dienen. Wie ist mit jenen zu verfahren, die bereits hier sind?

Richard lugner: Wer Recht auf Asyl hat, muss natürlich bleiben dürfen. Aber wir dürfen ihnen sozial nicht mehr bieten als armen Österreichern. Man soll ihnen auch Arbeit anbieten, mit der sie sich an den Kosten beteiligen können. Denn es geht nicht, dass der österreichische Steuerzahler ihnen alles zahlt und sie auch noch hinten und vorne bedient.

Cathy lugner: Außerdem muss die Bevölkerung geschützt werden. Das ist ja krass, was mit dem Buben in dem Bad passiert ist. Ich habe geheult, wie ich das gelesen habe. Ich traue mich nachts allein gar nicht mehr raus.

ÖSTERREICH: Die vielleicht wichtigste Frage: Werden Sie die neue Version der Bundeshymne singen?

Richard lugner: Derzeit singe ich noch die alte. Aber als Präsident wäre ich verpflichtet, auch die Töchter mitzusingen. Und das werde ich tun.

ÖSTERREICH: Wenn das mit Hillary nichts wird, wen würden Sie dann in Ihre Opernball-Loge einladen?

Richard lugner: Sicher jemand Hochkarätigeren als den finnischen Präsidenten. Kate und William wären nicht schlecht.

ÖSTERREICH: Was wird aus der Lugner-City?

Richard lugner: Alles geregelt. Die würde so übergeben, als ob ich g’storben wär …

ÖSTERREICH: Sie sind 83. Würden Sie von selbst zurücktreten, wenn Sie merken: Ich schaffe das gesundheitlich nicht mehr.

Richard lugner: Ja natürlich, aber die Ärzte bestätigen mir, dass ich keine Defizite habe. Die Queen ist so alt, wie ich am Ende meiner Amtszeit wäre. Und die schafft das locker.

Interview: D. Knob, W. Schima

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