Das sagt ÖSTERREICH – ein Kommentar von Herausgeber Wolfgang Fellner.
Meine Ansage vor einer Woche, dass ich dem neuen SPÖ-Linksaußen Andi Babler durchaus Chancen auf das Kanzleramt einräumen würde, hat heftiges Echo ausgelöst. Die neuen SPÖ-Fans waren entzückt. Alle anderen haben an meinem Geisteszustand gezweifelt.
Die neue Lazarsfeld-Umfrage für ÖSTERREICH zeigt, dass ich nicht so falsch gelegen bin. Nach nur einer Woche extremer Interviewund Medien-Überdosis hat Babler zu einer beachtlichen Aufholjagd in den Umfragen angesetzt.
Viel schneller als erwartet hat der Vielleicht-eher-dochnicht-Marxist Babler den Vielleicht-eher-doch-nichtKanzler Nehammer nicht nur in der Sonntagsfrage eingeholt sondern sogar in der Kanzlerfrage überholt.
Die Regierung und insbesondere der Kanzler ist derzeit so angeschlagen, dass sogar ein politisches Greenhorn wie Babler als Redhorn fast mühelos vorbeizieht.
So läuft schon nach wenigen Tagen der neuen SPÖ-Ära alles auf das von mir angekündigte Duell Babler gegen Kickl hinaus. Und das wird das spannendste Polit-Duell seit vielen Jahren.
Kickl ist vorerst der haushohe Favorit. Er hat lange alles richtig gemacht, die Regierung k.o. geschlagen: bei Covid und der Impfpflicht, bei der Zuwanderung, bei der Teuerung, sogar bei der ORF-Haushaltsabgabe.
Aber Kickls Anti-Ausländer-,Anti-ORF-,Anti-Teuerungs-Politik fehlt derzeit die Dynamik, man könnte auch sagen: das Herzblut. Der FPÖ-Spitzenkandidat ist oft abgetaucht, er wirkt menschenscheu, derzeit ist keine Offensive in Sicht.
Gegenüber Nehammer war das alles nicht notwendig - den schwer angeschlagenen Kanzler hat Kickl im ersten Gang erledigt. Im Wahlkampf hat Nehammer gegen Kickl kaum eine Chance.
Bei Babler freilich werden die Karten ganz neu gemischt. Babler ist ein politisches Marketing-Talent wie wir es in Österreich lange nicht gesehen haben. Das war schon bei seiner Aufholjagd bei der Mitgliederbefragung sichtbar, war bei seiner Parteitags-Rede faszinierend und ist seit seinem Amtsantritt unübersehbar.
Bei allem Grant über Covid und Impfpflicht, bei aller Verunsicherung über den Ausländer-Ansturm - die Themen, die zum Wahlsieg führen, heißen: Wie stoppen wir die Teuerung? Wie erhöhen wir die Einkommen? Wie helfen wir unseren Kindern zu einem besseren Leben (und zu besserer Bildung)? Wie schaffen wir mehr Gerechtigkeit - bei Urlaub, Arbeitszeit, Einkommen, Ersparnissen?
Babler wird den nächsten Wahlkampf zur "Entscheidungsschlacht" um Österreich machen: Gut gegen Böse. Hoffnung gegen Hass.
Bablers Manko sind seine Jugendsünden und Anfänger-Fehler: vom EU-Amoklauf bis zur Aufforderung, die Schul-Kreuze zu verbrennen. Diese Horror-Ansagen muss Babler überwinden und sich glaubhaft (!) als Politiker der linken Mitte positionieren.
Kickl muss sich das rechte Lager mit der ÖVP und Nehammer teilen, das bremst seinen Erfolg.
Babler dagegen ist gerade dabei, im linken Lager Neos und Grüne abzuräumen - das verhilft ihm in den Umfragen in den nächsten Wochen wohl zu einem Zwischen-Hoch.
Den Wahlkampf wird der gewinnen, der mehr Liebe zu den Menschen und die bessere Marketing-Lawine hat: in den Medien, online bei Social Media, in den TV-Duellen. Das Rennen ist offen -das Duell heißt: Babler gegen Kickl.