Nach Euro-Gipfel
Fekter: Wirbel um Nazi-Vergleich
17.09.2011Finanzministerin tappte in ÖSTERREICH-Interview in Fettnäppfchen-Falle.
Es dauerte eine Nacht lang, ehe sich das Land sicher war, dass hier eine Grenze überschritten wurde. Dann allerdings kam die Entrüstung in hohen Wellen.
In ÖSTERREICH zog Finanzministerin Maria Fekter am Rande des Ecofin-Treffens ins Wroclaw einen gefährlichen Vergleich
. „Es werden im Moment große Feindbilder aufgebaut, gerade gegen die Banken oder die Reichen. So was hatten wir schon einmal, damals ging es gegen die Juden, aber in Wahrheit waren ähnliche Gruppierungen gemeint.“ Harter Tobak.
Seit gestern überschlagen sich die Reaktionen, die meisten finden den Spruch zumindest „grenzwertig“. Empört auch Koalitions-Partner SPÖ. Verteidigungsminister Norbert Darabos: „Dieser Vergleich ist ein Hohn für die Überlebenden der Nazi-Gräuel und Angehörigen von Millionen von NS-Opfern.“ Seine Parteikollegen in Oberösterreich forderten – ebenso wie Grünen-Chefin Eva Glawischnig – Fekter gleich zum Rücktritt auf. „Da bleibt nur eines: entschuldigen und sofort gehen“, so die harsche Reaktion von OÖ-Landesgeschäftsführer Christian Homer.
In der ÖVP sorgte der Fekter-Sager für helle Aufregung, Vizekanzler Michael Spindelegger konferierte den ganzen Tag über mit seinem Team, will heute in der ORF-Pressestunde eine Klarstellung versuchen. Die Partei drängte Fekter zu einer Entschuldigung, die Finanzministerin verweigerte sich, gab nur eine Erklärung ab. „Ich weise den Vorwurf einer möglichen Verharmlosung der Judenverfolgung entschieden zurück“, so Fekter und präzisierte: „Ich habe lediglich eine hetzerische Entwicklung zum Ausdruck gebracht.“
Caritas-Direktor: „Das ist völlig inakzeptabel“
Einen Rüffel kassierte die Finanzministerin, die ihre Aussage vor einem „historisch-philosophischen Hintergrund“ sehen wollte, aber sogar von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ): „Vor allem Regierungsmitglieder sind aufgrund ihrer Vorbildfunktion gefordert, sich hier sensibel zu verhalten.“ Auch Caritas-Direktor Michael Landau zeigte sich erschüttert über den saloppen Umgang mit geschichtlich so punzierten Bildern. „Das ist schockierend und völlig inakzeptabel.“