Österreich
Mega-Razzia gegen Austro-Islamisten
28.11.2014
Operation „Palmyra“ war europaweit die größte Razzia in der Islamisten-Szene.
Die Staatsschutzaktion „Palmyra“ war der bislang größte Schlag gegen die Terrorpaten des Jihads in Österreich: Zeitgleich rückten 900 Polizisten am Freitag ab 4 Uhr in der Früh in den Islamistenhochburgen des Landes an. Darunter Elite-Cops der EKO-Cobra und Beamte der Spezialeinheit WEGA. Den Ermittlern gingen in Wien, Graz und Linz fast drei Dutzend Fanatiker ins Netz. Darunter Hassprediger wie der Wiener Mirsad Omerovic (32), der im 22. Bezirk wohnt und in einer Moschee in der Venediger Au predigt, und der Grazer Tschetschenen-Führer Visit D. (42).
Ermittelt wird wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in terroristischen Vereinigungen im Zusammenhang mit der Rekrutierung junger Menschen für den syrischen Bürgerkrieg. 13 Haftbefehle wurden bei den Durchsuchungen von 20 Wohnungen, Moscheen und Gebetsräumen vollzogen, zahlreiches terroristisches Propagandamaterial für den „Heiligen Krieg“ in Syrien, elektronische Datenträger und Bargeld sichergestellt. Selbst ein Schlagring wurde bei einem der Beschuldigten beschlagnahmt.
16 weitere Radikalislamisten wurden für Einvernahmen vorgeführt. Als schwerstes Kaliber neben dem Wiener Hassprediger Omerovic gilt der Grazer Terrorpate Visit D. Er war bereits im Sommer verhaftet und in Untersuchungshaft genommen worden.
Schon damals stand er im Verdacht, junge tschetschenische Asylwerber für einen Einsatz in Syrien geködert zu haben. Tatsächlich sind acht Männer aus Graz in den „Heiligen Krieg“ gezogen, vier davon sollen bei Kämpfen ums Leben gekommen sein.
Visit D. musste allerdings wieder auf freien Fuß gesetzt werden, weil die Beweise nicht ausreichten. Dies soll nun dank eines großen Lauschangriffs anders sein. Die Ermittlungen gegen die radikalen Islamisten haben fast zwei Jahre gedauert.
Mit dem Ergebnis der Mega-Razzia vom Freitag zeigte sich Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) höchst zufrieden. „Wir können bis zum jetzigen Zeitpunkt von einem bemerkenswerten Erfolg sprechen“, sagte sie. Allerdings herrscht wegen möglicher Vergeltungsschläge aus der Szene bei den Sicherheitsbehörden jetzt Alarmstufe Rot.
Video: Die Razzia im zweiten Wiener Bezirk:
Über 160 Personen aus Österreich in Syrien
30 Dschihadisten sind bereits tot, 60 zurückgekehrt.
Wie von ÖSTERREICH seit Monaten beschrieben, gilt die Republik in internationalen Geheimdienstkreisen als „Hotspot für die ISIS-Rekrutierung in Südosteuropa“. Tatsächlich sind die Zahlen bemerkenswert:
Über 160 Personen aus Österreich, so die offiziellen Angaben des heimischen Verfassungsschutzes, sind in den Dschihad nach Syrien gezogen. Viele davon haben sich der Terrorgruppe ISIS aktiv angeschlossen, wie etwa die „Dschihad-Poster-Girls“ Samra und Sabina oder der Hassprediger Mohamed M. Auch einige Konvertiten sind unter den Dschihadisten.
30 schon tot, weitere ziehen in den Dschihad
In den vergangenen Wochen sind weitere Menschen aus Österreich gen Syrien aufgebrochen. Mindestens 30 Austro-Dschihadisten sind bereits getötet worden. 60 sind nach Österreich zurückgekehrt. Weitere wollen ebenfalls heim. Eine Anti-Radikalisierungshotline und Aufklärung an Schulen sollen weitere Jugendliche davon abhalten, sich den Terroristen anzuschließen.
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16.32 Uhr: Die Ermittlungen der Verfassungsschützer im Vorfeld der Großrazzia haben vor über einem Jahr begonnen.
15:41 Uhr: Der Hauptverdächtige aus der Gruppe von 13 mutmaßlichen Jihadisten, Mirsad O., stammt laut bosnischen Medienberichten ursprünglich aus Serbien. Mirsad O. wurde demnach in der serbischen Kleinstadt Tutin im Sandschak geboren. Er gehörte jedoch später der Wahhabiten-Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina an.
Bosnische Medien brachten den festgenommenen Mann in enge Verbindung mit dem Anführer der Wahhabiten in Bosnien, Bilal Bosnic. Dieser wurde am 3. September gemeinsam mit weiteren 15 Personen unter dem Verdacht festgenommen, islamische Kämpfer nach Syrien und in den Irak geschickt zu haben. Die bosnische Staatsanwaltschaft beantragte am Freitag eine Verlängerung der Untersuchungshaft für Bosnic um weitere 25 Tage. Mirsad O. war demnach in der Wahhabiten-Gemeinde in Gornja Maoca (Bosnien-Herzegowina) aktiv gewesen:
15:27 Uhr: Die überregionale Polizeiaktion begann in den frühen Morgenstunden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Graz, unter deren Federführung die Polizeioperation lief, wurden 16 Personen in der Steiermark, Wien und Oberösterreich zur Einvernahme vorgeführt. 13 Festnahmen erfolgten.
14:40 Uhr: Die Einsätze im Überblick:
14:18 Uhr: Mirsad O., der festgenommene Islamist in Wien, hatte sich schon ein Flugticket besorgt, um sich in den "Heiligen Krieg" abzusetzen. Daher schlugen die Ermittler jetzt zu. Dem Vorausgegangen war übrigens eine permanente Überwachung, bei dem der "Große Lauschangriff" genutzt wurde.
13:35 Uhr: Details zu Mirsad O.: Die Festnahme erfolgte heute in den Morgenstunden im 22. Wiener Gemeindebezirk. Hinweise hatten sich verdichtet, dass sich der fünffache Vater nach Syrien absetzen wollte.
12:20 Uhr: Update: Soeben wurde eine weitere Identität eines Festgenommenen bekannt: In Graz verhaftete die Polizei "Visit D.". Der Hassprediger geriet ins Visier der Ermittler, weil er mehrere Tschetschenen in den Syrien-Krieg geschickt haben soll. Mehr dazu HIER >>>
12:08 Uhr: Das sind die bislang bekanntesten Austro-Islamisten:
11:53 Uhr: Update: Bei der riesigen Polizei-Aktion waren rund 900 Beamte im Einsatz. Grundlage für den Einsatz war der erhärtete Verdacht, dass die Festgenommmenen junge Muslime radikalisieren, für die Teilnahme an terroristischen Kampfhandlungen in Syrien anwerben und in das Kriegsgebiet entsenden.
11:05 Uhr: Bei den Razzien wurden terroristisches Propagandamaterial, Computer, Bargeld und eine verbotene Waffe (Schlagring) beschlagnahmt.
11:01 Uhr: Die Details zum festgenommenen bosnischen Hassprediger: Bei dem Mann handelt es sich um einen engen Vertrauten von Pierre Vogel, einem zum Islam konvertierten deutschen Prediger. Der Festgenommene stand seit 2012 unter Beobachtung. In Wien-Favoriten sammelte er Gelder für den Syrien-Krieg. Seine Hasspredigen verbreitete er in der Venediger Au im 2. Bezirk. (siehe Fotos oben).
10:39 Uhr: Hintergrund-Info: So wird in Wien für den Dschihad angeworben:
10:14 Uhr: Graz - hier fand der Polizei-Einsatz in der Grazbachgasse statt:
(c) Google Maps
09:53 Uhr: Federführend bei der landesweiten Aktion war übrigens die Staatsanwaltschaft Graz. Diese wird im Laufe des Vormittages weitere Details zu den Razzien in den drei Bundesländern Wien, Oberösterreich und der Steiermark geben. +++ Wir halten Sie hier auf dem Laufenden +++
09:36 Uhr: 500 Beamte sind landesweit im Einsatz. Innenministerin Mikl-Leitner: "Mit dem heutigen Einsatz ist ein wichtiger Schlag gegen den Terrorismus in Österreich gelungen. Er zeigt, dass unsere Null-Toleranz-Politik richtig ist und die bisherigen Maßnahmen greifen", so Mikl-Leitner.
09:19 Uhr: Grundlage für das heutige Einschreiten der Polizei waren Ermittlungsergebnisse des Verfassungsschutzes. Demnach habe sich der dringende Verdacht gegen mehrere Personen erhärtetet, dass sie junge Muslime radikalisieren, für die Teilnahme an terroristischen Kampfhandlungen in Syrien anwerben und in das Kriegsgebiet entsenden.
09:10 Uhr: Alarmstufe Rot. Die Polizei hat während der Großaktion die höchste Alarmstufe ausgerufen.
08:54 Uhr: Hier hat es in Wien erste Durchsuchungen bereits in den frühen Morgenstunden gegeben:
08:35 Uhr: Federführend bei dem Einsatz war laut Polizeiaussage Graz. Weitere Hotspots sind Wien und Linz.
08:14 Uhr: Die Aktion läuft seit 4 Uhr früh und gilt als die größte Anti-Terror-Razzia in Europa. 500 Beamte, darunter auch Mitglieder der Elite-Einheit Cobra, sind im Einsatz. Ein bosnischer Hassprediger gilt als Hauptverdächtiger.
07:58 Uhr: Umfassender Lauschangriff
Mit einem groß angelegten Lauschangriff, konnte die Polizei zahlreiche Haftbefehle aussprechen. Verdacht: Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. 20 Haftbefehle wurden erteilt, 40 Hausdurchsuchungen wurden durchgeführt.
07:33 Uhr: Mit modernsten technischen Mitteln wurden fast zwei Jahre lang die Verdächtigen abgehört. Der verdächtige Drahtzieher soll ein fünffacher Vater aus Bosnien sein, welcher auf Steurzahlerkosten Sozialhilfe erhält. Bei den Sicherheitsbehörden gilt wegen der Groß-Razzia Alarmstufe Rot.