Das sagt ÖSTERREICH – ein Kommentar von Politik-Chefredakteurin Isabelle Daniel.
Zynismus. Kanzler Karl Nehammer fühlt sich missverstanden. Seine Worte – bei einem internen Treffen vor ÖVP-Funktionären – über Frauen in Teilzeit, über ärmere Familien, die ihren Kindern Burger und Pommes bei McDonald’s verabreichen sollten, seien nicht zynisch gemeint gewesen.
Mag sein. Aber viele – sehr viele – Menschen, die seine Worte hörten, haben es genauso empfunden: als zynisch – und sogar noch schlimmer – als herzlos. Dass die ÖVP in der jüngsten Lazarsfeld-Umfrage auf 19 Prozent abstürzt und Nehammer in der Kanzler-Frage hinter SPÖ-Chef Andreas Babler abrutscht, darf die Türkisen nicht überraschen.
Ängste. Vor dem Super-Wahljahr 2024 droht der türkisen ÖVP das, was ihr 2006 unter Wolfgang Schüssel passierte: Als kalt gegenüber den Sorgen und Ängsten der Menschen wahrgenommen zu werden. Ja, die Regierung hat viel Geld ausgegeben, um auch zu helfen. Dabei trifft sie nur selten die richtige Tonalität.
Menschen, die weiterhin mit hohen Energie- und Lebensmittelpreisen konfrontiert sind, wollen nicht hören, wie die ÖVP sich abfeiert oder allen Optimismus anordnet. Nehammer und die Seinen sollten rasch aus der Herzlos-Falle herausfinden. Außer sie wollen bei der Wahl abstürzen.
