Das sagt ÖSTERREICH – ein Kommentar von Politik-Chefredakteurin Isabelle Daniel
Spagat. Wäre Lena Schilling Kandidatin von ÖVP, SPÖ oder gar FPÖ hätten die Grünen dem Standard zugejubelt und wohl erklärt, wen der „Anstand“ nicht wählen würde. Jetzt setzen die Grünen – als wären sie bei Rechtspopulisten in die Wahlkampf-Schule gegangen – lieber eisern auf eine „Jetzt erst recht“-Kampagne.
Verantwortung. Die Art wie die Grünen auf die Vorwürfe gegen Schilling reagieren, lässt freilich selbst eingefleischte Grüne – freundlich ausgedrückt – ratlos zurück. Aus strategischer Wahlkampfsicht ist ihre Flucht nach vorne sogar verständlich. Aber: Mittelfristig entzaubern sich die Grünen gerade selbst. Hat die Partei vergessen, dass sie bei allen anderen gerne „moralisch“ argumentiert? Verstehen die Grünen eigentlich welche Verantwortung sie da jetzt auch für Schilling übernommen haben? Und, dass sie nie wieder moralisierend argumentieren können?
Fehlerkultur. Lena Schilling – unbestritten ein großes Polit-Talent – wiederum sollte in sich gehen. Existenzgefährdende Gerüchte zu lancieren, ist nicht privat. Egal, ob die Quellen vielleicht auch nicht edle Ritter in weißer Rüstung sind. Schilling sollte verstehen, dass sie gefährliche Fehler gemacht hat und sich entschuldigen. An sich arbeiten und dann beweisen, dass sie dazu gelernt hat. Mit 23 ist sie jung genug dafür.