Wer nicht wählen geht, darf sich am Sonntag auch nicht über das Ergebnis beklagen
Selten war eine Wahl so spannend – und zwar für alle Parteien. Wer wird Erster im Duell Kickl gegen Nehammer? Wie knapp kommt die SPÖ an Platz 2 heran oder droht Babler der Absturz und damit wohl ein Abschied auf Raten? Und überholen die Grünen auf den letzten Metern doch noch die Neos? So abgedroschen es auch klingt: Am Sonntag könnte wirklich jede Stimme entscheiden.
Eine Stimme für die ÖVP ist eine Stimme für Stabilität. Wer der Meinung ist, dass unser Land im Endeffekt doch nicht so schlecht dasteht und in Krisen (wie zuletzt beim Hochwasser) im Großen und Ganzen gut funktioniert, der sollte sein Kreuz bei der ÖVP machen. Bei Nehammer weiß man, was man bekommt. Das kann man angesichts der letzten drei Jahre Kanzlerschaft gut oder schlecht finden. Überraschung gibt es mit Nehammer jedenfalls keine.
Eine Stimme für die FPÖ ist hingegen eine Stimme für Veränderung. Viele Österreicher sind (zu Recht) wütend: Wegen der aus dem Ruder laufenden Migration, der nach wie vor hohen Teuerung und der unbeliebten Regierung. Wer Türkis-Grün eine schallende Ohrfeige geben will, der wird Kickl wählen.
Eine Stimme für die SPÖ ist eine Stimme für mehr soziale Gerechtigkeit (und Klassenkampf gegen Konzerne und Reiche). Wem Gesundheits- und Sozialpolitik wichtiger ist als Migration und Wirtschaft, für den ist Babler die richtige Wahl. Das Paradoxe: Je größer der Abstand der SPÖ zu Platz 2 ist, umso höher ist die Chance, dass sie (ohne Babler) in eine schwarz-rote Regierung kommt.
Eine Stimme für die Neos ist eine Stimme für eine Ampel. Wer keine Zweier-Koalition (sei es Schwarz-Blau oder Schwarz-Rot) will, der sollte Meinl-Reisinger wählen. Mit dem Risiko, dass der ÖVP damit entscheidende Stimmen fehlen und Kickl Erster wird.
Und eine Stimme für die Grünen ist eine Stimme für Klimaschutz ohne Wenn und Aber. Auch wenn man damit mit ziemlicher Sicherheit eine Oppositionspartei wählt – denn die Chance, dass die ÖVP noch einmal mit den Grünen in eine Regierung geht, ist gleich null.
In einer Demokratie gibt es jedenfalls keine schlechten Stimmen. Also: Gehen Sie wählen!