Besorgniserregend

Nach Kritik an Regierung: Christoph Waltz legt nach

16.02.2019

Oscar-Preisträger wird in Interview erneut politisch. 

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Christoph Waltz sorgte diese Woche für große Aufregung. Im Interview mit der „Welt“  nahm sich der gebürtige Wiener mit deutscher und österreichischer Staatsbürgerschaft kein Blatt vor den Mund: Ja, er leide an Österreich, so Waltz auf die (etwas suggestive) Frage des Welt-Reporters, denn: „Ich finde die politischen Entwicklungen besorgniserregend.“
 
Waltz meint, das stellte er dann klar, die Regierung von Sebastian Kurz (ÖVP) und Heinz-Christian Strache (FPÖ), die er für populistisch hält. Waltz: „Vieles von der gegenwärtigen Stimmung hat zwar auch vorher sicher existiert. Nur hat es jetzt einen Ausdruck.“
 
Nach Österreich, so Waltz, könne man derzeit „ja auch gar nicht hin“. Er gibt aber zu. „Ich entnehme das Tagesgeschehen ja nur der Presse, erlebe es nicht selbst – ein Riesenunterschied.“

Dystopische Zukunft

Im Interview mit Ö3 legt Waltz mit seiner Kritik nun nach. Man sei schon längst in einer dystopischen Zukunft (wie es in seinem neuen Film gezeigt wird) angekommen. Man würde dies aber nur aus der Entfernung erkennen. „Wenn es uns gelänge, eine Regierung zu finden, die im Interesse der Allgemeinheit – also für uns, statt irgendeinem seltsamen Umtrieb, von dem man nicht wirklich weiß, wo es uns zugutekommen soll, dann wären wir schon einen Schritt weiter“, so Waltz weiter. 
 
Waltz macht derzeit in Deutschland Werbung für deinen neuen Film „Alita: Battle Angel“. Dieser lief am Donnerstag auch in den österreichischen Kinos an. 
 

Waltz: "Finde die politischen Entwicklungen besorgniserregend."

Welt: Wie oft sind Sie noch in Deutschland?

Waltz: Wenn ich muss.

Welt: Ist es ein bisschen, wie in eine andere Welt zurückzukommen, wenn Sie Deutschland besuchen oder auch Ihre eigentliche Heimat, Österreich ...

Waltz: ... nach Österreich kann man im Moment ja auch nicht hin! Aber ja: Die Entfernung spielt eine Rolle. Ich entnehme das Tagesgeschehen ja nur der Presse, erlebe es nicht selbst, das macht einen Riesenunterschied.

Welt: Leiden Sie an Österreich?

Waltz: Ja, sehr. Ich finde die politischen Entwicklungen besorgniserregend. Ich weiß nicht genau, wie es sich anfühlt, wenn man dort ist. Ich war im Sommer eine Woche in Wien, da war das Unheil ja schon in vollem Lauf ...

Welt: Sie meinen die seit etwas mehr als einem Jahr regierende Koalition unter Kanzler Sebastian Kurz von der ÖVP, zu der auch die rechtspopulistische FPÖ gehört.

Waltz: Ja. Vieles von der gegenwärtigen Stimmung hat zwar auch vorher sicher existiert. Nur hat es jetzt einen Ausdruck.

Welt: Diese Entwicklung, dass Populisten in die Parlamente und die Regierungen kommen, betrifft ja nicht nur Österreich, sondern immer mehr Länder.

Waltz: Ja, der freie Fall.

Welt: In den USA haben sich vor den Midterm Elections viele Ihrer Kollegen sehr engagiert für die Demokraten gegen Trump eingesetzt. Selbst diese Art des Engagements scheint derzeit nicht viel zu bewegen. Diskutieren Sie darüber mit Kollegen in Hollywood?

Waltz: Man sollte sich in dem Zusammenhang vor einem hüten: vor europäischem Chauvinismus. Die sind nicht alle doof da drüben. Wäre Trump direkt gewählt worden, hätte er verloren. Es gibt einen Teil der Bevölkerung, der dagegen ist, der Widerstand leistet. Aber es geht ja nicht nur um Trump. Trump ist nur ein Symptom einer gesellschaftlichen Entwicklung. Und als Nebeneffekt könnte in dem Widerstand etwas Positives entstehen. Ob das aber zur Wirkung kommt, überhaupt gelassen wird, wird man noch sehen.

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