Nach Eklat in Pressestunde

ORF wehrt sich nach Strache-Attacke

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ORF kritisiert "seltsames Medienverständnis" von Strache. FPÖ reitet weiter Attacken.

Die FPÖ reitet nach der "Pressestunde" Attacken gegen die ORF-Redakteurin Patricia Pawlicki. Generalsekretär Herbert Kickl kündigte an, den ORF-Publikumsrat "mit dem skandalösen Verhalten" Pawlickis befassen: Sie habe gegenüber Parteichef Heinz-Christian Strache "Feindseligkeit" an den Tag gelegt. Die ORF-Journalisten setzen sich allerdings zur Wehr. Schützenhilfe erhalten sie von SPÖ und Grünen und von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz .

Wrabetz: "Kein Politiker kann sich aussuchen, von welchem ORF-Journalisten er interviewt wird"
ORF-Generaldirektor Wrabetz stellt sich nach der Strache-Attacke hinter "seine" Journalisten und Mitarbeiter und insbesondere hinter die Journalistin Patricia Pawlicki. Sie sei eine "bewährte und erfahrene ORF-Journalistin und -Moderatorin, die in der gestrigen "Pressestunde" mit unzulässigen persönlichen Unterstellungen konfrontiert wurde", so der ORF-Chef in einer Aussendung. Wrabetz weist diese Unterstellungen und die in der Folge geäußerten politisch motivierten Angriffe gegen Pawlicki und den ORF "entschieden zurück". Außerdem lasse Wrabetz es nicht zu, dass ORF-Journalisten unter Druck gesetzt werden: "Kein Politiker kann sich aussuchen, von welchem ORF-Journalisten er interviewt wird und wer welche Sendung moderiert. Dies wird auch in Zukunft so beibehalten werden."

ORF-Journalisten setzen sich zur Wehr
Der Redakteursrat des ORF stellte sich am Montag hinter die "Pressestunde"-Moderatorin: Der Vorfall markiere einen "neuen Tiefpunkt" im "seltsamen Medienverständnis der FPÖ", die die Medienwelt in "gut" und "böse" aufteile und mit kritischen Fragen nicht umgehen könne, hieß es in einer Aussendung. "Persönliche Untergriffe und Vorwürfe" hätten in einer politischen Diskussionssendung nichts verloren. "Es bleibt Strache unbenommen, Details aus seinem Privatleben via FPÖ-Parteipressedienst zu veröffentlichen", so die ORF-Redakteure. "Das Privatleben von Journalistinnen und Journalisten via FPÖ-Parteifernsehen öffentlich machen zu wollen, ist allerdings ein neuerlicher Tiefpunkt im Medienverständnis dieser Partei."

Strache-Attacke in der ORF-Pressestunde

Anlass war ein Schlagabtausch zwischen Strache und Pawlicki in der sonntäglichen ORF-"Pressestunde". Der FP-Chef hatte ihr vorgehalten, dass der von ihrem Ehemann geleitete "Kurier" den Wohnsitz seiner früheren Lebensgefährtin "fotografiert und in der Zeitung veröffentlicht" habe. Pawlicki konterte, dass ihre Ehe nichts zur Sache täte - und warf Strache vor, "dass Sie mein Haus abgefilmt haben und dass Sie und Ihre Leute versucht haben, mich zu stalken".

Das Video zur Pressestunde finden Sie hier!

FPÖ bestätigte "einmaligen Besuch" bei Pawlickis Haus
Kickl bestätigte in der Folge einen "einmaligen Besuch" eines FPÖ-Kamerateams bei ihrem Haus als "Reaktion" auf den "Kurier", aber die Aufnahmen seien nie gezeigt worden. Brandstätter wiederum erklärte gegenüber der APA, dass die Ausstrahlung des fertigen Beitrags im freiheitlichen Video-Channel "FPÖ-TV" bereits auf Twitter angekündigt worden sei. "Nur weil wir mit rechtlichen Konsequenzen gedroht haben, ist er zurückgezogen worden." Was die Fotos vom Wohnsitz der damaligen Freundin Straches anging, habe dieser schon vorher Bescheid gewusst und "nichts dagegen gesagt" (was wiederum von der FPÖ-Pressestelle dementiert wurde, die sich am Montag auf Twitter einen Schlagabtausch mit Brandstätter lieferte).

Hick-Hack geht per Presseaussendungen weiter
Die FPÖ schoss sich dann am Montag gleich mehrfach auf Pawlicki ein. Kickl fand in einer Aussendung, sie "habe jeden Anschein an Objektivität fallen gelassen". Das "aggressive Verhalten" der Redakteurin schade dem Ansehen des ORF und habe "unzählige" Mails und Anrufe empörter Zuseher bei der FPÖ gezeitigt, wusste er zu berichten. Deswegen solle der Publikumsrat sich damit befassen. Nahezu zeitgleich postete der Wiener FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus auf Facebook einen über ein Jahr alten Clip, in dem Pawlicki eine ORF-Parlamentsübertragung kommentiert, als angeblichen Beleg dafür, "wie manipulativ und verlogen der ORF agiert".

Schützenhilfe für ORF von SPÖ und Grüne
Seitens der SPÖ sah Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos in einer "Bespitzelung oder gar Bedrohung gegen Journalisten" einen "demokratiepolitischen Skandal". Die Freiheitlichen versuchten, "kritische Journalisten mundtot zu machen", warnte Darabos, der all dies für einer parlamentarischen Partei "unwürdig" befand. Der Grüne Justizsprecher Adalbert Steinhauser ortete bei Strache "die übliche Täter-Opfer-Umkehr" und "mangelndes Demokratieverständnis einer Partei, die sich offenbar der Kontrolle durch unabhängige JournalistInnen entziehen will".

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