SPÖ ringt weiter um Linie
Machtkämpfe lähmen roten Wahlkampf
28.07.2017
Nach Wechsel im SP-Wahlkampfteam ist Feuer am roten Dach.
In der roten Welt liegen die Nerven nach dem Rückzug von Stefan Sengl als Kampagnenmanager blank. Der bisherige Kommunikationschef von SP-Kanzler Christian Kern, Johannes Vetter, soll jetzt die verschiedenen Lager in der SPÖ als Sengl-Nachfolger befrieden.
Gestern soll es in einer Strategiesitzung mit Kern und seinem Team zu einer hitzigen Aussprache gekommen sein. Denn der wahre Grund für Sengls Rücktritt waren schlicht wochenlange Machtkämpfe, berichten mehrere Rote. Gleich vier verschiedene Gruppen kämpfen in der SPÖ derzeit um die Macht im Wahlkampf:
- Einerseits würden ehemalige Mitarbeiter von Ex-SP-Kanzler Werner Faymann den Wahlkampf managen wollen und einen Schwerpunkt auf Sicherheit und Zuwanderung legen.
- SP-Wahlkampfchef Georg Niedermühlbichler und Sengl wollten auf Stärken von Kern – Jobs, Soziales und Wirtschaft – gehen und das Thema Sicherheit nur mit dem roten Verteidigungsminister und Rechtsverbinder Hans-Peter Doskozil „abdecken“.
- Der Kanzler und sein Kanzleramtsminister Thomas Drozda sollen zwischen beiden Gruppen zerrissen gewesen sein.
- Und die stärkste Fraktion in diesem Match – sie lieferte den endgültigen Anlass dafür, dass Sengl entnervt hinschmiss – schart sich um Wahlkampfberater Tal Silberstein.
SP-Umfragen zeigen, dass Sicherheit dominiere
Silberstein wurde Kern von Ex-SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer – er soll großen Einfluss auf den SP-Chef haben – empfohlen. Der Israeli und einstige Mitarbeiter von US-Wahlkampflegende Stanley Greenberg gilt als Datenspezialist. Laut SPÖ-Fokusgruppen hätten ebendiese Daten ergeben, dass derzeit das Sicherheitsthema (Asyl, Terror, Zuwanderung) mit 55 Prozent vor allen anderen dominiere. Daher wolle Silberstein nun einen harten und rechten Sicherheitswahlkampf mit Kern und Doskozil führen.
Vor dem Risiko, damit „erst recht viele Wähler Sebastian Kurz zuzutreiben“, warnt ein SP-Gewerkschafter. Ob sich die SPÖ elf Wochen vor der Wahl endlich auf eine gemeinsame Linie einigen wird?