Finanzplanung

Ministerium kritisiert Neue Oberstufe

18.08.2011

Finanzministerium stößt sich an fehlenden Eckdaten zur Kostenkontrolle.

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© TZ ÖSTERREICH / Pauty
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Das Finanzministerium hat in einer nun veröffentlichen Stellungnahme zum Gesetzesentwurf für die Modulare Oberstufe zwar das Bestreben begrüßt, Klassenwiederholungen und damit die Kosten für das Schulsystem zu reduzieren. Gleichzeitig hat das Ressort Kritik an der Finanzplanung des Unterrichtsministeriums geübt: Es fehle "eine solide Basis, um die Kosten des geplanten Vorhabens zu beurteilen".

Modulare Oberstufe
Die Modulare Oberstufe soll bis 2016 an allen 800 AHS-Oberstufen und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) ab der 10. Schulstufe eingeführt werden und die Zahl der Klassenwiederholungen deutlich reduzieren. Dabei wird der Stoff in mindestens zwei Module pro Semester unterteilt, wobei ein negativ absolviertes Modul im nächsten bzw. übernächsten Semester ausgebessert werden kann. Erst ab zwei bzw. in Ausnahmefällen drei negativen Modulen muss die Klasse wiederholt werden, dabei sollen aber die positiven Noten erhalten bleiben. Schüler, denen eine negative Note droht, sollen außerdem von einem Lerncoach und in Förderkursen unterstützt werden. Besonders Begabte sollen im Gegenzug einzelne Semester bzw. Teilprüfungen der Matura vorziehen können. Derzeit laufen an 27 Standorten Schulversuche zur Modularen Oberstufe.

Fehlende Eckdaten
Die Ankündigung von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S), wonach die Umstellung auf ein Kurssystem kostenneutral möglich sein soll, "wird nicht mit quantitativem Datenmaterial (Mengen- und Preisgerüst) untermauert, und entspricht daher nicht den Richtlinien für Ermittlung und Darstellung finanzieller Auswirkungen" von Gesetzesmaßnahmen, heißt es in der Stellungnahme. So fehlen laut Finanzressort Eckdaten wie die Zahl der betroffenen Schüler und die Mittel, die für sie ausgegeben werden, sowie Zahl der Repetenten und die Ausgaben für diese. Auch die Kosten für Maßnahmen wie Lerncoaches und Förderunterricht fehlen. Gefordert wird außerdem eine Prognose, ab wann die Maßnahmen wirken werden und wie stark sie die Zahl der Repetenten verringern könnten.

Kritik kommt an dem Plan, dass der Semesterstoff nicht zentral, sondern an jeder Schule autonom durch die Schulkonferenz in mindestens zwei Kompetenzbereiche untergliedert werden soll. Das Finanzministerium sieht dabei "die Gefahr einer heterogenen Zersplitterung", was vor allem bei einem Schulwechsel dazu führen könne, dass den Schülern Lehrinhalte fehlen oder dass Stoff doppelt abgefragt wird.

Geringere Einsparungen
Der Landesschulrat von Tirol stellt ebenfalls in Frage, ob die Reform kostenneutral möglich sein wird. Er weist in seiner Stellungnahme darauf hin, dass die Einsparungen geringer ausfallen dürften als vom Unterrichtsministerium angeben, da eine geringere Zahl von Repetenten nicht automatisch weniger Klassen oder Gruppenteilungen mit sich bringe. Gleichzeitig warnt der Landesschulrat, dass durch Umschichtungen allein verstärkte individuelle Förderung "sicher nicht erreicht werden kann", dasselbe gelte für Zusatzangebote für Begabte. Der Landesschulrat schlägt daher eine Anhebung der Werteinheiten um fünf Prozent vor.

Inhaltliche Kritik übt der Landesschulrat an der Unterteilung des Semesterstoffs in einzelne Teile, diese sei vor allem in Fächern mit wenigen Wochenstunden "sehr schwierig" und "wird daher abgelehnt". Er ist außerdem gegen die Möglichkeit, dass Schüler ab der zweiten Prüfungswiederholung ihren Prüfer aussuchen können. Der Landesschulrat Tirol befürchtet, dass dies dazu führen könnte, "dass von vielen Schüler/innen der Weg des geringsten Widerstands gegangen wird".

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