Die letzte Regierungssitzung von Schwarz-Orange unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel dauerte nur knapp eine Stunde. Einige Minister nahmen Abschied, Prokops Tod drückte die ohnehin wehmütige Stimmung.
Schüssel betonte im Anschluss, er scheide "entspannt" aus dem Amt und verwies auf die erledigten Reformen etwa im Pensions-, Gesundheits- und Universitätsbereich: "In Summe ist das eine absolut gelungene Bilanz." Und, so Schüssel mit Verweis auf die 13 "Reformdialoge": "Da ist enorm viel weitergegangen."
Vizekanzler Hubert Gorbach (BZÖ) bezeichnete die vergangenen sieben Jahre als "erfolgreiche Jahre" und dankte dem "fordernden Kapitän" Schüssel: "Da wurde einem nichts geschenkt." "Der Abschied schmerzt immer, auch wenn man sich schon lange auf etwas neues freut", zitierte der scheidende Vizekanzler Arthur Schnitzler. Er war ja seit längerem nur noch auf Abruf in der Politik, sein Wechsel in die Privatwirtschaft bereits vor der Wahl vereinbart.
Zum Abschluss wurde eine Broschüre über die Bilanz der seit dem Jahr 2000 an die Journalisten verteilt: "Mit ganzer Kraft für Österreich".
Wehmütige Stimmung
Die Stimmung unter den
Regierungsmitglieder war vor der Sitzung vor allem von Wehmut geprägt. Über
ihre Zukunftspläne gaben sich die scheidenden Regierungsmitglieder teilweise
zugeknöpft. Einige gaben an, sich auf eine Auszeit zu freuen - wie etwa der
scheidende Finanzminister Karl-Heinz Grasser.
Grasser will "die Welt sehen"
"Ich will jetzt
einmal die Welt sehen, reisen, lesen, mich der Kunst und Kultur widmen",
so Grasser. Der Abschied falle ihm vor allem von Bundeskanzler Wolfgang
Schüssel schwer. Mit ihm verbinde ihm eine besondere Freundschaft und
Vertrauensbasis. Gleichzeitig fügte er aber hinzu, "beruflich
endet es, privat geht es weiter". Besonderen Dank sprach Grasser auch
seinem Staatssekretär Alfred Finz aus. Grassers Bilanz über seine Arbeit
fällt - wenig überraschend - positiv aus: "Wenn man das
sieben Jahre lang gemacht hat, dann ist es schön, wenn man dem politischen
Gegner besonders lächelnd ins Gesicht schauen kann", so Grasser.
Gehrer hatte "schöne Zeit"
Bildungsministerin
Elisabeth Gehrer sprach von einer "schönen Zeit". Für sie
beginne jetzt ein neuer Lebensabschnitt. Die letzten Jahre seien für sie
eine Herausforderung gewesen. Was sie in der nächsten Zeit mache, wollte
Gehrer nicht sagen: "Das müssen sie schon mir überlassen."
Rauch-Kallat: "Mehr Lebensqualität"
Keine Wehmut
verspürte hingegen die scheidende Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat: "Ich
freue mich über das, was gelungen ist und auf die Aussicht auf mehr
Lebensqualität."
Prokop drückte die Stimmung
Außenministerin Ursula Plassnik
gab sich äußerst zugeknöpft. Sie werde einiges vermissen, meinte sie nur
knapp. Auch Landwirtschaftsminister Josef Pröll wollte nur kurz gegenüber
den Journalisten Stellung zu seiner Gemütslage nehmen, für ihn stünde heute
das Begräbnis von Liese Prokop im Vordergrund.