Schmied fordert
Mehr muttersprachlicher Unterrichten für Migranten
22.05.2008
Bildungsministerin Schmied möchte den muttersprachlichen Unterreich von Migranten fördern, ohne dass Deutsche dabei auf der Strecke bleibt.
Bildungsministerin Claudia Schmied (S) will im Dezember konkrete Maßnahmen zur Förderung des muttersprachlichen Unterrichts für Migrantenkinder präsentieren. Wie Schmied am Donnerstag vor einem Treffen der EU-Bildungsminister in Brüssel sagte, sollen die Vorschläge anhand eines Berichts von Experten des Europarates ausgearbeitet werden, der bis Herbst vorliegen soll. Sie wolle außerdem mehr Lehrer und Lehrerinnen mit Migrationshintergrund und den Anteil der zweisprachigen Schulen ausbauen, sagte Schmied.
45 Prozent der Wiener Schüler
Derzeit hätten in Wien rund 45
Prozent der Volksschüler einen Migrationshintergrund, sagte Schmied. Dabei
habe sich gezeigt, dass die zweite Generation von Einwanderern größere
Schwierigkeiten beim Unterricht habe als die erste, sagte Schmied. Die
Anzahl von Pädagogen, die ebenfalls einen solchen Hintergrund aufweisen,
liege aber weit niedriger. Welche Sprachen beim Ausbau des
Fremdsprachenunterrichts Priorität haben sollen und wie viele Lehrer
benötigt würden, will die Ministerin erst nach Vorlage des Berichts
entscheiden.
Die Förderung von Deutsch bleibe weiterhin "unverzichtbar", betonte Schmied. Im September werde etwa in ganz Österreich ein aus Mitteln des Bundes finanziertes, fünf Millionen Euro schweres Programm zur Förderung von Deutsch für Kinder mit Migrationshintergrund in Kindergärten starten.
Bildungsschwerpunkt der EU
Die Förderung der Mehrsprachigkeit ist
auch ein Bildungsschwerpunkt der Europäischen Union. Am Donnerstag
verabschiedeten die zuständigen Minister eine Erklärung, in der es heißt:
"Für Migranten sollte als Hilfe zur erfolgreichen Integration ausreichende
Unterstützung gewährt werden, damit sie die Sprache(n) des Gastlandes lernen
können, während die Bevölkerung der Aufnahmeländer dazu angehalten werden
sollte, Interesse an den Kulturen der Einwanderer zu zeigen." Aufgrund ihrer
wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bedeutung müsse die Förderung der
Fremdsprachenkenntnisse mehr Bedeutung erhalten. Derzeit würden die
sprachlichen Erfordernisse in der europäischen Gesellschaft "noch immer auf
unzureichende Weise berücksichtigt werden", heißt es in der EU-Erklärung.
Brüsseler Strategiepapier
Die EU-Kommission wurde von den
Ministern aufgefordert, bis Jahresende Vorschläge für einen "umfassenden
bildungspolitischen Rahmen für die Mehrsprachigkeit auszuarbeiten, der dem
Bedarf der Bürger und der Institutionen an Sprachkenntnissen Rechnung trägt,
indem unter anderem das Recht der Bürger, mit den Organen der Europäischen
Union in einer der Amtssprachen zu kommunizieren, geachtet wird". Wie es in
Ratskreisen in Brüssel heißt, arbeitet die EU-Kommission auch an einem
Strategiepapier zur Förderung der Bildung von Kindern mit
Migrationshintergrund.
In ihrer Funktion als Kulturministerin eröffnete Schmied am Mittwochabend die Ausstellung "Kunst im Dialog" an Österreichs ständiger Vertretung bei der EU in Brüssel. Gezeigt werden 31 Werke von 18 jungen, zeitgenössischen österreichischen Künstlern aus der Artothek-Sammlung des Bundes. Ebenfalls vorgestellt wurde die DVD-Edition "Der österreichische Film", die der Verleger Georg Hoanzl gemeinsam mit dem "Standard" ins Leben gerufen hat.