„Händewaschen nicht vergessen!“ empfiehlt Gesundheitsminister Stöger auf 300.000 Plakate.
Während die flächendeckende Vorsorge mit einem Impfstoff gegen das H1N1-Schweinegrippevirus nur schleppend vorangeht, hofft nun SPÖ-Gesundheitsminister Alois Stöger, mit viel simpleren Mitteln der Pandemie Herr zu werden.
Der Tipp vom Minister: „Hände waschen“
Er
gestaltete mit seinen Mitarbeitern ein Plakat, das ab kommender Woche
50.000-fach als Poster und 250.000-fach als Merkblatt kopiert unters Volk
gebracht werden soll – in Arztpraxen, Apotheken und Bildungseinrichtungen.
Männer und Frauen werden dabei völlig ausgewogen gleichermaßen zu sehen
sein. Die Kampagne soll zudem besonders günstig sein, nur „einige 1.000
Euro“ kosten.
Die „Informationen“ sind allerdings wenig neu. Stöger rät etwa: „Verwenden Sie Wasser und Seife beim Händewaschen.“ Husten und Niesen sollten die Bürger nicht in die Hände, sondern in den Ärmel. Und: „Lüften Sie mehrmals täglich für jeweils zehn Minuten.“
Erinnerung
Bei Gesundheitsexperten wird dieser neue Vorstoß
unterschiedlich bewertet. Sozialmediziner Michael Kunze sagt gegenüber
ÖSTERREICH: „Die Leute müssen daran immer wieder erinnert werden.“ Er weist
auch daraufhin, dass man auf das Händeschütteln verzichten sollte.
Ex-Ministerin Kdolsky warnt vor Begrüßungsbussi
Ähnlich
sieht das Ex-Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky, die nun den
Geschäftsbereich Gesundheit beim renommierten Unternehmensberater
PricewaterhouseCoopers leitet. Kdolsky sagt gegenüber ÖSTERREICH: „Ich finde
die Kampagne aufgrund des drohenden volkswirtschaftlichen Schadens
prinzipiell in Ordnung. Die Österreicher sind traditionellerweise
Hygienemuffel.“ Allerdings: „Man hat es verabsäumt, in einem Land der
Bussi-Bussi-Gesellschaft auch darauf hinzuweisen, dass jede Form des
Körperkontaktes (vom Händeschütteln über Umarmung bis zum Begrüßungsbussi)
in Zeiten einer Grippewelle hohe Ansteckungsgefahr bedeutet.“
Während man im Gesundheitsministerium die Tipps gerade ins Englische, Türkische, Serbokroatische, Bosnische und Arabische übersetzt, warnte das deutsche Robert-Koch-Institut gestern vor einer neuen Infektionswelle im Herbst.
Bericht
Das Wiener Ludwig-Boltzmann-Institut erklärt im aktuellen
55-Seiten-Bericht: Das H1N1-Virus wurde erstmals bei der Spanischen Grippe
1918 identifiziert und schwirrt seit 1977 weltweit herum. „Das dürfte der
Grund dafür sein, dass ältere Menschen aufgrund des immunologischen
Gedächtnisses seltener an H1N1 erkranken.“