Integration
Muzicant fordert PR-Kampagne pro Einwanderung
19.11.2007
Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Ariel Muzicant, fordert eine "entkrampftere Haltung" der Regierung in der Einwanderungsfrage.
"Hätten wir nicht die kontrollierte Zuwanderung, dann würden wir wahrscheinlich unsere Krankenhäuser, unsere Pflegeheime zusperren und alle Bautätigkeiten einstellen können", so Muzicant. Als ersten Schritt kann er sich eine PR-Kampagne durch die Regierung vorstellen. "Man müsste endlich einmal herausgehen an die Öffentlichkeit und in einer entsprechenden PR-Kampagne die Österreicher informieren: Was bringen uns die Ausländer?"
Vorteile der kontrollierten Einwanderung
"Wir sind alle der
Meinung, dass im Fremdenrecht das Zerreißen von Familien aufhören muss", so
Muzicant zur derzeitigen Praxis in der Ausländerpolitik. Gerade in Fragen
des Asyls könne man sich den Luxus leisten, im Bereich der humanitären
Lösungen die Zahl einfach größer zu machen. Hier müsse die Republik einen
Paradigmenwechsel durchführen und der Bevölkerung klarmachen, "welche
unglaublichen Vorteile unser Land und unsere Bevölkerung durch eine
kontrollierte Einwanderung haben".
Einstellung der Bevölkerung ändern
Muzicant fordert die
Regierung auf, aus der Defensive zu gehen. Derzeit herrsche die Einstellung
in der Bevölkerung, dass es sich bei Einwanderern grundsätzlich um
Kriminelle handle und um eine Belastung. "Österreich verdankt das Wachstum
des Bruttonationalprodukts der Osterweiterung." Auch die "ganze Konjunktur
wäre beim Teufel", gebe es keine kontrollierte Zuwanderung.
"Respekt vor dem Anderssein"
"Grundsätzlich ist die
Frage der Integration nicht eine Frage der Assimilation, sondern eine Frage
des Respekts der anderen", meint der IKG-Präsident. "Wenn Sie eine
Bevölkerungsminderheit integrieren wollen, müssen Sie sie zuerst in ihrer
Eigenheit stärken. Wenn Sie also wollen, dass die Muslime wirklich gute
Österreicher werden, dann geben Sie ihnen doch die Chance, sich als Muslime
zu organisieren, ihre Kultur und ihre Religion zu pflegen." Aus einer
Position der gestärkten Identität könne man dann auch eine österreichische
Identität entwickeln "und gemeinsam mit den anderen Österreichern eine
Bevölkerung bilden". Zusatz: "Aber dazu bedarf es des Respekts vor dem
Anderssein."
"Österreich ist nicht Deutschland"
Muzicant ist
sich sicher: "Solange man versucht, Minderheiten zur Assimilation zu
zwingen, wird man genau den gegenteiligen Effekt haben. Man wird sie in ein
Ghetto stoßen und man wird sie dazu bringen, nicht volle Mitglieder der
österreichischen Gesellschaft zu werden." und er stellt sich die Frage:
"Warum darf es nicht Österreicher mit Kopftuch geben? Nur weil irgendjemand
erklärt hat, dass es nicht den deutschen Werten entspricht? Quatsch! All
jene, die Österreich zu einem rein deutschen Land machen wollen, die sollten
die Koffer packen und nach Deutschland gehen. Denn Österreich ist
Österreich, Gott sei Dank, und nicht Deutschland."