Mail über verdeckten Ermittler geleakt

Ibiza-Bandenchef hatte Kontakt zum Innenministerium

24.11.2019

Der nächste Beleg für die Verwicklung offizieller Stellen der Republik in den Ibiza-Krimi: ÖSTERREICH hat ein Mail, dass Kontakte vom Chef der Ibiza-Tätergruppe, Detektiv H., mit dem Bundeskriminalamt beweist.

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Der offiziell in München lebende Detektiv H. ist neben dem Wiener Anwalt M. einer der Köpfe der Video-Tätergruppe: Die Ex-Lebensgefährtin von H. wurde, wie berichtet, am Dienstag der Vorwoche festgenommen und wird nun in der Untersuchungshaft von der „Soko Tape“ weiter verhört. H. muss deshalb auch befürchten, schon in den nächsten Tagen aufgrund belastender Aussagen seiner Ex-Freundin verhaftet zu werden. Der Detektiv ist aus den veröffentlichten Szenen des Ibiza-Videos bestens bekannt: In Hemd und weißer Hose gibt er der falschen Oligarchin immer wieder Anweisungen, was sie die beiden FPÖ-Politiker Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus nochmals fragen sollte, er ist offensichtlich der Boss der für diesen Job angeheuerten Schauspielerin, die vermutlich aus Serbien oder Bosnien stammt.
 
Detektiv H. kennt auch den Wiener Anwalt M., bei dem kürzlich Kokain gefunden wurde und der bereits ein Geständnis im Ibiza-Krimi abgelegt hat. Der Name des Juristen, der sehr gute Kontakte zur Krone-TV-Moderatorin W. hat, findet sich auch auf dem Organigramm der Sicherheitsfirma von Detektiv H., das bereits vor einigen Monaten geleakt worden ist. Und für den mutmaßlichen Chef der Tätergruppe sollen auch die in Salzburg festgenommenen Tatverdächtigen S. und K. diverse Arbeiten erledigt haben. Beide U-Häftlinge sind mutmaßlich auch V-Männer der Exekutive, S. soll früher auch für die bosnischen Nachrichtendienste gearbeitet haben. Und S. stellte für seine Spitzeldienste konkrete Geldforderungen an das Bundeskriminalamt, er wollte 15.000 € für die Mitwirkung bei der Jagd auf eine Drogenbande. Das Geld wurde vorerst nicht ausgezahlt: Die Exekutive warf ihm inoffiziell seine „Verbindung zum Ibiza-Video“ vor. Das war aber Anfang Mai dieses Jahres, also zwei Wochen VOR Veröffentlichung des Videos . . .
 
 
 

Mail beweist Kontakte

Jetzt beweist ein Mail, das der Rechercheplattform „Fass ohne Boden“ zugespielt worden ist und das nun auch ÖSTERREICH vorliegt, dass sogar der Detektiv H. im Innenministerium gut bekannt war: Er schreibt schon zwei Jahre vor Beginn der Aktivitäten der Ibiza-Tätergruppe an einen V-Mann, dass er mit R. gesprochen hat und ihm „R. eine Telefonnummer gegeben hat“ – R. (der ganze Name ist ÖSTERREICH bekannt) ist über Prozessakten eindeutig als verdeckter Ermittler des Bundeskriminalamts identifiziert. Und in diesem Mail verwendet der mutmaßliche Boss der Ibiza-Tätergruppe seinen zweiten, falschen Namen, den er auch auf Ibiza gegenüber Strache genannt hat: T.
 
 
 
Das Innenministerium kommt mit den neuen Fakten zusätzlich unter Druck: Die bisherige Position, dass offizielle Stellen der Exekutive „keinen  Kontakt“ zu den Herstellern des Ibiza-Videos hatten, ist für Minister Wolfgang Peschorn nach dem Auftauchen schriftlicher Belege nicht mehr zu halten. Eine Aufarbeitung durch die Interne Revision wäre dringend nötig, die Einsetzung eines Untersuchungsauschusses zu den Verwicklungen des Innenministeriums in den Ibiza-Politkrimi und zum Chaos im BVT wäre noch besser.
 
Richard Schmitt
 
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