Bures auf Barrikaden
Machtkampf um Postamt-Schließungen ausgebrochen
22.02.2009
Die geplante Schließung von 300 Postämtern erhitzt wieder einmal die Gemüter. Ministerin Bures stellt Postchef Wais die Rute ins Fenster.
Nur drei Monate nach dem letzten Postgipfel von Regierung, Management und Belegschaftsvertretung sorgt die kolportierte Schließung von 300 der 1.200 Postämter schon wieder für Ärger. Infrastrukturministerin Doris Bures (S) hatte am Sonntag daraufhin den Job von Postchef Anton Wais und ÖIAG-Boss Peter Michaelis zur Disposition gestellt. Was Wais aber nicht hinderte, in einer Aussendung noch einmal klar zu stellen, dass sich die Post als börsenotiertes Unternehmen an der Wirtschaftlichkeit zu orientieren habe und es kein Verbot für Filialschließungen gebe.
Bures verärgert
"Sollte die Post tatsächlich, wie
kolportiert wird, auf das alte Konzept Zusperren und Jobabbau zurückgreifen,
wäre es an der Zeit, dass die Verantwortlichen in der ÖIAG und der Post von
sich aus die Konsequenzen ziehen", so Bures in einer Aussendung. Sie
vertraue darauf, dass die Vereinbarungen vom Postgipfel eingehalten werden.
Damals wurde sowohl vom Eigentümervertreter - dem Finanzministerium - als
auch von Post-Generaldirektor Wais bekräftigt, dass die im letzten Jahr
kolportierten Schließungspläne vom Tisch sind, betonte die Ministerin.
Und sie erhielt teilweise Schützenhilfe vom Koalitionspartner. ÖVP- Infrastruktursprecher Ferdinand Maier meinte, er habe persönlich den Eindruck, "dass die verantwortlichen Manager der Post unsensibel und möglicherweise auch überfordert sind". Nun gelte es, auf das Management einzuwirken, um eine Versorgungssicherheit in allen Regionen sicher zustellen. "Es muss garantiert werden, dass - wo Postämter unwirtschaftlich sind - eine Eröffnung von Poststellen mit Postpartnern zwingend sein muss", betonte Maier. Er sieht hier Bures (S) gefordert. Diese hatte aber schon zuvor auf den Eigentümervertreter, das Finanzministerium unter Finanzminister Josef Pröll (V), verwiesen.
Post rudert zurück
Von Seiten der Post AG hieß es, dass die
geänderten Universaldienstverordnung kein Schließungsverbot darstellt. Das
Verkehrsministerium habe sich lediglich "bei Bedarf eine sechs Monate
lange Prüfungsfrist vorbehalten", so Wais. Einmal mehr betonte er,
dass die Post als börsenotiertes Unternehmen "den Gesichtspunkten
der Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit und Notwendigkeit der Stabilität und
Werterhaltung gemäß Aktiengesetz verpflichtet ist". Und er
hielt fest, dass die Postzustellung auch weiterhin gesichert sei. "Es
gibt heute 1.500 Poststellen und es wird auch morgen 1.500 Poststellen geben",
stellte Wais klar.
Börsengang
Die Post wurde 2006 unter der damaligen
ÖVP/BZÖ-Regierung gegen den Widerstand der Postgewerkschaft an die Wiener
Börse gebracht. Dem Staat gehören noch 51 Prozent. So wurden unter der
Schwarz-Blauen und darauffolgenden Schwarz-Orangen Regierung über 900
Postämter geschlossen.
Freiheitliche empört
FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky
zeigt sich empört. "Daran sehe man wieder einmal, was die Versprechungen von
Bundeskanzler Werner Faymann wert seien, nämlich gar nichts", so Vilimsky,
der damit an einen Vorstoß des damaligen Verkehrsministers Faymann (S) vom
Herbst des Vorjahres erinnerte, wonach bis Mitte 2009 keine Ämter
geschlossen werden dürfen.
Nunmehr seien Infrastrukturministerin Doris Bures (S) und Vizekanzler und Finanzminister Josef Pröll (V) gefordert, so die FPÖ. "Es ist eine Schande für die Regierung, wenn der Postfuchs ausgehungert wird", empörte sich Vilimsky. Die FPÖ trete entschieden gegen die Schließung von Postämtern ein und werde auch im Parlament entsprechende Initiativen setzen, meinte er.
Allerdings hatte die FPÖ dazu in der Vergangenheit einen anderen Zugang. Unter der ehemaligen Verkehrsministerin Monika Forstinger (F) wurden 2002 über 600 Postfilialen zugesperrt.
Und sein vis a vis vom BZÖ, Martin Strutz meinte, mit den nun bekannt gewordenen Schließungsplänen sei offensichtlich, wie wertlos die Versprechungen des damaligen Verkehrsministers Werner Faymann (S) gewesen seien.
Kritik aus Oberösterreich
Es dürfe keinen weiteren Rückzug
ohne im Einvernehmen mit den Gemeinden bereitgestellte vollwertige
Ersatzdienstleistungen geben, betonte der zuständige Landesrat Josef
Stockinger (V). Der oberösterreichische BZÖ-Arbeitnehmersprecher Max Walch
bezeichnete Doris Bures (S) als "die größte arbeitnehmerfeindliche
Ministerin".
Auf Kosten des ländlichen Raums
Stockinger machte darauf
aufmerksam, dass es in nur mehr 40 Prozent der oberösterreichischen
Gemeinden ein eigenes Postamt gebe. "Das Sparprogramm der Post geht auf
Kosten des ländlichen Raumes." Ein Mitarbeiterabbau bei tiefschwarzen
Bilanzen wäre "gerade jetzt ein Hohn für den ökosozial denkenden Bürger", so
der Landesrat. Eine Post-Partnerschaft könne eine Frequenz-Synergie bringen,
von der beide Partner profitieren würden.