Prammer und Spindelegger wurden als 1. und 2. Parlamentschef bestätigt. Graf (FPÖ) hat vor Van der Bellen (Grüne) das Rennen gemacht.
Die erste Sitzung des neuen Nationalrats mit Angelobung der Mandatare und Wahl der drei Präsidenten ist am Dienstag über die Bühne gegangen. Hier die Entwicklungen im Rückblick.
Im Anschluss an diese erste Sitzung wird das Konjunkturpaket dem Finanzausschuss zugewiesen. Dieser Ausschuss berät darüber. Danach debattiert wieder das Plenum das Paket. Und schließlich wird es vom Nationalrat am späten Nachmittag beschlossen. |
13:18 Graf ist 3. Parlamentschef
Martin Graf hat die Wahl gegen
Alexander Van der Bellen gewonnen und ist somit 3. Parlamentspräsident. 109
Mandatare stimmten für ihn, 27 für den früheren Grünen-Chef. Davor hatte
noch Eva Glawischnig moniert, dass auf genau 34 Wahlzetteln der Name Graf
links daraufgeschrieben war. Spindelegger hatte aber widersprochen, dass es
sich dabei um markierte Zettel handle. Der umstrittene Olympier hat die Wahl
erleichtert angenommen.
13:13 Markierte Stimmzettel?
Nach wie vor liegt kein Ergebnis
der Wahl zum Dritten Nationalratspräsidenten vor. Es soll Unregelmäßigkeiten
geben, eventuell in Form von markierten Stimmzetteln. Prammer hat eine
Stehpräsidiale einberufen, um die weitere Vorgangsweise abzuklären.
12:56 Kurze Pause
Die Sitzung wird zwecks Auszählung der
abgegebenen Stimmen kurz unterbrochen.
12:28 Wahl des Dritten startet
Zum letzten Mal schreiten alle
Volksvertreter einzeln nach Aufruf an die Urne, um den umstrittenen Dritten
Parlamentspräsidenten zu küren. Zur Wahl stehen zwei Kandidaten, der
umstrittene FPÖ-Mandatar Martin Graf und der Grüne Abgeordnete Alexander Van
der Bellen.
12:26 Spindelegger ist 2. Präsident
Auf den ÖVP-Mandatar
Michael Spindelegger sind 142 Stimmen entfallen. Abgegeben wurden 181, 170
waren gültig. Spindelegger bleibt damit Zweiter Nationalratspräsident. Er
nimmt die Wahl "sehr gerne" an.
12:16 Kurze Pause
Zwecks Auszählung der Stimmen wird die Sitzung
unterbrochen.
11:45 Wahl zum 2. Chef startet
Jetzt beginnt das gleiche
Prozedere wie zuvor. Die Parlamentarier werden einzeln zur Stimmabgabe
aufgerufen, der Vorschlag für das Amt des Zweiten Nationalratspräsidenten
kommt von der zweitstärksten Partei, der ÖVP. Die Volkspartei hat den
bisherigen Amtsträger Michael Spindelegger nominiert.
11:37 Prammer mahnt zur Kooperation
Prammer bietet den neuen
Mandataren die Unterstützung des Hauses an. Die Sozialdemokratin
unterstreicht, dass durch die Nationalratswahl keine Fraktion mehr über die
Sperrminorität verfügt. Daher sei Zusammenarbeit noch notwendiger als davor,
mahnt die Parlamentspräsidentin.
11:32 Prammer ist 1. Nationalratspräsidentin
Barbara
Prammer ist mit 140 Stimmen zur Ersten Präsidentin des Nationalrats gewählt
worden. Abgegeben wurden 182 Stimmen (183 minus Molterer), davon waren 168
gültig. Die alte und neue Präsidentin nimmt das Amt "mit
großer Freude und Dankbarkeit" an. Die Klubchefs aller fünf
Fraktionen gratulieren.
11:18 Kurze Pause
Zwecks Auszählung der Stimmen wird die Sitzung
unterbrochen.
10:44 Wahl zu Präsidenten startet
Jetzt steht die geheime
Wahl der drei Parlamentspräsidenten an. Wahlzellen wurden zu diesem Zweck
aufgestellt. Die 182 Volksvertreter werden einzeln zur Stimmabgabe
aufgerufen.
10:36 "Am rechtesten Rand"
Der Grün-Mandatar Karl
Öllinger, der am Sonntag ein Dossier zur Studentenverbindung Olympia ins
Internet gestellt hat, macht Graf neue Vorwürfe: Er habe als Dienstnehmer in
Seibersdorf zahlreiche Burschenschafter in verschiedene Stellen gehievt.
Darüberhinaus nennt Öllinger die Olympia die "am rechtesten
Rand" befindliche Verbindung. Mit diesem Redebeitrag endet die Debatte.
10:29 "Fairness" und "Anspruch"
Der orange
Abgeordnete Ewald Stadler stellt fest, das BZÖ unterstütze Graf aus "Fairness".
Die Wähler hätten über diesen "Anspruch" der Blauen
entschieden. Sippenhaftung für Vereinszugehörigkeit (Mitgliedschaft bei der
Olympia) sei verhängnisvoll. In Richtung Grüne sagt Stadler, sie sollten
Grafs Wahl nicht "sabotieren". Zu den Nationalratswahlen meint er,
die Große Koalition sei abgewählt worden.
10:23 "Mickey Mouse bei der Olympia"
FPÖ-Mandatar
Herbert Kickl kritisiert den "besonderen moralischen Habitus" von
Eva Glawischnig als "politische Heuchelei". Insgesamt kritisiert
er die Grünen als unehrlich. Alles was links ist, sei "gut,
hilfreich, edel", alles andere sei schlecht. Martin Graf hätte sich von
der NS-Zeit distanzieren können, wie er will, es hätte nichts genutzt. Es
hätte die Mickey Mouse bei der Olympia auftreten können, sagt Kickl. Er
bittet die Grünen, diesen "Firlefanz einer eigenen Kandidatur"
hintanzustellen.
10:16 "Passen S' auf"
Die schwarze Innenministerin
Maria Fekter verteidigt die anstehende Wahl von Graf zum Dritten
Nationalratspräsidenten. Demokratie lebe von Spielregeln und ihrer
Einhaltung. Abgesehen davon, gehe sie davon aus, dass alle Mandatare den
Faschismus ablehnen, sagt Fekter. Eine Störung aus den Grünen Reihen
beantwortet sie mit: "Passen S' auf, Horchn S' zu!"
10:10 "Da fängt der Spaß erst an"
Die
scheidende Grüne Dritte Nationalratspräsidentin Eva Glawischnig findet, dass
die Wahl der Präsidenten keine formale, sondern eine politische Frage sei,
keine Frage von Geschäftsordnung oder Usancen. Sie stellt Graf sowie den
roten und schwarzen Mandataren noch einmal die Frage, wie sie dazu stehen.
Immerhin sei bei Grafs Burschenschaft Olympia der deutsche Liedermacher
Michael Müller aufgetreten, der vor allem bekannt ist für seinen Song "Mit
6 Millionen Juden, da fängt der Spaß erst an". Glawischnig
zählt Grauenhaftigkeiten des Faschismus auf und bittet die Abgeordneten,
sich ihre Entscheidung noch einmal zu überlegen.
10:05 "Behüter der Politik Haiders"
Die 21
Orangen Abgeordneten werden die "Behüter und Bewahrer der Politik Jörg
Haiders" sein, macht Bucher von vornherein klar. Denn der Erfolg des
BZÖ und die große Zahl an Mandataren in dieser Legislaturperiode seien dem
verstorbenen Landeshauptmann Haider zu verdanken.
09:58 Cap hat "tolles Rede-Archiv"
Der neue
BZÖ-Klubchef Josef Bucher erinnert sich an seine erste Angelobung 2002 und
meint, dass damals Josef Cap die fast idente Rede gehalten habe. Er "gratuliert"
dem Sozialdemokraten zu seinem tollen "Manuskript-Archiv", aus dem
er zu jedem Anlass die passende Rede ziehen könne. Ansonsten findet Bucher,
man sollte der Usance nicht zuwiderhandeln und Graf wählen, denn "Das
gehört sich so". Außerdem habe der Freiheitliche z.B. den
Banken-U-Ausschuss umsichtig geführt.
09:53 "Schäbiges Spiel"
Strache kritisiert Van
der Bellen, sich für dieses "schäbige Spiel" als
Gegenkandidat hergegeben zu haben. Die "Grünen Gutmenschen"
würden nicht zu entscheiden haben, wer Dritter Nationalratspräsident werde.
Es würde ihnen nicht gelingen, die Demokratie zu beschneiden, erwartet der
FPÖ-Chef.
09:48 "Grenzt an Menschenverachtung"
FPÖ-Chef
Heinz-Christian Strache verlangt, die Wahlentscheidung zu akzeptieren.
Demnach haben die Freiheitlichen das Vorschlagsrecht für den Dritten
Nationalratspräsidenten. Den Grünen wirft Strache vor, eine Hetzkampagne
gegen Martin Graf geführt zu haben: "Das grenzt an
Menschenverachtung." Graf sei ein "renommierter und untadeliger
Demokrat", so der blaue Frontmann.
09:45 "Objektiver Vorsitz"
Pröll lobt den bisherigen
Zweiten Nationalratspräsidenten von der ÖVP, Michael Spindelegger, als "über
den Parteien stehend" agierend und ausgleichend. Was die Wahl Martin
Grafs zum Dritten Präsidenten anlangt, meint der designierte schwarze
Parteichef, er akzeptiere die Usance, er erwarte sich von ihm aber auch eine
objektive Vorsitzführung.
09:40 "Lösungen statt Streit"
ÖVP-Klubchef Josef
Pröll freut sich über die von der ÖVP ins Leben gerufenen
Österreich-Gespräche, bei der alle Parlamentsparteien anstehende Themen
debattieren. Davon erhoffe er sich "Lösungen statt Streit"
und "Reformen statt Stillstand", so Pröll.
09:35 "Bei Usancen bleiben"
Was die zwei Vorschläge
für den Dritten Nationalratspräsidenten angeht, spricht sich Cap für ein
Beibehalten der Gepflogenheiten aus. Die FPÖ hat als drittstärkste Partei
das Vorschlagsrecht, nicht die Grünen, und daran sollte man sich auch
weiterhin halten. Trotzdem gäbe es einen Grundkonsens in der Zweiten
Republik mit der Verurteilung des Nationalsozialismus. Dazu müsse sich jeder
Parlamentarier bekennen. Auch am Verbotsgesetz dürfe nicht gerüttelt werden
- meint der Sozialdemokrat in Richtung des blauen Abgeordneten Graf, der
Mitglied der rechtsextremen Burschenschaft Olympia ist und Dritter Präsident
werden wird.
09:31 "Arbeit selbst nicht ernst nehmen"
SPÖ-Klubchef
Josef Cap lobt die bisherige Erste Parlamentspräsidentin Barbara Prammer,
die das Hohe Haus für die Bürger geöffnet habe. Sie habe aber auch auf
Respekt vor dem Parlament gepocht. Auf diesem Weg solle es weiter gehen. Cap
plädiert für den Ausbau der Minderheitenrechte und mehr Einbeziehung der
Opposition. Es solle nicht der Eindruck entstehen, "dass wir unsere
Arbeit selbst nicht ernst nehmen", findet Cap.
09:25 Präsidenten werden debattiert
Nach der Angelobung
schreitet das Plenum zur Wahl des Präsidenten. Für das Amt der Ersten
Nationalratspräsidentin schlägt die SPÖ erneut Barbara Prammer vor, für das
Amt des Zweiten Präsidenten schlägt die ÖVP wieder Michael Spindelegger vor,
für den Dritten Präsidenten stehen zwei Vorschläge: die FPÖ hat Martin Graf
nominiert, die Grünen Alexander Van der Bellen. Das Plenum beschließt eine
Debatte zu diesem Punkt.
09:15 Angelobung startet
Nun beginnen alle 183 Abgeordneten,
einzeln "unverbrüchliche Treue der Republik und stete Beobachtung der
Verfassungsgesetze" zu geloben.
09:10 Bundeshymne zum Start
Nach der Trauerminute wird die
konstituierende Sitzung - die erste in der 24. Legislaturperiode - eröffnet
mit der Bundeshymne. Bundespräsident Heinz Fischer ist anwesend. Vizekanzler
Wilhelm Molterer fehlt - er ist aus Krankheitsgründen offenbar entschuldigt.
09:07 Gedenkminute für Zilk und Sekanina
Nationalratspräsidentin
Barbara Prammer bittet als Erstes um eine gemeinsame Gedenkminute aller
Abgeordneten aus Anlass des Ablebens von Altbürgermeister Helmut Zilk. Auch
des verstorbenen SPÖ-Bautenministers Karl Sekanina wird gedacht.
08:30 Protest der jungen Roten
Vor dem Parlament haben sich
Vertreter der Sozialistischen Jugend eingefunden. Sie demonstrieren gegen
die Wahl von Martin Graf zum Dritten Nationalratspräsidenten. In der
BundesSPÖ gibt es einige Mandatare, die nicht für Graf votieren werden.
Trotzdem kann man für den Freiheitlichen eine Stimmenmehrheit von ÖVP, FPÖ
und BZÖ erwarten.
In der ersten, der konstituierenden Sitzung des Nationalrats werden die neuen Abgeordneten angelobt, die verschiedenen Ausschüsse werden besetzt, und das Parlament bestimmt seine Präsidenten. Der freiheitliche Bildungssprecher Martin Graf - von seiner Partei als Dritter Präsident nominiert - ist wegen seiner Mitgliedschaft bei der rechtsextremen Studentenverbindung Olympia umstritten. Die Grünen haben daher mit Ex-Chef Alexander Van der Bellen einen symbolischen Gegenkandidaten aufgestellt. Außerdem beschließt das neue Plenum noch heute das Konjunkturpaket, mit dem der Wirtschaft in Zeiten der Finanzkrise unter die Arme gegriffen werden soll. |
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