Schule ohne Noten

Morgen geht die Schule los

02.09.2016

Was neu wird im kommenden Schuljahr. Plus: Die Bildungsministerin im Interview.

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Ab Montag beginnt zunächst in Wien, NÖ und dem Burgenland, ab 12. September dann im Rest Österreichs wieder die Schule für insgesamt 1,1 Millionen Kids. 84.000 davon sind Taferlklassler – sie starten heuer ihre Schullaufbahn, und zwar in einem neuen System. Denn der erste Teil der Bildungsreform kommt nun in den Klassenzimmern an. Die wichtigsten Änderungen:

  • Keine Noten. Volksschulen können künftig entscheiden, ob sie bis zur dritten Klasse Noten oder lieber alternative Leistungsbeurteilungen vergeben wollen.
  • Unterricht. Künftig kann schulstufenübergreifend unterrichtet werden.
  • Kein Sitzenbleiben. Bis zur 3. Klasse Volksschule muss nicht mehr wiederholen werden.
  • Politische Bildung. Das Fach ist die 6. bis 9. Schulstufe im Lehrplan verankert.
  • Ausbildungspflicht. Erstmals gilt die neue Ausbildungspflicht. Wer unter 18 ist, muss Schule oder Lehre absolvieren. Bei Verstößen droht Eltern 500 Euro Strafe.

Hammerschmid will mehr Autonomie für Schulen

Mit diesem Grundschulpaket tritt aber erst einer von vielen Teilen der Bildungs­reform in Kraft. Bildungs­ministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) verrät im ÖSTERREICH-Interview, was noch geplant ist. Sie schickt ihren Gesetzesvorschlag noch im September an ÖVP-Verhandler Harald Mahrer.ÖSTERREICH: Können Sie sich vorstellen, die Sommerferien zu verkürzen und dafür Herbstferien einzuführen?

Sonja Hammerschmid: Es wird das tatsächliche Pro­blem nicht lösen, wenn ich die Ferien einfach teile. Neun Wochen Ferien versus fünf Wochen Urlaubsanspruch der Eltern – an dem ändert sich nichts. Wir dürfen das Thema jedenfalls nicht ohne Einbindung der Schulpartner diskutieren.

© Michael Gruber

Hammerschmid: "Direktoren sollen sich ihre Lehrer selbst aussuchen"

Die Bildungsministerin pünktlich zum Schulstart im ÖSTERREICH-Interview.

ÖSTERREICH: Wie kann man das Betreuungsproblem in den Ferien sonst lösen?

Hammerschmid: Das ist ein Thema, das wir schon länger mitdenken. Es soll möglich gemacht werden, Schulen zu öffnen und Ferienbetreuung anzubieten. Das kann im Rahmen des neuen Ganztagsschulpakets Teil eines Konzeptes sein, das die Schulstandorte einreichen. Zusätzlich haben wir ja schon ein Paket von 750 Millionen Euro beschlossen, das ganztägige Schulen mit Kantinen, Turnsälen etc. ausstattet.

ÖSTERREICH: Müssen Lehrer im Sommer betreuen?

Hammerschmid: Nein, das sind in erster Linie Freizeitpädagogen.

ÖSTERREICH: Mit dem Autonomiepaket sollen die Schulen mehr gestalten können. Was genau kommt da?

Hammerschmid: Hier geht’s darum, dass die Pädagogen an den Standorten sehr weitreichend entscheiden können, wie sie Unterricht gestalten. Sie sollen wirklich einteilen können, braucht es jetzt 50 Minuten für eine Unterrichtsstunde oder braucht es mehr oder weniger, je nach Thema. Sie sollen auch Schwerpunkte setzen können, etwa das Thema „Wald“. Dann gehen sie vielleicht mit den Kindern einen Tag in den Wald.

ÖSTERREICH: Personelle Autonomie wird auch ausgeweitet?

Hammerschmid: Das ist das zweite große Thema in dem Paket. Direktoren sollen künftig in der Lage sein, sich ihre Lehrer selbst auszusuchen. Es ist unglaublich wichtig, dass die Teams passen und auch die Kompetenzen in den Teams. Ein Thema wird dadurch natur­gemäß auch eine Weiterbildung für Direktoren. Denn Autonomie heißt auch, selbstverantwortlich zu agieren, und das muss auch gelernt sein.

ÖSTERREICH: Direktoren sollen sich Lehrer aussuchen und nicht nur ein Veto einlegen können? Was tun, wenn sich dann an manchen Standorten niemand bewirbt?

Hammerschmid: Dann muss man natürlich steuernd eingreifen.Debora Knob

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