Islamische Zentren
Gegner machen wieder mobil gegen Moscheen
26.05.2010
Die Anrainer fürchten "Parallelgesellschaften" und planen Demos für Mitte Juni.
Der geplante Ausbau von Islamischen Kulturzentren in Wien ruft erneut Bürgerinitiativen auf den Plan. Konkret geht es einmal mehr um die Erweiterung des Hauses in der Brigittenauer Dammstraße sowie um ein erst vor kurzem eröffnetes Haus in der Floridsdorfer Rappgasse. Die Anrainer beklagen, dass sie nicht in die Planung miteinbezogen worden seien und warnen vor "Parallelgesellschaften" durch die "Moscheen". Im Juni soll ein Infoabend sowie eine Demonstration abgehalten werden. Der Betreiberverein Atib versichert hingegen, die Anrainer ernst zu nehmen und den Dialog zu suchen.
"Dorfcharakter"
Die Aktivisten der Rappgasse ärgern
sich über einen Bau, der laut Atib-Sprecher Nihat Koca zwei Etagen mit je
800 bis 900 Quadratmeter Fläche umfasst und seit rund zwei Monaten in
Betrieb ist. "Es ist unverständlich, warum die Anrainer nicht vorher
informiert werden", beklagt Leopoldine Weidinger, Sprecherin der Initiative
in der Rappgasse. Man sei nicht gegen Integration oder Gebetshäuser, fordere
aber eine gemeinsame Lösung und die Einbeziehung der Bewohner der
betroffenen "Straße mit Dorfcharakter".
Wo anders hin
Ihren Protest will die Initiative in Form einer
Demo artikulieren, die für den 18. Juni geplant ist, wobei Sympathisanten
vor dem Amtshaus im 21. Bezirk zusammengetrommelt werden sollen. "Das ist
die einzige Sprache, welche die Politiker verstehen", ergänzte
Dammstraßen-Sprecherin Hannelore Schuster. Unterstützt werden Weidinger und
ihre Gefolgschaft von Hans Jörg Schimanek, ehemals BZÖ-Spitzenkandidat und
nun freier Mandatar in der Floridsdorfer Bezirksvertretung. Er plädierte für
eine Standortverlegung auf ein wenig bebautes Grundstück in Strebersdorf, wo
genug Platz für einen solchen Bau sei und das nur fünf Autominuten von der
Rappgasse entfernt liege.
Leichtes Unverständnis
Koca versicherte, dass es seit der
Eröffnung keinerlei Probleme gegeben habe. Man werde die Anliegen der
Anrainer jedenfalls ernst nehmen und das Gespräch suchen. Zudem gebe es
einen Infopoint, der mittwochs zwischen 15.00 und 17.00 Uhr für Fragen zur
Verfügung stehe. Koca verwies außerdem auf den "Tag der offenen Tür", der am
20. April abgehalten worden sei. Bei dem Bau selbst sei im Übrigen keinerlei
Zubau oder äußerliche Veränderung vorgenommen worden.
"Anatolische Tradition"
Die Bürgerinitiative Dammstraße
kämpft schon länger gegen das Ausbauvorhaben des dort ansässigen
Kulturzentrums, das ursprünglich schon seit Jahresanfang um drei Etagen samt
Büros, Wohnungen und Kindergarten aufgestockt werden sollte. Der Baubeginn
wird sich nun bis Sommer 2011 verzögern, so der Atib-Sprecher, der auf
logistische Gründe verwies. Schuster, die bereits im Mai 2009 eine - von der
FPÖ unterstützte - Demo gegen die Erweiterung des Dammstraßenzentrums
organisiert hatte, sah das Hauptproblem heute in den "Vielzweckbauten", in
denen vorrangig Türkisch gesprochen werde: "Wie kann man jemanden
integrieren, der den ganzen Tag in seiner anatolischen Tradition lebt?" Atib
kümmere sich für seine Mitglieder um alles, "von der ORF-Gebührenbefreiung
bis zur Sozialversicherung".
Man wolle in Österreich lebenden, türkischstämmigen Personen Unterstützung in diversen Bereichen geben, strebe nach einem Miteinander mit den Nachbarn und wünsche keinesfalls eine Parallelgesellschaft, hieß es von Atib-Seite. An einem von den Bürgerinitiativen organisierter "Informationsabend" zum Thema "Islam und Europa", der für den 10. Juni im Brigittenauer Stadl vorgesehen ist, sollen unter anderem Fragen wie "Moscheen als Keimzellen der Parallelgesellschaft?" oder "Moscheenstandorte - urbane Fehlplanung?" diskutiert werden.