PISA-Boykott
Millionenklage gegen Schülerunion
22.04.2009
Das BIFIE droht den Schülervertretern wegen des PISA-Boykott mit einer Klage. Die Schülerunion erwartet einen erhöhten Zulauf für den Streik am Freitag.
PISA-Chef Günter Haider droht der ÖVP-nahen Schülerunion jetzt mit einer Klage über eine Million Euro (so viel kostet die Studie) – wenn die Schülervertreter bis Donnerstag 17 Uhr nicht damit aufhören, zu einem Boykott der Tests aufzurufen. Haider ist Leiter des Instituts BIFIE, das mit der Durchführung der Studie beauftragt wurde und dem Bildungsministerium untersteht.
"Eine Farce"
Im Gespräch mit OE24.at zeigt sich Bundesschulsprecher
Nico Marchetti (Schülerunion) kampfeslustig. Für ihn sei es „eine
Farce“ wenn die die Ministerin zu Verhandlungen aufruft, und zur gleichen
Zeit hinter dem Rücken der Schülerunion „wie wild“ mit Klagen um sich wirft.
Den Grund für die Klagsdrohung sieht der Bundesschulsprecher darin, dass das
BIFIE nervös wird, weil der Aufruf zum PISA-Boykott bislang sehr erfolgreich
verläuft.
Gespräch am Donnerstag
Marchetti hofft nun auf ein Gespräch
mit Ministerin Schmied am Donnerstag. Für zehn Uhr ist ein Termin im Büro
der Ministerin angesetzt, bei dem sie einiges „zu erklären“ habe.
Mehr Streik-Teilnehmer am Freitag?
Die Schülerunion sieht sich
jedenfalls in ihrer Linie bezüglich des PISA-Boykotts und dem Streik
bestätigt. Durch die Klagsdrohung seien unzählige positive Rückmeldungen
anderer Schülervertretungen in ihrem Büro eingelangt. Für den Streik der
Schüler am Freitag, werden nun noch mehr Teilnehmer erwartet.
PISA-Sprecher Robert Allmer über den geplanten Boykott der Studie.
ÖSTERREICH: Wissen Sie, wie viele Schüler den Test
schon boykottiert haben?
ÖSTERREICH: Wie viele Schüler müssten den Test
boykottieren, damit Österreich aus dem internationalen Ländervergleich
rausfällt?
ÖSTERREICH: Wird der Test gewertet, wenn die Schüler
nur eine Frage ausfüllen? |
Schmied "akzeptiert" Klage
Unterrichtsministerin
Claudia Schmied (SPÖ) "akzeptiert" die Vorgangsweise des
BIFIE, verneint jedoch, dass der Brief auf ihre Weisung hin verschickt
wurde. Gleichzeitig rief sie die beiden Streitparteien dazu auf, einen
Konflikt zu vermeiden und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Von
der Klagsdrohung des BIFIE sei das Ministerium erst kurz davor verständigt
worden.
So läuft der Boykott
Hintergrund der Drohung: Dem
österreichischen Bildungssystem droht eine Riesen-Blamage, wenn die
internationale Studie scheitert. Schon vor der Abschaffung der
schulautonomen Tage hatte die Schülerunion zum Boykott des Tests aufgerufen.
Jetzt kommt dazu noch die Wut über die gestrichenen freien Tage.
Der Test läuft seit 15. April, alleine an den ersten beiden Tagen wurden die Tests an neun Schulen von 315 Schülern nicht ausgefüllt. Hält der Trend, würden bis Ende der Tests am 20. Mai hochgerechnet knapp 1.500 Schüler die Bögen nicht ausfüllen. Brisant: Bei über 1.500 ungültigen Tests ist die PISA-Studie gescheitert. |
Schülerstreik am Freitag
Wegen der Kürzung der
schulautonomen Tage hat die Bundesschülervertretung für Freitag einen Streik
ausgerufen. Unter anderem werden die Schüler mittels Ketten-SMS aufgerufen,
am Freitag "nicht in die Schule zu kommen".