Eisige Aussprache

Nach Eklat:
 Kurz redet
 Klartext 
mit Erdogan

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Nach der Aufregung von Donnerstag folgte die politische Standpauke.

„Der Premierminister sollte nicht abreisen, ohne dass ihm jemand klar gesagt hat, was wir von der Veranstaltung halten“, Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) machte kein Hehl aus seinem Ärger über die Wahlkampfrede von Recep Tayyip Erdogan. Nachdem der konservative türkische Premier am Donnerstag mit seinem „Privatbesuch“ die Stadt in Atem gehalten hatte, traf sich der Außenminister mit Erdogan, um mit ihm „Klartext“ zu reden.

Kurz: »Ein klares, sehr emotionales Gespräch!«
Erdogan hatte Kurz davor tagelang zappeln lassen. Ob das anvisierte Treffen zustande kommt, stand erst Donnerstagabend fest.

Kurz hatte schon vor dem Besuch davor gewarnt, dass der türkische Regierungschef mit seiner Rede für Unruhe sorgen könnte. Am Tag danach sah er seine Befürchtung erfüllt. Dementsprechend ruppig war dann auch das Treffen um 9.45 Uhr im Grand Hotel an der Wiener Ringstraße.

„Das war ein sehr klares und sehr emotionales Gespräch“, berichtete der Außenminister nach dem 55 Minuten langen Treffen. Dass es dabei nicht um den Austausch von Freundlichkeiten ging, ist klar: „Der Premierminister war mehr in der rechtfertigenden Rolle“, kommentierte Kurz, der froh sein dürfte, dass der umstrittene Premier wenig später das Land in Richtung Frankreich verließ.

Bilanz: 14 Verhaftungen, ein verletzter Polizist

Letzte Bilanz des Erdogan-Besuchs:

  • Laut Polizei feierten 13.500 Anhänger den türkischen Premier in und vor der Albert-Schultz-Halle. Die Veranstalter sprechen von 17.000 Besuchern. „Es war bummvoll“, heißt es aus der UETD.
  • Bei der Gegendemo waren laut Polizei 7.500 Menschen, Mitorganisator Nadir Aykut spricht von 10.000.
  • 14 Demonstranten wurden kurzzeitig verhaftet, ein Polizist verletzte sich beim Pfeffersprayeinsatz.

 

Außenminister Kurz im Interview: 
»Es war sehr emotional«

ÖSTERREICH: Wie war das Zusammentreffen mit Premierminister Erdogan?
Sebastian Kurz: Sehr klar und sehr emotional. Es war mir ein Anliegen, ihm zu sagen, was wir von so einer Veranstaltung hier in Österreich halten.

ÖSTERREICH: Was haben Sie ihm gesagt?
Sebastian Kurz: Ich habe versucht klarzumachen, dass Erdogan das Identitätsthema, das ohnehin ein sehr schwieriges ist, noch einmal schwieriger gemacht hat. Diese Art der Einmischung ist schädlich für die Integration. Er hat den Wahlkampf nach Österreich getragen. Das brauchen wir nicht, das lehnen wir ab.

ÖSTERREICH: Haben Sie Erdogan auch auf seinen umstrittenen Süleyman-Sager angesprochen?
Sebastian Kurz: Ich habe viele Inhalte seiner Rede angesprochen. Mir war wichtig, klarzumachen, dass er für Unruhe im Land gesorgt hat und dass wir ganz eindeutig in einigen Punkten nicht einer Meinung sind.

ÖSTERREICH: In seiner Rede hat er die österreichische Mehrheitsgesellschaft kritisiert, hat er das im Gespräch mit Ihnen noch einmal wiederholt?
Sebastian Kurz: Nein, er hat sich bei unserem Gespräch in einer eher rechtfertigenden Rolle befunden.


FPÖ-Chef Strache im Interview: »Respektlos und ein echter Affront«
 

ÖSTERREICH: Recep Erdogan hat in Wien mit einem „Sultan-Süleyman-Vergleich“ für Wirbel gesorgt. Ist die Aufregung verständlich?
Heinz-Christian Strache: Was Erdogan hier getan hat, war absolut respektlos. Sultan Süleyman I. war nichts anderes als ein osmanischer Imperialist, der in Österreich mit der 1. Türkenbelagerung gescheitert ist.

ÖSTERREICH:
Sehen Sie den Vergleich denn als Provokation?
Heinz-Christian Strache:  Es war ein Affront und es zeigt auch, dass dieser Mann mit Demokratie nicht viel am Hut hat, wenn er sich auf einen Gewaltherrscher beruft. Aber für diese Wahlpropaganda, die er abgezogen hat, ist auch die Regierung verantwortlich, die nichts in der Zuwanderungspolitik zuwege bringt und die Auswüchse dieser Parallelgesellschaft duldet. Ich frage mich: Warum schweigt Häupl dazu? Also wäre ich Bürgermeister von Wien, so einen Besuch würde es nicht geben.

ÖSTERREICH: Hätte die Regierung denn den Auftritt verhindern sollen?
Heinz-Christian Strache: Ja, das hätte sie sollen. Und auch können. Ich sage nichts gegen einen echten Staatsbesuch – jederzeit. Aber das hier war ein Privat-Wahlbesuch, der nur zur Propaganda genützt wurde.
 

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