Laut einer Zeitverwendungsstudie verrichten Frauen noch immer zwei Drittel der unbezahlten Arbeit.
Ob im Haushalt oder bei der Kinderbetreuung, Männer picken sich bei diesen Tätigkeiten die Rosinen hinaus. Frauen erledigen noch heute zwei Drittel der unbezahlten Arbeit und dabei hat sich in den vergangenen 18 Jahren auch wenig verändert. Zu diesem Ergebnis kommt eine von SPÖ-Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek präsentierte Studie. Sie plädiert deshalb für weitere Verbesserungen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Frauen arbeiten auf Kosten der Freizeit
Für die Studie von der
Statistik Austria wurden über einen Zeitraum von fast einem Jahr 8.000
Österreicher befragt (März 2008 bis April 2009). Sie hatten ihre Tätigkeiten
in Tagebuchblättern detailliert aufzulisten. Dabei stellte sich heraus, dass
Frauen 66,0 Stunden pro Woche arbeiten, zu 41 % handelt es sich um
unbezahlte Tätigkeiten. Männer kommen auf 64,3 Arbeitsstunden pro Woche, 25
% davon entfallen auf unbezahlte Arbeit. Ein Fazit: Haushalt und
Kindererziehung wird von Frauen "nebenbei" erledigt, auf Kosten
ihrer eigenen Freizeit.
"Das Schlachtfeld Küche"
"Der Mann kocht
zwar ein Haubenmenü, überlässt das Schlachtfeld Küche aber der Partnerin",
beschreibt Heinisch-Hosek die Situation in Österreichs Haushalten. "Immer
mehr Männer beteiligen sich im Haushalt, deutlich mehr als noch vor knapp 20
Jahren. In den vergangenen fast 30 Jahren kann man sogar fast eine
Verdoppelung der Männer bei der Beteiligung an der Hausarbeit feststellen.
Das ist sehr erfreulich", so die Ministerin.
Unangenehmes erledigen Frauen
Von einer wirklich
partnerschaftlichen Verteilung könne aber keine Rede sein. Männer (2:46
Stunden) arbeiten pro Tag 86 Minuten weniger im Haushalt als Frauen (4:12
Stunden) und da hat sich auch im Zeitvergleich wenig verändert. "Beim
Wocheneinkauf und Kochen sind Männer durchaus engagiert. Bügeln, Wäsche
waschen und Putzen ist aber Frauensache", stellte sie fest. Beim
Einkauf beträgt der Männeranteil etwa 39 %, beim Kochen 32 %. Der
Wohnungsputz entfällt hingegen zu 74 % auf Frauen, Wäschewaschen wird nur in
15 % von Männern erledigt. Das Bügeln übernehmen überhaupt in 11 % die
Männer.
Männer als "Rosinenpicker"
Ein ähnliches Bild
zeigt sich bei der Kinderbetreuung. Deutlich mehr Männer als je zuvor
kümmern sich um die Kleinen. Besonderes Engagement legen die Väter an den
Tag, wenn es darum geht, den Spielplatz zu besuchen oder Ausflüge zu machen.
Die "Knochenarbeit" wie Füttern, Windelwechseln oder der
Arztbesuch wird jedoch von den Müttern erledigt. Wenn es um Aufgaben mit
sozialer Anerkennung von außen geht, beteiligen sich Männer gerne, bei den
unsichtbaren Tätigkeiten haben Frauen Vorrang. "Ich will nicht,
dass Männer weiter die Rosinenpicker bleiben", so Heinisch-Hosek.
Die Ministerin pocht deshalb auf eine Bewusstseinsänderung und verweist auf bereits gesetzte Schritte. Die Einkommenstransparenz ab kommendem Jahr nannte sie etwa als Beispiel. Im Herbst startet weiters eine Imagekampagne für die Väterkarenz. Derzeit gehen nur knapp fünf Prozent der Papas in Karenz, Wunsch sei es jedoch, hier einen Anteil von 20 Prozent zu erreichen: "Ob chic oder cool, es soll normal werden", meinte die Frauenministerin. In Folge würde dies schließlich auch zu mehr Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt führen.
Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern, bekräftigte sie ihre Forderung nach Fortführung der Anstoßfinanzierung für den Ausbau der Kinderbetreuung. Heinisch-Hosek verwies auch auf das deutsche Modell, welches vorsehe, dass das Elterngeld um zwei Monate gekürzt wird, wenn der Partner nicht auch in Karenz geht. "Wenn es dort bewirkt, dass die Väterkarenz steigt, sollte man ohne Tabus darüber reden", so die Ministerin. Sie betonte aber, dass man sich in Österreich nun die Entwicklung durch das neue Einkommensabhängige Kindergeld und die Imagekampagne für Väterkarenz anschauen müsse.
Ihre Position zur automatischen gemeinsamen Obsorge für Kinder nach Scheidungen sei unverändert, nämlich skeptisch, betonte sie ebenfalls. Den Vorschlag, dem Gericht eine Schlichtungsstelle in strittigen Fällen vorzulagern, bewertet sie hingegen positiv.
ÖVP ortet "stereotype Vorurteile"
ÖVP und FPÖ
gehen nun auf Heinisch-Hosek los. "Frauenpolitik heißt nicht
Anti-Männerpolitik", so die Wiener ÖVP-Obfrau, Staatssekretärin Christine
Marek. "Die Frauenministerin attackiert beinahe im Wochenrhythmus die
Väter mit plumpen, stereotypen Vorurteilen", zeigte sich Marek "entsetzt".
Zu glauben, dass man damit die Männer ins Boot holt, sei ein "Irrglaube",
kritisierte die Familienstaatssekretärin.
FPÖ sieht "Frauen in der Opferrolle"
FPÖ-Frauensprecherin
Carmen Gartelgruber plädierte dafür, mit den vorhandenen Geldern nicht
Studien zu finanzieren, sondern die Familien zu unterstützen.
"Heinisch-Hosek soll mit ihrer Pseudofrauenpolitik Frauen nicht ständig in
die Opferrolle drängen und zudem versuchen, einen Keil zwischen Frauen und
Männer zu treiben." Väterkarenz soll jedenfalls nicht "cool und schick sein,
sondern leistbar und möglich", betonte sie.