ÖSTERREICH-Interview

Lindner: "Würde auch auf Gage verzichten"

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Ihre Entscheidung, auf Stronach-Ticket ins Parlament zu ziehen, bewegt das Land.

Mandat erschlichen, Verratmandat, Geldgier, miserable Posse. Die Entscheidung Monika Lindners, als freie Abgeordnete nun doch ins Parlament zu ziehen, ­löste heftige Debatten aus. Frank Stronach und Kathrin Nachbaur vom Team Stronach sind tief enttäuscht, hatten sie doch nach Lindners Kurzauftritt in der Neo-Partei fix mit der Rückgabe ihres Mandats gerechnet. Doch die strategisch clevere Ex-ORF-Chefin hat ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Am Montag gab sie bekannt, als „freie, unabhängige Abgeordnete“ in den Nationalrat ziehen zu wollen. Die Rutsche dazu hatte ihre Stronach gelegt. Hat sie jetzt den Austro-Milliardär gelegt?

Lindner reagiert auf 
Vorwürfe und Kritik

Im MADONNA-Interview (die besten Passagen lesen Sie unten) erklärt die einst umstrittene ORF-Intendantin jetzt, warum sie ihr Mandat nun doch angenommen hat und wie sie der dadurch ausgelösten heftigen Kritik trotzt. Größter Vorwurf gegen die als ÖVP-nahe geltende 69-Jährige: die Top-Gage als Abgeordnete. Lindner: „Ich würde auf das Geld verzichten, aber unentgeltliche Arbeit wird nicht ernst genommen. Dafür ist mir die Sache zu verantwortungsvoll.“

Ex-ORF-Chefin: "Verstehe Stronachs Enttäuschung"

ÖSTERREICH: Warum haben Sie sich nun doch dafür entschieden, das Mandat anzunehmen?

Monika Lindner: An meinem ursprünglichen Entschluss, mich politisch zu engagieren, hat sich ja nichts geändert. Er wurde lediglich durch die Aussage des Herrn Lugar, mich als Speerspitze gegen ORF und Raiffeisen und ÖVP NÖ einzusetzen, gestört. Diese Aussage hat mich existenziell beschädigt! Für mich ist es ja nicht nur um die Institu­tionen gegangen, sondern um Freunde, die ich dort ­habe. Und das schmerzt!

ÖSTERREICH: Wie hat Frank Stronach damals auf die Aussage Lugars reagiert?

Lindner: Er war genauso entsetzt. Aber man hat ja nichts davon, wenn der Kopf des Teams in Ordnung ist, seine Gefolgschaft aber einfach tut, was sie will.

ÖSTERREICH: Wie gehen Sie mit dem Vorwurf um, Sie hätten das Mandat erschlichen?

Lindner: Das schmerzt, gleichzeitig kann ich die Enttäuschung aus Sicht Stronachs verstehen. Ich beziehe meine Rechtfertigung daraus, dass ich als freie Abgeordnete auch frei entscheiden und Anträge des Team Stronach genauso unterstützen kann wie andere, die ich für richtig halte. Es gibt den Satz: „Man ist nicht, was man ist, sondern das, wofür man gehalten wird.“ Viele scheinen ein Bild von mir zu haben, das nicht der Wirklichkeit entspricht. Ich bin im Grunde genommen ein unabhängiger Mensch, durchaus loyal. Und alle, die mir vorwerfen, ich hätte irgendetwas erschlichen, die mögen sich bitte die Vorgeschichte anschauen.

ÖSTERREICH: Viele waren verblüfft über Ihre Zusage beim Team Stronach, gelten Sie doch als sehr ÖVP-nah.

Lindner: Woher diese Behauptung immer kommt, ist mir ein Rätsel. Vermutlich, weil ich eine bürgerliche Person bin, und das habe ich ja auch nie bestritten. Das ist natürlich ein Unsinn. Auch ein Unsinn ist es, anzunehmen, dass ich mein Mandat einfach nehme und zu einer anderen Partei gehe. Das tue ich sicher nicht, ich schließe das aus!

ÖSTERREICH: Geld sei Ihr 
Motivator, so der Vorwurf …

Lindner: Das ist doch Blödsinn! Ich bin finanziell unabhängig, und die Gage, die jetzt kursiert, stimmt nicht.

ÖSTERREICH: Würden Sie auf Ihre Gage verzichten?

Lindner: Ja, aber ehrenamtliche, unentgeltliche Tätigkeiten werden nicht ernst genommen.

A. Stroh

ORF-Rente + NR-Gage + ASVG-Pension: Lindner casht 18.000 €

■ ORF: Bei rund 7.000 € soll ihre ORF-Pension liegen.

■ Nationalrat: Als Nationalrätin erhält sie 8.307 € brutto pro Monat. Zwar sieht das Bezügebegrenzungsgesetz eine Deckelung zweier öffentlicher Gagen (ORF + NR in Summe 15.307 €) bei 13.291,04 € vor. Allerdings stellte der VwGH im Fall ORF fest: Hier gibt es keinen Deckel. Lindner kassiert also 15.307 €!

■ ASVG-Pension: Und dazu ein ASVG-Pension von 3.000 €. Lindner kann also mit 18.307 € brutto rechnen. Da sie das Team Stronach verlässt, muss sie auch keine Parteisteuer zahlen!

(gü)

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