Götzhaber saß für den Zentralbetriebsrat im ORF-Stiftungsrat.
Wenn Michael Götzhaber (45) mit 1. Jänner 2012 die Leitung der Technischen Direktion des ORF übernimmt, verliert er zunächst einmal einige Titel. Denn der stille Netzwerker hatte gleich mehrere Funktionen inne, was ihm von einigen Kritikern mitunter den Vorwurf der Unvereinbarkeit eintrug. Als Zentralbetriebsrat war er bis vor wenigen Tagen Mitglied des ORF-Stiftungsrats und wählte dort ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz mit. Schon seit einigen Monaten fungiert er als Vizechef der Technikdirektion. ORF-Kenner gehen davon aus, dass Götzhaber nach seiner Bestellung von ORF-Chef Wrabetz relativ rasch mit der Leitung der Technikdirektion betraut wird, ehe die Amtsperiode im Jänner offiziell zu laufen beginnt.
Ausgebildeter Techniker
Götzhaber ist vor allem eines: Techniker. Als solcher waren ihm im ORF traditionell zahlreiche Karrieremöglichkeiten offen, die er auch nutzte: Am 18. April 1966 in Klagenfurt geboren, absolvierter er zunächst die HTL, bevor er 1988 als technischer Assistent zum ORF-Landesstudio Kärnten kam. Er wurde 1989 Produktionstechniker, 1990 Messtechniker Hörfunk/Fernsehen und 1991 "1. Messtechniker" im Landesstudio.
Seite Mitte der 1990er-Jahre Betriebsrat
Mitte der Neunziger startete er seine zweite Karriere als Belegschaftsvertreter: 1996 wurde Götzhaber Betriebsrat in Kärnten, ab 1999 dortiger Betriebsratschef. Seit 2002 ist er Mitglied des ORF-Zentralbetriebsrates, seit 2004 auch als dessen Vertreter im ORF-Stiftungsrat. Bei der Betriebsratswahl 2008 verdrängte seine SP-nahe "Liste Perspektive" gemeinsam mit der "Liste Unabhängige" von Gerhard Moser den langjährigen bürgerlichen ORF-Betriebsratskaiser Heinz Fiedler von der Spitze. Ausgemacht war, dass die beiden Listenführer sich den Vorsitz aufteilen, wozu es aber nie kam: Zum vorgesehenen Zeitpunkt, dem 1. März 2010, hieß es überraschend, Moser werde die volle Amtsperiode übernehmen. Götzhaber blieb als Leiter des technischen Betriebs in Kärnten - aus familiären Gründen, wie später zu erfahren war.
Dem Ruf der Zentrale folgte er mit etwas Verspätung dennoch: Als Technikdirektor Peter Moosmann verstarb, übernahm Götzhaber gemeinsam mit Harald Kräuter und Karl Petermichl die operativen Agenden und galt fortan als kommender Technikdirektor.
Keine Unvereinbarkeit
Dass Betriebsratsmandat und Management-Karriere gerade im ORF durchaus kompatibel sind, führte Götzhaber gekonnt vor. Entsprechend regte sich bisweilen auch Kritik an der bunten Ämtervielfalt mit widerstrebenden Interessenslagen des Kärntners. Er reagierte stets pragmatisch: Als sein Avancement zum Stellvertreter des Technikdirektors im Jahr 2007 für Vorwürfe sorgte, ließ er mit einem denkwürdigen Zitat aufhorchen: "Optik ist wichtig für Schauspieler und Moderatoren, ich messe nach Leistungen und Qualifikationen." Seine Ämter als Betriebsrat und Stiftungsrat behielt er weiter, bis er an der Spitze der Technikdirektion angekommen war.