Karl Mahrer ist am Freitag mit 94,21 Prozent zum 19. Landesparteiobmann der Wiener Volkspartei gewählt worden.
Er wurde auf dem 37. Landesparteitag zum Nachfolger von Gernot Blümel befördert, der im vergangenen Dezember des Vorjahres aus allen politischen Ämtern ausgeschieden ist.
Der neue Chef der türkisen Stadtpartei war Polizist und Nationalratsabgeordneter. Der 67-Jährige ist bereits vom Parlament ins Rathaus gewechselt und dort inzwischen nicht amtsführender Stadtrat der Volkspartei. Geschäftsführend hat er die Partei schon nach dem Blümel-Abgang übernommen.
Nach seiner Kür bedankte er sich bei den anwesenden Gästen in der Steffl-Arena - der einstigen Albert-Schultz-Halle, die angesichts einer ausgefallenen Klimaanlage ihrem Ruf als Eis-Hotspot (sie ist Heimstätte der Vienna Capitals, Anm.) nicht gerecht wurde. Er nehme die Wahl in Dankbarkeit und Demut an. Den Wienerinnen und Wienern wolle er ausrichten: "Eines ist sicher, wir lassen uns nicht unterkriegen, wir sind die Wiener Volkspartei."
Zuvor hatte Mahrer, den Klubchef Markus Wölbitsch als "großartigen Captain" bezeichnete, seinen Schritt in die erste Reihe bzw. seine Entscheidung für die Politik begründet. Er werde oft gefragt, warum er sich dafür entschieden habe. "Die Antwort ist Liebe", gestand er. Er berichtete von den beiden Lieben seines Lebens. Die eine sei seine Frau. "Die zweite seid ihr alle." Er sei der Volkspartei 45 Jahre treu verbunden.
Der neue Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer will die Umgangsformen in der Politik ändern. Denn zu oft stehe "Hass und Aggression" im Mittelpunkt der politischen Diskussion, wie er in seiner Rede befand. Es gehe oft nur darum, andere "unter der Gürtellinie" zu schlagen.
"Wir kommen aus dem Volk", hielt er fest, man müsse für Menschen in ihren Lebensrealitäten arbeiten. Hier gibt es laut Mahrer durchaus Nachholbedarf auch in seiner Partei: "Wir müssen noch viel näher zu den Menschen kommen." Man müsse eine Politik mit Herz und Verstand forcieren.
"Als Volkspartei bieten wir ein klares Gegenmodell an", beteuerte Mahrer. Man stelle nicht wie die "arrogante und abgehobene " SPÖ das Rathaus, sondern die Menschen in den Mittelpunkt. "Die Volkspartei ist die wahre Grätzelpartei." Er kündigte an: Für jedes Grätzel werde es künftig einen zuständigen Bezirksrat der ÖVP geben, den "Grätzelbezirksrat". Auch ein "Dialogforum" will er ins Leben rufen - in dem interessierte Menschen Ideen einbringen können.
"Kritik an Wien ist kein Wien-Bashing", schwor er zudem. Man wolle vielmehr alles tun, damit sich Dinge in der Stadt bessern würden. Ein Ärgernis seien etwa fehlende Sprachkenntnis von Zuwanderern und deren Kindern. Hier ortete er ein Versagen der Stadtregierung im Bereich Bildung und Integration. Letztere müsse von den Betroffenen auch eingefordert werden. Wer in Wien oder Österreich leben wolle, müsse die "geltenden Werte" akzeptieren.
Bedankt wurde auch sein Vorgänger Gernot Blümel. So würdigte etwa Bundesparteichef und Bundeskanzler Karl Nehammer dessen Verdienste. Blümel hatte 2015 die im Stadtparlament marginalisierte Wiener ÖVP übernommen und sie von der Einstelligkeit bei der Wahl 2020 wieder auf den zweiten Platz geführt.
Auch Mahrer hat bereits ausgebaut - nämlich die Riege seiner Stellvertreterinnen und Stellvertreter. Künftig gibt es sechs statt drei Vize-Parteiobleute, wobei hier ebenfalls eine gröbere Rochade vorgenommen wurde. Vom alten Team ist lediglich Margarete Kriz-Zwittkovits - sie ist Gemeinderätin und stellvertretende Wirtschaftskammer-Präsidentin - noch mit dabei.
Weiters wurden Seniorenbund-Chefin Ingrid Korosec sowie der Standortanwalt in der Wirtschaftskammer - und ehemaliger Vorstandschef des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger - Alexander Biach ins Team geholt. Auch die Rathaus-Mandatarinnen bzw. Mandatare Caroline Hungerländer, Elisabeth Olischar und Harald Zierfuß wurden zu stellvertretenden Wiener ÖVP-Obleuten gewählt.
Als "Garant für erfolgreiche ÖVP-Stadtpolitik" bezeichnete Bundeskanzler Karl Nehammer seinen neuen Wiener Landesparteichef. Nichts Schmeichelhaftes kam vom Landesparteisekretär der FPÖ-Wien, Michael Stumpf, der die Volkspartei in der Bundeshauptstadt in "endgültiger Bedeutungslosigkeit" versinken sah.