Das sagt ÖSTERREICH

Rote Entscheidung für Neustart, Kamikaze oder "Alle haben sich lieb"

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Das sagt ÖSTERREICH – ein Kommentar von Herausgeber Wolfgang Fellner.

Einen Tag haben die SPÖ-Mitglieder noch, um – wenn sie’s nicht schon längst getan haben – ihre Entscheidung für die Parteiführung zu treffen.

Diese Entscheidung wird mit jedem Tag schwieriger, weil sich in dem roten Infight kein zwingender, optimaler Kandidat(in) herauskristallisiert.

Wen soll man als rotes Parteimitglied wählen?

Rendi hat Chancen, nächste Kanzlerin zu werden

Das Manko an Pamela ist, dass sie als Partei-Chefin eine Katastrophe darstellt. Die Partei ist unter ihr – ohne echte Führung – zum Intriganten-Stadl verkommen. Der Partei fehlt nicht nur die Einigkeit, sondern sie hat auch keine Visionen – und sie versagt in der Opposition: Von Corona bis ORF-Zwangs-Steuer dodelt die SPÖ der Regierung lieber hinterher, statt ihr wie Kickl den Kampf anzusagen.

Gegen Pamela spricht, dass mit ihr ein Neustart kaum denkbar ist.

Für Pamela spricht, dass die Mehrzahl der wichtigen Köpfe in der SPÖ (Vranitzky, Ludwig u.v.m.) auf ihrer Seite ist, die Partei deshalb geeint in die Wahl gehen kann. Und sie dann vielleicht dank der Unbeliebtheit von Nehammer, Kogler und Kickl ins Kanzleramt stolpern kann.

Doskozil und sein Intriganten-Stadl wären eine Katastrophe

Die erste Alternative zu Pamela – Hans Peter Doskozil – wäre für die SPÖ eine Katastrophe. Wenn der burgenländische Selbstmord-Attentäter die Mitglieder-Befragung gewinnen sollte, wird es die SPÖ durchrütteln wie bei einem Erdbeben. Die Linken, die Wiener, die Gewerkschafter werden Doskozil die Gefolgschaft verweigern – ein Richtungs-Streit ohne Ende.

Doskozil hat auch keine Chance auf einen Wahl-Erfolg. Denn die rechten Wähler werden 2024 ganz sicher die FPÖ wählen, die Linken aber dann zu einer neuen Linkspartei wechseln. Die SPÖ wird in der Mitte als „Burgenländer-Witz“ (so wie einst unter Sinowatz) zerrieben werden.

Babler ist der Spannendste im Rennen: ein Polit-Kämpfer!

Wirklich spannend ist die zweite Alternative zu Pamela – der neue „Tom Turbo“ der Innenpolitik, Andreas Babler. Von allen Politikern, die derzeit um Wählerstimmen kämpfen, macht Babler eindeutig den stärksten (und im Marketing auch professionellsten) Eindruck. Da ist endlich ein frischer Politiker, von dem man den Eindruck hat, dass er „brennt“, dass er kämpft, dass er Visionen und sogar ein Programm hat, dass er mit den Menschen reden kann – und auch will.

Das Problem an Babler ist sicher seine extreme Links­außen-Position. Man hat den Eindruck, von der KPÖ trennt ihn nicht viel. Doch sein Plan für einen Einigungs-Kongress der SPÖ, für einen Think Tank der „besten 1.000 Köpfe“ für ein Wahlprogramm, für eine Tour durch alle Bezirke – all das erinnert fast an Bruno Kreisky. Wenn jemand Kickl schlagen kann – dann am ehesten Polit-Kämpfer Babler.

Mit Andi Babler geht die SPÖ ein großes Risiko ein: einen Neustart von Linksaußen, aber auch ein Kontakt zu und Verständnis für die Menschen, ihre Probleme.

Die SPÖ-Mitglieder müssen also entscheiden:

  • Neustart mit Babler, seinem Kampfgeist und Bürgernähe.
  • Kamikaze-Rechtskurs mit Doskozil.
  • Oder alles bleibt, wie’s ist: mit der liebenswerten, politisch einschläfernden Pamela.

Mein Gefühl für die Stimmung sagt mir: Babler.

Meine Erfahrung mit den Traditionen dieser Partei sagt mir: Pamela. 

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