Seit acht Jahren wohnen sie in Österreich. Nun sollen sie Linz verlassen.
Nach der widerrufenen Abschiebung von achtjährigen Zwillingen und ihrem Vater in den Kosovo und der vorerst ausgesetzten Rückführung einer 14-Jährigen und ihrer Mutter nach Armenien bahnt sich nun ein weiterer Fall an. Eine vierköpfige Familie aus Mazedonien, die vor acht Jahren nach Österreich eingereist ist, steht vor der Abschiebung. Gemeinsam mit ihrem Anwalt Helmut Blum und NGO-Vertretern stellte sich die Familie am Montag in einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit.
"Kann nicht mehr helfen"
Ismet und Emina Lakota kamen mit ihren Kindern, der heute zwölfjährigen Sara und dem mittlerweile 20-jährigen Edin, 2002 nach Österreich und stellten Asylanträge. Sie leben in Linz. Beide hätten gearbeitet und freiwillig die Deutsch-Integrationsprüfung abgelegt, die Tochter besucht die Schule, der Sohn möchte eine Lehre machen, könne das aber wegen seines unklaren Aufenthaltsstatus nicht, wie die Sprecherin der Plattform der "Bürgerinitiativen für gut integrierte AsylwerberInnen", die oberösterreichische SPÖ-Landtagsabgeordnete Gertraud Jahn, schilderte. Nun stehe die Familie vor der Abschiebung, die voraussichtlich innerhalb eines Monats erfolgen werde.
"Ich kann der Familie mit rechtlichen Mitteln nicht mehr helfen", sagte Blum. Der Asylantrag sei durch drei Instanzen gegangen. "Es gab keine Folgeanträge und keine Winkelzüge von Juristen", betonte der Anwalt. Nun liege aber eine Stellungnahme der Sicherheitsdirektion vor, wonach fremdenpolizeiliche Maßnahmen zulässig seien. Das verpflichte die Fremdenpolizei zu handeln, so der Anwalt. Er habe von der Stellungnahme erst am Freitag erfahren, die Begründung für die negative Entscheidung kenne er daher noch nicht. Sehr häufig werde aber argumentiert, dass Integrationsschritte im Wissen, dass man nicht bleiben könne, getroffen worden seien und damit nicht angerechnet würden.
"Fühle mich, als wäre ich hier geboren"
"Ich würde es sehr schade finden, wenn ich meine Schulausbildung nicht in Österreich fertigmachen könnte", sagte die zwölfjährige Sara in perfektem Hochdeutsch und unter Tränen. Sie spreche kaum mazedonisch. Außerdem habe sie Schilddrüsenprobleme und müsste deshalb im Dezember noch einmal zur Behandlung: "Wenn wir abgeschoben werden, kann ich da nicht mehr hingehen."
Ihr Bruder schilderte, dass die Familie nicht damit gerechnet habe, Österreich wieder verlassen zu müssen. "Ich fühle mich, als wäre ich hier geboren." Seine Freundin Julia Weinbauer - sie ist Österreicherin - erzählte, sie sei seit zwei Jahren mit Edin liiert und wohne auch zeitweise bei der Familie. Sie wolle sich mit ihrem Freund demnächst verloben, "ich liebe ihn". In Mazedonien erwarte die Familie eine ungewisse Zukunft: "Die haben keine Unterkunft da unten." Die Familie verfüge in ihrem Herkunftsland über keinerlei Netzwerk, betonte auch Blum. Sämtliche Verwandte seien weggezogen, die Eltern des Ehepaares würden beispielsweise in der Schweiz bzw. in Serbien leben.