Justizminister Moser kündigte am Dienstag intern seinen Rücktritt an, bestätigte ihn gegenüber ÖSTERREICH – will in Wahrheit aber gerne weitermachen.
Der Anruf von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner am Handy von Justizminister Josef Moser erfolgte am Dienstag um 19.38 Uhr.
Der Anlass war durchaus dramatisch: Josef Moser, der populärste Minister der Regierung Kurz, hatte wenige Stunden vorher – in einer Budgetverhandlung mit Finanzminister Löger – definitiv seinen Rücktritt verkündet. Ein hochrangiger Augenzeuge: „Moser hat klar und deutlich gesagt, dass sein Rücktritt feststeht, wenn sich Löger beim Justizbudget nicht bewegt, und er das dem Kanzler gleich nach der Rückkehr aus China mitteilen wird.“
Am Handy bestätigte Moser Rücktrittsankündigung
Im Telefonat mit ÖSTERREICH dementierte Moser, einer der ehrlichsten und engagiertesten Politiker im Land, gar nicht lang, schränkte nur ein: „Die Diskussion war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt – es ist schade, dass es immer wieder Personen gibt, die solche Interna frühzeitig nach außen spielen.“
Im folgenden Interview war klar zu spüren, dass Moser bereit ist, vom Rücktritt wieder abzurücken, wenn er von Kanzler Kurz Rückendeckung im Budgetstreit mit Löger und deutlich höhere Budgetmittel bekommt. Moser wörtlich: „Ich bin Reformer aus Leidenschaft, kann aber dabei nur erfolgreich sein, wenn ich auch die entsprechenden Mittel bekomme.“ Und: „Ich mache keine Kompromisse, die ich nicht vor mir selber vertreten kann.“
Nach Kurz-Anruf im Spital: Rücktritt vom Rücktritt
Danach überstürzten sich die Ereignisse. Moser brach nach dem Interview zusammen, wurde von der Rettung mit Blaulicht ins Spital gebracht.
Diagnose: Blutvergiftung nach einer Impfung, bei der sich der Einstich entzündet hatte (Moser gilt als top-fit).
Moser musste bis Montag alle Termine absagen, darunter ein dramatisches Treffen mit den Richtern heute früh, bei dem ihm die Richter einen Streik ankündigen wollten.
Vor der Rückkehr ins Büro wird es schon am Wochenende ein klärendes Gespräch mit Kanzler Kurz geben. Und der ist sich bereits „hundertprozentig sicher, dass Moser Minister bleiben wird“.
Der Kanzler hatte Moser bereits nach der Internetlektüre von ÖSTERREICH aus China gestern um 7.30 Uhr früh am Handy angerufen – und zu seinem Entsetzen im Spitalsbett erreicht. Kurz baute Moser schon gestern am Telefon die „goldene Brücke“ für den Verbleib im Amt: Moser darf die Rücklagen seines Ministeriums auflösen und bekommt die Mittel, die er braucht.
Um 9.45 Uhr schickte Moser aus dem Spitalsbett folgende SMS an ÖSTERREICH: „Führe meine Aufgabe als Reformminister mit vollem Engagement und Tatendrang weiter – Rücktritt ist kein Thema mehr …“