ÖSTERREICH
Molterer stellt Steuerreform in Frage
13.09.2008
Der ÖVP-Chef kritisiert im ÖSTERREICH-Interview die Anträge der anderen Parteien. Sie würden mehr als 25 Milliarden Euro kosten.
In einem autorisierten ÖSTERREICH-Interview nimmt Finanzminister Willi Molterer erstmals in ungewohnt scharfer Form zu der Parlaments-Sondersitzung vom Freitag Stellung. Molterer in ÖSTERREICH: "Ich bin entsetzt darüber, was da Freitag im Parlament passiert ist. Die Anträge, die SPÖ, FPÖ, BZÖ und Grüne eingebracht haben, sind nach meiner ersten Berechnung mehr als 25 Milliarden Euro teuer. Da schrillen bei mir als Finanzminister alle Alarmglocken. Werden die Vorschläge von Freitag realisiert, würde das eine Schuldenlawine bedeuten, die alles verwirtschaftet, was wir in 10 Jahren erarbeitet haben."
Steuersenkung nicht mehr finanzierbar?
Molterer äußert vor allem
an der nun ebenfalls für die Abstimmung am 24. September vorgesehene
Halbierung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel Kritik und stellt erstmals in
diesem Wahlkmapf die für 2010 ins Auge gefasste Steuerreform in Frage: "Wenn
das realisiert wird, was SPÖ und FPÖ jetzt vorschlagen - nämlich die Steuer
auf alle Lebensmittel und Medikamente zu halbieren - dann sind 1,3
Milliarden Euro futsch und damit ist die für 2010 geplante Steuersenkung
nicht mehr finanzierbar."
Zuspitzung
Molterer wiederholt diese dramatische Zuspitzung des
Wahlkampfes im ÖSTERREICH-Interview ausdrücklich ein zweites Mal: "Das
muss ich klar und deutlich sagen: Wenn jetzt für die Senkung der
Mehrwertsteuer 1,3 Milliarden Euro verjuxt werden, dann fehlt die Hälfte des
Geldes für die Steuerreform - und dann ist eine wirksame Steuerentlastung
für die Mittelschicht, die wir so dringend brauchen, nicht mehr möglich."
Molterer weiter in ÖSTERREICH: "Die SPÖ hat mir ihren Anträgen Freitag eine Lawine losgetreten, die völlig außer Kontrolle geraten ist. Da brechen jetzt alle Dämme."
Appell
Molterer appelliert im ÖSTERREICH-Interview an die SPÖ,
den Antrag auf Senkung der Lebensmittelsteuer zurückzuziehen. Molterer in
ÖSTERREICH: "Ich appelliere an die SPÖ, dass sie Einsicht zeigt
und von dieser falschen Beschlussfassung Abstand nimmt."
Neues, verschärftes Wettbewerbsrecht
Zudem wird die ÖVP
bereits nächste Woche - also noch vor der Nationalratswahl - im Ministerrat
ein neues verschärftes Wettbewerbsrecht einbringen. Mit dem neuen
Wettbewerbs-Gesetz sollen vor allem die Mineralölfirmen gezwungen werden,
Preissenkungen bei Rohöl über den Bezinpreis sofort an die Konsumenten
weiterzugeben.
Vizekanzler Molterer bestätigt diese ÖVP-Initiative ebenfalls im ÖSTERREICH-Interview: "Wir werden im Ministerrat kommende Woche ein verschärftes, wirklich bissiges Wettbewerbsrecht vorlegen und wollen es dort gleich mit der SPÖ beschließen", sagt Molterer in ÖSTERREICH. Und weiter: "Dieses Wettbewerbsrecht soll klar festlegen: Wenn die Mineralölwirtschaft die Preissenkungen bei Rohöl nicht an die Konsumenten weitergibt, wird es in Zukunft gesetzliche Maßnahmen geben."