Fotos von Kindersoldaten könnten bis zum Verbot des türkischen Dachverbands führen.
„Das hat in Österreich keinen Platz. Hier wird es null Toleranz geben“, sagt Bundeskanzler Sebastian Kurz. Die Regierung hat – nachdem Fotos von ATIB (dem größten türkischen Dachverband in Österreich) auf Facebook auftauchten, auf denen kleine Kinder eine Schlacht nachstellen mussten – eine Prüfung von ATIB eingeleitet.
© Screenshot Falter
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Konkret soll überprüft werden, ob dieser Verein gegen das Islamgesetz verstoßen habe. Das Ziel der türkis-blauen Koalition scheint – nach den Fotos von Kindern, die Soldaten in Tarnanzügen und Leichen darstellen – klar: Sie wollen ATIB auflösen. Im Umfeld von Kurz wird seit Jahren vor ATIB und vor der antidemokratischen „Milli Görüs“-Bewegung, die man dort als eine Art „Geheimdienst von Recep Erdogan“ ansieht, „gewarnt“, betonen jetzt die Türkisen. VP-Mandatar Efgani Dönmez sieht im oe24.TV-Interview gar von ATIB und „Milli Görüs“ eine „Schlacht des politischen Islam“ in Österreich ausgetragen (Interview rechts). „Milli Görüs“ gilt zudem als islamistisch und antisemitisch.
ATIB ist mit 65 Moschee-Vereinen in Österreich eine einflussreiche Kraft.
Seit Jahren Vorwürfe gegen türkischen Dachverband
Seit Jahren gibt es freilich immer wieder Vorwürfe gegen beide Vereine – und vor allem den Einfluss aus Ankara auf diese Moscheen in Wien. Die Regierung gelobt nun, den „Kampf gegen den politischen Islam“ weiter zu verstärken.
ATIB-Kindergarten bekam 227.000 Euro
Wien wird immer mehr zum Schauplatz von Machtkampf um Österreichs Muslime.
Die radikal islamische „Milli Görüs“ liefert sich laut dem türkischstämmigen ÖVP-Abgeordneten Efgani Dönmez in Wien einen Kampf um die Macht über die Austro-Türken mit dem muslimischen Dachverband ATIB.
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ATIB vertritt über 60 Vereine mit über 100.000 Mitgliedern in Österreich. Über den Unterverein „Notka“ bekam ATIB 2017 eine Förderung von 227.000 Euro für einen Kindergarten. ATIB stand immer wieder unter Nationalismusverdacht. Aktuell läuft ein Verfahren wegen des Theaterstücks mit „Kindersoldaten“ in einer Wiener Moschee.
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Die nationalistische „Milli Görüs“ (deutsch: „Nationale Sicht“) ist laut deutschem Verfassungsschutz antidemokratisch und lehnt westliche Demokratien ab. Ihr Gründer Necmettin Erbakan gilt als politischer Ziehvater und Mentor von „Sultan“ Recep Tayyip Erdogan.
Dönmez: "Derartige Vereine sollen Zusperren"
Am Donnerstagabend war der VP-Abgeordnete Efgani Dönmez zu Gast bei Fellner! LIVE auf oe24.TV.
ÖSTERREICH: Was sind Ihre Forderungen nach dem Bekanntwerden der Bilder der „Kindersoldaten“ in einer Wiener Moschee?
Efgani Dönmez: Derartige Vereine gehören meiner Meinung nach geschlossen. Die handelnden Akteure sollten fremdenpolizeilich behandelt, also ihre Aufenthaltstitel geprüft werden.
ÖSTERREICH: War das ein Sonderfall, was hier in der Wiener Moschee geschehen ist?
Dönmez: Dieses „Theaterstück“ hat nicht nur in der Moschee in Wien in der Dammstraße stattgefunden, sondern flächendeckend in vielen anderen europäischen Ländern. Man erkennt eine Systematik und Strategie dahinter.
ÖSTERREICH: Sind wir mitten in einer Schlacht des politischen Islam, der in Österreich ausgetragen wird?
Dönmez: Wien hat sich zum Hinterland für diese Vereine und Verbände entwickelt. Kern hat sie als Ansprechpartner gesehen, eine seiner Wahlkampf-Abschlussveranstaltungen 2017 im Kreis dieser Vereine gemacht. Hier erkennt man die Verwebung der Innenpolitik, speziell der SPÖ, mit diesen reaktionären Islamvereinen.
ÖSTERREICH: Der Machtkampf um die Vorherrschaft des politischen Islam in Wien wird also immer brutaler?
Dönmez: Es ist kein Zufall, dass diese Bilder dem Falter zugespielt wurden. Die handelnden Akteure kommen aus dem Umfeld der arabischen Moslembruderschaft. Dezidiertes Ziel ist, die ATIB zu schwächen, um mehr Einfluss auf die islamische Glaubensgemeinschaft zu haben. Man versucht mit vereinten Kräften von „Milli Görüs“ (Anm.: eine antidemokratische islamische Vereinigung) und Moslembruderschaft ATIB zu schwächen.