VP-Chefin schlägt zehn Tage vor dem Urnengang ganz neue Wege ein.
ÖSTERREICH: ÖVP-Themen gehen im Duell Häupl – Strache völlig unter. Wie wollen Sie gegensteuern?
Christine Marek: Unsere Themen gehen nicht unter, nur weil Rot und Blau immer untergriffiger werden. Wir sind die einzige Partei, die konstruktive Themen setzt.
ÖSTERREICH: Warum verfolgen Sie die „Kein Kommentar“-Strategie bei den umstrittenen Strache-Comics?
Marek: Wenn ich gefragt werden, äußere ich mich unmissverständlich: Diese Comics sind völlig abzulehnen. Das Problem ist, dass Strache dadurch völlig unverdient Aufmerksamkeit bekommt, indem er nach bekanntem Muster mit Empörung und Ausgrenzung spielt.
ÖSTERREICH: Auch die VP hat mit Rassismus-Vorwürfen zu kämpfen: Gemeinderat Wolfgang Aigner soll bei einer Sitzung „Scheiss Türken“ gesagt haben ...
Marek: Ich habe sofort mit allen Beteiligten gesprochen. Und ich wehre mich dagegen, dass in einem anonymen Brief (in dem diese Vorwürfe erhoben wurden; Anm.) eine Rufmord-Kampagne gegen eine Person betrieben wird. Die Vorwürfe konnten nicht bestätigt werden.
ÖSTERREICH: Dennoch steht die Frage im Raum: „Hat Wien ein Türkenproblem?“
Marek: Ich spreche weder von einem Türken- noch von einem Ausländerproblem. Die große Herausforderung ist, einzelne Migrantengruppen in der Bevölkerung zu integrieren. Tatsache ist, dass in der türkischen Community oft ein geringeres Bildungsniveau und größere Defizite bei der deutschen Sprache herrschen.
ÖSTERREICH: Das ist ein wichtiges Wählersegment. Wie wollen Sie da punkten?
Marek: Die ÖVP hat leider in diesem Bereich keine sehr große Tradition. Ich hatte neun Monate Zeit, seit ich die Landes-Partei übernommen habe, die Kontakte zu vertiefen. Leider gab es vorher nicht viel Engagement.
ÖSTERREICH: Das heißt, die Wiener ÖVP unter Christine Marek will die türkische Community stärker ansprechen?
Marek: Ja, ich will hier deutlich aktiver werden. Damit habe ich auch schon begonnen. Aber das ist auch ein Zeitproblem: Politik ist Beziehungsarbeit und die muss man über längere Zeit aufbauen.
ÖSTERREICH: Wie lässt es sich nach der Steiermark-Niederlage Wahlkämpfen?
Marek: Die SPÖ hat die Absolute in der steirischen Landesregierung verloren. Und dadurch verspüre ich sehr wohl Rückenwind.