Nach Sturz von Kurz

Wird ein Beamter neuer Kanzler?

28.05.2019

Bis Freitag möchte Alexander Van der Bellen einen Kurz-Nachfolger präsentieren. 

Zur Vollversion des Artikels
© APA/ROBERT JAEGER
Zur Vollversion des Artikels

Für Alexander Van der Bellen stehen weiterhin sehr lange Tage auf dem Plan: Nachdem er Sebastian Kurz und dessen Minister nach einem Misstrauensvotum von SPÖ, FPÖ und Liste Jetzt gestern „entlassen“ musste, sucht er jetzt nach einem passenden Übergangskanzler. Dieser soll eine neue Regierung bis zur Na­tionalratswahl im Herbst und der anschließenden neuen Regierungsbildung verwalten. Gestern Nachmittag bat der Bundespräsident dazu noch einmal alle Klubchefs zu sich in die Hofburg.

Der einstige Professor will sicherstellen, dass die neue Verwaltungsregierung – sie kann nichts mehr Großes beschließen – eine „breite Zustimmung“ im Parlament hat.

Beamter könnte am Freitag als Kanzler angelobt werden

Zeitplan. Geht es nach dem Bundespräsidenten, soll zumindest bis Freitag – derzeit führt der bisherige VP-Finanzminister Hartwig Löger die ­Geschäfte – ein neuer Übergangsregierungschef feststehen, wenn nicht gar angelobt werden.

Insider aus der Hofburg ­sagen ÖSTERREICH, dass es „immer wahrscheinlicher“ werde, dass Van der Bellen eine Beamtenregierung bestellen wird.

Auch der neue Bundeskanzler dürfte ein einstiger oder jetziger Beamter werden. Als vorstellbar wurde etwa der einstige Eurogruppenchef und langjährige Sektionschef im Kanzleramt Thomas Wieser genannt, da Van der Bellen jemanden mit „europapolitischer Erfahrung“ wolle. Daher soll auch der ehema­lige Präsident des Verfassungsgerichtshofes, Gerhart Holzinger, abgesagt haben. Überhaupt sollen dem Bundespräsidenten gleich mehrere Experten für den Kanzler-Job abgesagt haben, heißt es.

VdB will genügend Frauen in neuer Regierung haben

Im kleinen Kreis soll Van der Bellen auch klargemacht haben, dass er „ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern“ in der Regierung wolle. Die bis vor Kurzem mächtigste Beamtin des Kanzleramtes war Nicole Bayer, die allerdings einst Kabinettschefin von Ex-SP-Kanzler Werner Faymann war. Ihr Nachfolger, der VP zu­zurechnen, ist Dieter Kandl­hofer, der die Sektion 1 im Kanzleramt leitet. Aus den Ministerien könnten ebenfalls Sektionsleiterinnen als neue Ministerinnen bestellt werden.

Plan B: Ex-Kommissar Franz Fischler

Noch im Spiel als Kanzler sei Franz Fischler, gegen den die FPÖ aber revoltieren würde. VP-Chef Kurz hat für seine Partei die Devise ausgegeben, dass „wir jeden respektieren werden“. Einige Experten, etwa eben Gerhart Holzinger als Justizminister, könnten jedenfalls als Minister angelobt werden, sagt ein Vertrauter des Bundespräsidenten. Kaum Chancen auf eine Wiederangelobung – sie führen derzeit die Geschäfte interimistisch weiter – hätten hingegen jene Experten, die erst vergangene Woche vom Präsidenten angelobt wurden. Eine Neubestellung wäre nach der Abwahl ein schwieriges Zeichen“, so ein Experte aus der Hofburg. (I. Daniel)

Zur Vollversion des Artikels