Traiskirchen

Meningitis-Alarm: Ein Toter im Asyl-Lager

31.07.2014

Jetzt Antibiotika für alle 1.400 Flüchtlinge. Bürgermeister: "Das ist Skandal"

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© TZ ÖSTERREICH/Bruna
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Ein Todesfall warf am Donnerstag seinen Schatten über das politische Ringen um Betreuungsplätze und Quoten: Ein 35-jähriger Somalier, der eine Woche 
im Flüchtlingszentrum Traiskirchen gelebt hatte, starb an Meningitis, einer 
ansteckenden Gehirnhaut-
entzündung. Unklarheit herrschte zuerst über seine Identität – er hatte mit einem 24-jährigen Landsmann den Ausweis getauscht. Er war vor zwei Tagen ins Landesklinikum Baden, dann nach Wien eingeliefert worden, wo er dann verstarb.

Ausgangssperre
Obwohl die Diagnose schon am Mittwoch feststand, wurde erst am Donnerstag im überfüllten Flüchtlingslager reagiert: Weil Meningitis ansteckend ist, gab es eine Ausgangssperre für alle knapp 1.400 Bewohner. Im Laufe des Nachmittags wurden Antibiotika nach Traiskirchen gebracht. Sobald die Me­dikamente eingenommen werden, bestehe keine Ansteckungsgefahr mehr. Traiskirchens Stadtchef Andreas Babler kritisierte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) scharf, diese wies die Anschuldigung zurück.

Aufnahmestopp
Der Tod des Somaliers kommt ausgerechnet einen Tag, nachdem NÖ-Landeschef Erwin Pröll (ÖVP) weitere Aufnahmen in Traiskirchen wegen der „unhaltbaren Situation“ vorerst gestoppt hatte.
 

Bürgermeister: "Das ist Skandal"

Traiskirchens Stadtchef musste aus den Medien von dem Todesfall erfahren.

„Es ist skandalös, dass ich nicht über den Fall informiert wurde.“ Bürgermeister Andreas Babler griff am Donnerstag das Innenministerium an. Er erfuhr aus den Medien von dem Fall: „Es ist wieder zum Ausdruck gekommen, wie schlecht das System funktioniert.“

Im Innenministerin betonte man, dass man auch erst am Donnerstag von dem Fall erfahren hatte.
 

So gefährlich ist Meningitis

Die Gehirnhautentzündung wird u. a. durch Bakterien (Me­ningokokken) ausgelöst. Schwere Krankheitsausbrüche gibt es oft in Entwicklungsländern mit schlechter Gesundheitsversorgung. Frühes Erkennen, Antibiotika und Impfungen sind die besten ­Gegenmaßnahmen. Im Schnitt endet jede zehnte Erkrankung tödlich, in 20 Prozent der Fälle bleiben Langzeitfolgen wie Lähmungen oder Amputationen unabwendbar.

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